Heutzutage funktioniert der Zeitungsdruck auf Basis der Computer-to-Plate-Technologie (CtP) oder ihrer Weiterentwicklung Computer to Press. Hierbei wird die Druckplatte unmittelbar mit Daten aus dem Computer bebildert – bei der CtP-Technik findet der Vorgang in einem Belichter statt, bei Computer to Press direkt in der Druckmaschine. Drei Punkte sind im Zeitungsdruck immer wichtig:
Deshalb kommt als Druckverfahren in erster Linie der Rollenoffset zum Einsatz. Der Offsetdruck ist das ausgereifteste Hauptdruckverfahren, was Druckqualität und Produktionstechnik angeht, der Rollenoffset seine besonders produktive Variante. Er beruht auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser: Die nicht zu druckenden Elemente der Druckplatte nehmen Wasser an und stoßen Farbe ab, die zu druckenden Elemente (z. B. Buchstaben) verhalten sich umgekehrt. Die Farbe wird zuerst von der Druckform auf einen Zylinder, dann auf den Bedruckstoff übertragen.
Im Rollenoffset-Druckverfahren unterscheidet man zwischen dem Coldset, der für den Buch- und Zeitungsdruck eingesetzt wird, und dem Heatset. Bei letzterem wird das Druckprodukt vor dem Falzen getrocknet und gekühlt; eingesetzt wird der Heatset in erster Linie für Werbedrucksachen (z. B. Broschüren) und Zeitschriften. Der Zeitungsdruck auf einer Rollenoffset-Maschine im Coldset läuft in den folgenden vier Schritten ab:
⇒ Nähere Informationen zum Rollenoffset-Verfahren finden Sie hier.
Einen Einblick in den Zeitungsdruck gibt das folgende Video. Es zeigt die Abläufe in einer Druckerei und veranschaulicht die Funktionsweise des Rollenoffsets. Der Film beginnt beim Einlegen der Rolle – pro Ausgabe werden bis zu 22 Tonnen Papier bedruckt – und dem Belichten der Druckplatten. Es folgen Druck, Falzen, Schneiden. Nach Qualitätskontrolle und Druckweiterverarbeitung wird die Zeitung zum Leser gesandt.
Die Dimensionen der heute gängigen Zeitungsformate gehen auf die DIN 16604 von 1973 zurück. Grund für die Normierung war, dass die Zusammenarbeit von Werbetreibenden und Zeitungsdruckern vereinfacht werden sollte. In der DIN werden die folgenden drei Zeitungsgrößen hinsichtlich Satzspiegelbreiten, -höhen und Spaltenbreiten definiert:
Die Größen werden in Breite mal Höhe für die nicht aufgeschlagene Zeitung angegeben.
Auflösung und Farbprofil sind wohl die am häufigsten nachgefragten Standards für den Zeitungsdruck. Eine gängige Auflösung für Bilder sind 200 dpi, ein gängiges Profil ist ISOnewspaper26v4. Doch Vorsicht: Dies sind nicht die einzigen Richtlinien, die man beachten muss. Deshalb, und weil sie von Haus zu Haus abweichen können, sollten sie immer direkt beim Verlag bzw. Drucker erfragt werden.
Der moderne Zeitungsdruck hat mehrere Erfinder. Johannes Gutenberg legte mit den beweglichen Drucklettern, die er in Serie fertigte, 1444 den Grundstein für die massenhafte Verbreitung des gedruckten Worts. Es folgten zahlreiche weitere Erfindungen und Weiterentwicklungen – meist unabhängig voneinander. Sie waren jedoch allesamt notwendig für die Entwicklung des heutigen Zeitungsdrucks:
1796 | Der Deutsche Alois Senefelder entdeckte die Lithografie, Basis für die Entwicklung des Offsetdrucks mehr als hundert Jahre später. |
1812 | Gutenbergs Tiegeldruckpresse wurde von der Zylinderdruckmaschine abgelöst. Ihr Erfinder: der deutsche Buchdrucker Friedrich Koenig. |
ab 1846 | Die Rotationsdruckmaschine des Amerikaners Richard March Hoe ersetzte die Zylinderdruckmaschine. |
1904 | Der Amerikaner Ira W. Rubel und der in den USA lebende deutsche Immigrant Caspar Hermann erfanden den Offsetdruck. |
1970er-Jahre | Der Offsetdruck entwickelte sich zum wichtigsten Verfahren für den Zeitungsdruck. |
1993 | Auf der Druckmesse IPEX wird der erste Belichter für die CtP-Technologie vorgestellt, die heute die Basis für den Zeitungsdruck im Rollenoffset-Verfahren ist. Als Erfinder von CtP gilt der Schweizer Thomas Kälin. |
⇒ Weitere Informationen zum Offsetdruck finden Sie hier.
