Der Begriff Typografie geht auf die griechischen Bezeichnungen týpos – für Figur oder Typ – und graphein (schreiben) zurück. Heutzutage wird unter dem Begriff Typografie die Kunst und Lehre von Schrift verstanden, wie diese nach funktionalen und ästhetischen Aspekten gestaltet und im Design von Druckerzeugnissen oder digitalen Medien verwendet werden kann. Unterschieden wird dabei in zwei Unterkategorien, die Makro- sowie Mikrotypografie. Welche Bereiche der angewandten Typografie es gibt, zeigt die nachfolgende Liste.
Die Geschichte der Typografie beginnt mit der Erfindung des Buchdrucks. Denn Typografie-Geschichte beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entstehung der verschiedenen Druckschriften und – heutzutage – der Typografie im Internet. Eng verknüpft ist diese auch mit der Geschichte des Grafikdesigns, da Typografie auch hier eine wichtige Rolle spielt. Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über zentrale Entwicklungen in der Geschichte der Typografie.
Ab Ende des 15. Jahrhunderts entwickelten sich verschiedene neue Schriftbilder, allen voran die Antiqua (venezianische und französische Renaissance-Antiqua, Barock- oder Übergangs-Antiqua, klassizistische Antiqua). Die Antiqua bildet seither die Grundlage für auch heute noch verwendete Schriften. Zu den bekanntesten Antiqua-Schriftarten gehören unter anderem die Garamond und die Bodoni. In Deutschland verlief die Entwicklung anders. Dort entwickelte sich aus der gebrochenen Schrift die Fraktur.
Die Typografie des 19. Jahrhunderts ist geprägt durch die Entstehung der Egyptienne-Schrift, auch als serifenbetonte Antiqua bezeichnet, die hauptsächlich als Zeitungsschriften genutzt wurden. Eine der bekanntesten Schriften aus dieser Zeit ist die Clarendon. Neben der Entstehung weiterer prunkvollerer Schriften, die für Werbedrucke und -plakate verwendet wurden, entwickelten sich im 19. Jahrhundert stilistisch jedoch keine typografischen Innovationen.
Während des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die uns heute bekannten Schriften Futura, Gill Sans und die Helvetica, die alle zu den serifenlosen Schriften zählen. Diese Schriften gehören alle zum Typ der Grotesk-Schriften – uns heute als Sans Serif bekannt. Deren Bildung wurde durch die Kunstrichtungen des Dadaismus oder auch des Konstruktivismus beeinflusst und begünstigt.
Einschlagend für die weitere Geschichte und Entwicklung der Typografie war die Erfindung des Computers und der daraus folgenden Entstehung von Computerschriften, wie etwa der Frutiger oder Myriad. Mit Durchbruch des Internets entwickelte sich sehr schnell die Screen- bzw. Webtypografie. Die entwickelten Web- sowie Screen-Fonts – eine der bekanntesten, die Verdana – wurden speziell für das Lesen am Bildschirm entwickelt.
Um sich im Schriftzeichen-Dschungel besser zurechtzufinden, werden in den nachfolgenden Abschnitten die grundlegenden Aspekte der Typografie näher erklärt.
Wie bereits erwähnt, kann man die Typografie in die Mikro- und Makrotypografie unterteilen. Mit welchen Bereichen sich beide Kategorien beschäftigen, wird in den folgenden Abschnitten erläutert.
Die Mikrotypografie wird auch des Öfteren als Detailtypografie bezeichnet und beschäftigt sich somit mit den Feinheiten des Schriftsatzes beim Layouten der Texte. Mit Hilfe verschiedenster typografischer Parameter kann so Einfluss auf den optischen Eindruck des Textes sowie die Lesbarkeit genommen werden. Bei der mikrotypografischen Gestaltung werden folgende Dinge berücksichtigt.
Die Makrotypografie beschäftigt sich mit dem Layout der Druck- oder Webseite. Hier werden unter anderem das Seitenformat und der Satzspiegel, aber auch Schriftgröße, Zeilenabstand oder die Verwendung und Platzierung von grafischen Elementen bestimmt. Zu beachten ist hierbei das Verhältnis zwischen bedruckter und unbedruckter Fläche (Weißraum), sodass das Layout der Seite nicht überladen wirkt. Dinge, die bei der makrotypografischen Gestaltung berücksichtigt und bestimmt werden, sind folgende.
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten typografischen Fachbegriffe erklärt.
Begriff | Erklärung | |
Lettern | Majuskel oder Versalie | Großbuchstabe |
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Minuskel oder Gemeine | Kleinbuchstabe |
Serifen | „Häkchenartige“ Enden der Buchstaben | |
Punze | Innenfläche eines Buchstaben, bspw. o oder u – kann vollständig oder nur teils geschlossen sein | |
Tropfen | Rundliche Verdickungen, beispielsweise bei den Buchstaben a, c oder g | |
Ligatur | Verbindung zweier oder mehrerer Buchstaben zu einem einzigen | |
Schattenachse | Symmetrie-Achse eines Buchstabens oder die Achse zwischen den zwei Stellen mit der geringsten Strichdicke | |
Striche | Ab- o. Grundstrich |
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Aufstrich | Striche, die nach oben geführt werden |
Haarstrich | „dünnste“ Linie in einem Buchstaben | |
Linien | Grundlinie | Linie, auf der die Schrift steht |
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p-Linie |
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k-Linie |
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x- o. Mittellinie |
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H-Linie | begrenzt die Versalhöhe | |
Abstände/Höhen | Versalhöhe | Höhe eines Großbuchstabens |
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Unterlänge | unterer Teil eines Kleinbuchstabens |
Oberlänge | oberer Teil eines Kleinbuchstabens | |
x-Höhe o. Mittellänge | Höhe eines Kleinbuchstabens |
Die im vorherigen Abschnitt näher erläuterten Linien sind immer Teil eines Liniensystems. In der Typografie unterscheidet man zwischen dreierlei Systemen.
Tagtäglich und überall umgibt uns Schrift und somit Typografie. Dabei machen sich die meisten Menschen gar keine Gedanken darüber, wie Schrift auf uns wirken und uns beeinflussen kann. Mit Hilfe von Schrift werden nicht nur Informationen übermittelt. Schriftarten und -stile sind in der Lage, Emotionen auszulösen oder auszudrücken, das Verständnis und die Interpretation von Wörtern oder ganzen Botschaften zu beeinflussen oder aber gewisse Erinnerungen und Assoziationen hervorzurufen.
Auch für Unternehmen kann Typografie eine wichtige Rolle im Markenauftritt spielen, da sie Botschaften unterstützen und zur Unternehmensidentität beitragen kann. Dabei stellt sich oftmals die Frage, eine Schrift von der Stange nehmen oder sich eine auf den Leib schneidern lassen? Im Folgenden sind alle Vor- und Nachteile bezüglich der Verwendung von Corporate Fonts zusammengefasst.
Vorteile | Nachteile |
Erkennbarkeit
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Hohe Kosten
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Maßgeschneidert
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Zeitaufwand
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Klare Nutzungsrechte
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Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Antje Dohmann.
Erstmals erschienen 2014, 2016 und 2017.