Der Tiefdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die zu druckenden Partien in die Druckform eingetieft sind. Das bedeutet, dass beispielsweise die Buchstaben eines Textes als Vertiefungen in der Druckform abgebildet sind. Wie das Tiefdruckverfahren im Detail funktioniert, wo es seine Anwendung findet und was die Qualität der Produkte ausmacht, klären die folgenden Absätze und ein Video.
Die Funktionsweise des Tiefdrucks besteht im Prinzip aus den folgenden drei Schritten:
Kommt ein weniger saugfähiger Bedruckstoff zum Einsatz als Papier – beispielsweise Kunststoff –, dann wird die Farbe mittels elektrostatischer Aufladung übertragen. Im industriellen Tiefdruck wird ausschließlich mit Rakel und Druckzylindern – nicht etwa Druckplatten – gearbeitet.
Das folgende YouTube-Video zeigt sehr anschaulich, wie das Tiefdruckverfahren funktioniert. Auch die Vorbereitung für den eigentlichen Druck, das Herstellen des Druckformzylinders, und die Trocknung nach dem Drucken werden demonstriert.
Die Animation stellt dar, wie die Druckform aus einem Stahlzylinder und mehreren Beschichtungen aufgebaut wird. In die letzte Schicht – die sogenannte Ballardhaut – werden mit Sticheln die Vertiefungen (Näpfchen) eingraviert, die die zu druckenden Partien abbilden. Der Stichel bestimmt, wie breit und tief die Näpfchen sind. So legt er auch fest, wieviel Farbe sich in welcher Stelle sammelt. So können die Abstufungen der Farbtöne (Halbtöne) tatsächlich dargestellt werden – im Hoch- und Offsetdruck müssen sie dagegen simuliert werden.
Im eigentlichen Druckprozess, der für alle vier Farben durchgeführt wird, nimmt der gravierte Druckformzylinder Farbe aus einem Farbbecken auf. Eine Rakel schabt die überschüssige Farbe von der glatten Oberfläche ab und führt sie ins Becken zurück. Der Bedruckstoff (z. B. Papier) wird von einem Gegendruckzylinder auf die Druckform und in die Näpfchen gepresst.
Danach läuft der Bedruckstoff durch eine Trocknungsvorrichtung, wo warme Luft die Lösungsmittel aus der Druckfarbe verdampfen lässt. Auch sie können – über Abzugsschächte – zurückgeführt und wiederverwendet werden.
Sowohl Maschinen für den Rotationsdruck als auch für den Bogendruck kommen im Tiefdruck zur Anwendung. Im Rotationsdruck (von der Rolle) werden hauptsächlich Produkte mit hoher Auflage erzeugt. Der Bogentiefdruck ist weniger stark verbreitet und kommt bei spezielleren Aufträgen zum Einsatz:
Diese Sonderfarben werden dann meist auf fertige Druckbögen aus dem Offsetdruck gesetzt, wodurch in Qualität und Optik besonders ansprechende Ergebnisse erzielt werden können.
Wo der Tiefdruck verwendet wird, hängt von der Auflage des gewünschten Produkts ab. Folgende Anwendungsbereiche sind für den Rollentiefdruck (hohe Auflage) bzw. für den Bogentiefdruck (kleiner Auflage) üblich:
Anwendungsbereiche Rollentiefdruck | Anwendungsbereiche Bogentiefdruck (auch in Kombination mit Offsetdruck) |
Verpackungen mit hoher Auflage | Zigarettenverpackungen |
Zeitschriften und Magazine | Parfümverpackungen |
Kataloge | Kosmetikverpackungen |
Illustrationen | Displays |
Dekordruck | |
Textildruck | |
Sicherheits- und Wertpapierdruck |
Weil die Herstellung der Druckform sehr aufwendig ist, wird der Tiefdruck meist bei höheren Auflagen verwendet. Der Illustrationstiefdruck steht in Konkurrenz zum Rollenoffset, während Verpackungen immer häufiger auch im etwas günstigeren Flexodruckverfahren produziert werden.
Druckunternehmer Bernd Rose hat ein Verfahren entwickelt, bei dem Inhalt und Umschlag in der Tiefdruckrotation hergestellt werden können. Bei dieser Fertigungsvariante kann das Papier einiger Blätter, beispielsweise der ersten und der letzten Seite, doppelt so dick sein wie das Papier aller anderen Blätter.
Damit erhält das fertige Produkt die Anmutung eines herkömmlich verarbeiteten Hefts mit Umschlag. Daraus ergibt sich laut Rose die Möglichkeit, die bisher üblichen Selfcover-Produkte “deutlich aufzuwerten” und weiter:
Welche Varianten und Seitenzahlen möglich sind, listet Deutscher Drucker in der Ausgabe 5/2018 auf. Dort erfahren Sie außerdem mehr über die exklusive Lizenz für Prinovis, die das neue Verfahren für alle Maschinenbreiten nutzbar machen soll, und über die Vorteile, die Prinovis und Bernd Rose erwarten.