15,56 Millionen Tageszeitungen werden durchschnittlich pro Erscheinungstag verkauft, das hat die IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) für das vierte Quartal 2018 ermittelt; dazu zählen auch die Sonntagsausgaben und Sonntagszeitungen. Damit liegt der Auflagenrückgang im Vergleich zum letzten Quartal 2017 bei 4,11 %. Bei den E-Paper-Ausgaben verzeichnet die Tageszeitung einen Zuwachs um 9 % auf 1,39 Millionen verkaufte Exemplare pro Tag. Die Gesamtauflage an Zeitungen und Zeitschriften sieht pro Erscheinungstag folgendermaßen aus:
Laut Statistischem Bundesamt waren Zeitungen und Anzeigenblätter im Jahr 2018 die Nummer drei in der Produktstruktur der Druckindustrie (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) – nach den Werbedrucken und Katalogen und nur knapp hinter den bedruckten Etiketten. Die Anteile der verschiedenen Erzeugnisse an der Gesamtproduktion gliederten sich wie folgt:
Bei den Nettowerbeeinnahmen lagen die Tageszeitungen 2018 laut Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft erneut auf dem zweiten Platz, die Anzeigenblätter folgten auf Rang drei. Die folgende Übersicht zeigt, wie sich die Erlöse aus der Werbung seit 2015 auf die verschiedenen Mediengattungen verteilten, und die untenstehende Grafik veranschaulicht die prozentualen Anteile für 2018.
Nettowerbeeinnahmen 2018 in Mio. Euro |
2017 | 2016 | 2015 | |
Fernsehen | 4.537 | 4.591 | 4.560 | 4.422 |
Tageszeitungen | 2.219 | 2.386 | 2.532 | 2.651 |
Anzeigenblätter | 1.723 | 1.857 | 1.917 | 1.811 |
Online und Mobile | 1.755 | 1.639 | 1.517 | 1.425 |
Außenwerbung | 1.164 | 1.151 | 1.033 | 1.005 |
Zeitschriften (Publikum) | 915 | 965 | 1.015 | 1.075 |
Fachzeitschriften | 1.685 | 834 | 865 | 862 |
Verzeichnismedien | 738 | 790 | 845 | 892 |
Hörfunk | 789 | 784 | 768 | 743 |
Wochen- und Sonntagszeitungen | 134 | 138 | 144 | 155 |
Filmtheater | 78,5 | 93 | 88 | 95 |
Zeitungssupplements | 79 | 79 | 79 | 79 |
Die aktuellen Zahlen zu den Produktionswerten der deutschen Druckindustrie werden vom Statistischen Bundesamt – auf Basis der Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten – erhoben und vom Bundesverband Druck und Medien (BVDM) bereitgestellt. Im Folgenden zeigen eine Übersicht und eine Grafik, wie sich der wertmäßige Umfang (in Millionen Euro) des Anzeigenblatt- und Zeitungsdrucks über die letzten sieben bzw. acht Jahre entwickelte.
Wert Produktion 2018 in Mio. Euro | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | |
Tageszeitungen | 866 | 874 | 868 | 869 | 917 | 856 | 901 |
Wochenzeitungen | 176 | 175 | 210 | 219 | 219 | 221 | 223 |
Anzeigenblätter | 190 | 194 | 200 | 185 | 197 | 209 | 228 |
gesamt | 1.232 | 1.243 | 1.278 | 1.273 | 1.333 | 1.286 | 1.352 |
Mit dem eigenen Zeitungsdruck – für Tageszeitungen oder Anzeigenblätter – sind viele Druckereien nicht mehr ausgelastet. Wie sieht ihre Zukunft aus? Manche verringern die Kapazität, andere suchen alternative Märkte. Zeitungsdruckereien sind also auf neue Geschäftsmodelle angewiesen. Wie Experten die Zukunft des Zeitungsdrucks sehen, zeigen die folgenden Statements vom “Zeitungsgipfel”, 2015 veranstaltet von Deutscher Drucker und BVDM.
“Eins muss klar sein”, sagte Matthias Tietz, Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Druckerei (RBD) in Düsseldorf und BVDM-Vizepräsident sowie Ausschussvorsitzender Technik + Forschung. “Wir sind prinzipiell austauschbar geworden. Ein Kunde kann bei uns drucken, er kann woanders drucken.” Seine Folgerung aus diesem Wandel: “Wir müssen uns mehr als Unternehmer in einem wirtschaftlichen Umfeld verstehen, unser Angebot neu aufstellen und an die Dinge anders herangehen. Dann werden wir als Druckerei, die auch Zeitung druckt, Zukunft haben.”
Der Wandel im Selbstverständnis der Zeitungsdruckereien bringe Folgen für die Kunden mit sich, berichtete Dr. Klemens Berktold, Geschäftsführer der Funke Druck GmbH in Essen: “Wir sind zwar möglicherweise austauschbar geworden, aber mittlerweile sind die zur Verfügung stehenden Kapazitäten für Fremdaufträge teilweise sehr klein geworden. Wir sind jetzt schon an dem Punkt, Kunden sagen zu müssen, dass wir ihre Aufträge möglicherweise nicht drucken können.” Je mehr Druckereien ihre Kapazitäten verringerten, desto weniger Möglichkeiten blieben den potenziellen Auftraggebern: “Sie waren ja immer davon überzeugt, über viele Alternativen zu verfügen und haben deswegen auch nie auf längerfristige Druckverträge gehofft oder gar nicht verhandelt.”
Im Extremfall – abhängig von der Größe des Kunden und seiner Region – könne laut Dr. Berktold die Folge sein, dass ein Kunde fragen müsse: “Wie viel Geld muss ich euch auf den Tisch legen, damit ihr eine Maschine reaktiviert und nur mich exklusiv auf dieser Maschine druckt.” Und er fasste zusammen: “Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ist in einigen Regionen an einem Wendepunkt angekommen.”
Je nach Größe einer Zeitungsdruckerei müsse in der Firmenpolitik der Umgang mit Fremdaufträgen fixiert sein, darin waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. Ein kleineres Unternehmen können sich von Zeit zu Zeit noch Bauchentscheidungen zugunsten von Kundenwünschen leisten, ein größeres Haus dagegen müsse sich im Sinne einer Null-Risiko-Linie ausschließlich an den Bedürfnissen des Verlags orientieren.
Wolfgang Poppen, Verleger und Geschäftsführer des Badischen Pressehauses sowie BVDM-Präsident, führte zu den neuen Möglichkeiten der Zeitungsverlage aus: “Wir kommen gar nicht darum herum, auch in diesen Medien wie Facebook stattzufinden und aufzunehmen, was da läuft. Und das, was dort gut funktioniert, muss sich zumindest in Teilen in der gedruckten Zeitung abbilden.” Sein Fazit: “Themen, die online laufen, können nachher im Print vermarktet werden.”
Für Dr. Klemens Bertold liegen neue Möglichkeiten auch in kostenlosen gedruckten Zeitungen, wie sie beispielsweise Verlage in der Schweiz produzieren: “Wenn ich über zukünftige verlegerische Produkte nachdenke, dann muss ich mir im Grunde ein Produkt mit ähnlicher Kostenstruktur vorstellen, wie ich das im Internet habe. Das heißt, die Druckerei der Zukunft muss so günstig produzieren können, wie es irgendwie geht.” Potenzial dafür liege vor allem im Coldset. Ausgehend vom aktuellen Bestandsgeschäft sei zudem möglich, dass sich die Produktion von Zeitungen und Anzeigenblättern aufsplitte – in extrem regionalisierte, digital gedruckte Zeitungen auf der einen und Anzeigenblätter in hohen Auflagen auf der anderen Seite.
Matthias Tietz forderte zudem technische Angebote seitens der Druckmaschinen-Hersteller, die die Verbindung von Zeitungs- und Akzidenzdruck möglich machten: “Der für mich größte Mangel ist, dass die Lieferanten noch immer Zeitungs- und Akzidenzdruckmaschinen separat entwickeln und anbieten. Hier muss es Querschnittsangebote im Sinne der sich wandelnden Marktanforderungen geben.” Er fasste zusammen: “Wir brauchen ein Mehr an Dialog der Lieferanten mit den sich wandelnden Zeitungsdruckereien.”
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Artikel unter Verwendung eines Beitrags von Gerd Bergmann und Annika Böhringer.
Erstmals erschienen 2015, letzte Aktualisierung 31.07.2019.