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Auch in der bildenden Kunst spielt das Tiefdruckverfahren eine Rolle, zur Etablierung der Technik beigetragen hat insbesondere der Niederländer Rembrandt (1606 – 1669). Die künstlerischen Verfahren teilen sich in die manuellen, trockenen und die nassen Ätzverfahren:
manuelle, trockene Verfahren | nasse Ätzverfahren |
Kaltnadelradierung: Zeichnung wird mit einer Nadel in die Druckplatte geritzt | Ätzradierung: Zeichnung wird in säurebeständige Schicht auf der Druckplatte geritzt, dann in einem Säurebad in die Platte geätzt |
Kupferstich: Zeichnung wird mit einem Stichel in die Druckplatte gegraben ⇒ Beispiel: Albrecht Dürer “Ritter, Tod und Teufel” (1513) | Aquatinta: mit pulverisiertem Harz, Kolophonium oder Asphalt beschichtete Platte wird (in mehreren Durchgängen) mit Abdecklack bemalt und geätzt ⇒ Beispiel: Goya “Los Caprichos” (Serie, 1793 – 99) |
Mezzotinto (Schabtechnik): Druckplatte wird aufgeraut und dort geglättet, wo später helle Stellen entstehen sollen | Vernis Mou (Weichgrundätzung): mit Wachsschicht überzogene Druckplatte wird mit Struktur/Zeichnung versehen und geätzt ⇒ Beispiel: Auguste Renoir “Femme nue assise” (1906) |
Steinradierung: Zeichnung wird mit einer Nadel in einen Stein geritzt und tiefgeätzt | Stahlstich: Zeichnung wird in eine enthärtete Stahlplatte geätzt |
Außerdem werden zahlreiche Mischtechniken angewendet, die die strikte Trennung von trockenen und nassen Verfahren aufheben.
Die hohe Qualität ist ein Merkmal des Tiefdrucks und hängt mit den Näpfchen zusammen, die der Stichel in die Druckform graviert: Ihre Breite und Tiefe legt fest, wieviel Farbe sich wo sammelt. Dies hat direkten Einfluss auf die Halbtöne (Abstufungen der Farbtöne) – sie können im Tiefdruckverfahren tatsächlich dargestellt werden, der Hoch- und Offsetdruck dagegen muss sie simulieren.
Diese Qualität nutzt das Verfahren beispielsweise im Illustrationsdruck: Ein im Tiefdruck reproduziertes Bild kommt der Originalvorlage sehr nahe. Im Bogentiefdruck entstehen durch den Einsatz von Sonderfarben, die auf fertige Druckbögen aus dem Offsetdruck gesetzt werden, spezielle Effekte. Auch hier ist die Qualität des Endprodukts hoch.
Ein Datum, an dem der Tiefdruck erfunden wurde, lässt sich nicht festmachen, da das Verfahren in einer Entwicklung über Jahrhunderte entstanden ist. Der Tiefdruck geht zurück auf den Kupferstich, der um 1430 erstmals im oberdeutschen Raum nachgewiesen ist. Die wichtigsten weiteren Punkte der Entwicklung sind die folgenden:
1783 | erstes Patent auf eine Stofftiefdruckmaschine von Thomas Bell (England) |
1826 | erste fotomechanische Ätzung auf Kupferplatten, von denen gedruckt werden konnte, durch Joseph Niécephore Niepce (Frankreich) |
1852 | William Henry Fox Talbot entdeckt die Lichtempfindlichkeit von Chromkolloiden, Grundlage für die Pigmentpapierverwendung im Tiefdruck, und erzeugt Gelatinequellbilder |
1857 | französisches Patent auf das Kopieren eines Rasters auf eine Metallplatte |
1860 | Patent auf eine Tiefdruckrotationsmaschine für den beidseitigen Druck von Auguste Godchaux (Frankreich) |
1864 | Patent auf die Übertragung von Gelatinebildern auf Metall von Joseph Wilson Swan (England) |
Mit diesen und weiteren Erfindungen standen alle Komponenten zur Verfügung, die für das moderne Tiefdruckverfahren gebraucht werden. Als Geburtsstunde des Tiefdrucks feierte die Fachwelt – nach einigen Entwicklungen im Bereich der Tiefdruckmaschinen – im Jahr 1910 die Herausgabe von zwei Beilagen der Freiburger Zeitung: Sie zeigten Bilder im Tiefdruck, die in einem Buchdruck-Text standen. Die Verbindung von Buch- und Tiefdruckverfahren ermöglichte eine Steigerung der Druckgeschwindigkeit und wurde als die Zukunft des Zeitungsdrucks angesehen.
Eine ausführliche Darstellung der Geschichte des Tiefdrucks bietet der Arbeitskreis Druckgeschichte in seiner Zusammenstellung (Word-Dokument).
Wer heute das Drucken zu seinem Beruf machen möchte – und das gilt auch für den Tiefdruck – wird Medientechnologe Druck. Der frühere Drucker richtet die Druckmaschine ein und bedient sie. Er steuert den Druckprozess, justiert Farben und Papierlauf. Der Medientechnologe Druck ist ein Ausbildungsberuf, für den eine dreijährige Lehre notwendig ist. Folgende Fähigkeiten zeichnen einen Medientechnologen Druck aus:
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21.08.2018