Spezialpapier ist Papier, das sich aufgrund seiner besonderen Eigenschaften von anderen Papieren abhebt und sich daher nicht in die Gruppe der grafischen Papiere, Verpackungs- oder Hygienepapiere einordnen lässt. Speziell sind diese Papiere auch aufgrund der hohen und individuellen Anforderungen, die die Industrie an diese stellt. Spezialpapiere werden des Öfteren auch als technische Papiere bezeichnet.
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Die Liste der Eigenschaften von Spezialpapieren klingt beeindruckend und ist lang. Doch genau das ist es, was diese Papiere speziell macht und sie von den grafischen Papieren oder Verpackungs- und Hygienepapieren abhebt.
Die Anwendungsgebiete für Spezialpapier sind sehr vielseitig aufgrund der zahlreichen verschiedenen und in unterschiedlicher Ausprägung vorhandenen Eigenschaften. So findet man diese Papiere in der Verpackungs- und Zigarettenindustrie aber auch beim Innenausbau von Fahrzeugen und Gebäuden und als Zahlungsmittel wieder. Einige Anwendungsbeispiele sind etwa:
Da jeder Verwendungszweck eigene Anforderungen an das Papier stellt und manche davon sehr speziell sind, gibt es unter den Spezialpapieren nochmals verschiedene Arten, die nur bei der Herstellung eines Produktes oder Produktionsprozesses eingesetzt werden. Die folgende Liste enthält einige Beispiele für Spezialpapiere.
An das Papier, auf das die Banknoten gedruckt werden, gibt es besonders hohe Anforderungen. Es sollte eine hohe Reiß- und Knitterfestigkeit sowie Altersbeständigkeit aufweisen, da es durch den täglichen Gebrauch viel aushalten muss. Die charakteristischen Eigenschaften des Banknotenpapiers werden als Sicherheitsmerkmale bezeichnet. Die folgenden Dinge machen dieses zu einem dauerhaften, fälschungssicheren und grifffesten Papier.
Dieses Spezialpapier findet in der Möbelindustrie Verwendung. Beim Dekorpapier oder Laminatpapier handelt es sich um ein holzfreies, saugfähiges Papier, das mit verschiedenen Metalloxiden angereichert sein kann. Da es in der Möbelindustrie verwendet wird, wird es häufig mit einer Holzmaserung bedruckt, in Kunstharz getränkt und anschließend als Furnierersatz bei der Möbelherstellung eingesetzt. Endprodukte können beschichte Spanplatten sein.
Die Gruppe der Elektroisolierpapiere beinhaltet Kondensator-, Kabelisolier- und Elektrolytpapiere. Das Besondere an diesen ist, dass sie keine stromleitenden Verunreinigungen, Salze, Säuren oder weitere Füllstoffe enthalten dürfen. Beim Elektroisolierpapier handelt es sich um ein festes, porenfeines und imprägniertes Papier. Unter anderem wird es zur Isolierung von Leitungsdrähten verwendet. Das Kondensatorpapier zählt darüber hinaus zu einer der teuersten Papiersorten.
Das Filter-/Filtrierpapier ist ein Papier, welches aus weichem Zellstoff hergestellt wird. Dieser ist ungeleimt und teils nassfest. Diese Papierart wird zur Herstellung von Kaffeefiltern, Teebeuteln oder Staubsaugerbeuteln verwendet, aber auch zur Produktion von speziellen Laborfiltern eingesetzt. Je nachdem wie feinporig das Papier ist, kann die Filtrationsgeschwindigkeit und Trennfähigkeit variieren.
Dieses Spezialpapier wird zur Herstellung von Fotopapier verwendet. Das Fotorohpapier zeichnet sich durch seine Nassfestigkeit und Dimensionsstabilität aus und ist ein chemisch neutrales Zellstoffpapier. Die Papiere sind mit einer dünnen Polyethylenschicht versehen, die das Eindringen von Wasser und Chemikalien beim späteren Entwicklungsvorgang der Bilder verhindert.
Für den Druck mit Hilfe des Inkjetverfahrens, einem kontaktlosen Druckverfahren, benötigt man Inkjetpapiere. Sie bieten eine hohe Wasseraufnahmekapazität und verhindern gleichzeitig das Verlaufen der Druckfarbe sowie ihr Durchschlagen auf der Rückseite.
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Thermopapiere sind einseitig beschichtete Spezialpapiere, die eine thermoreaktive Eigenschaft besitzen und für den Druck mit Thermoplottern, Telefax-Geräten oder Thermodruckern hergestellt werden. Die beschichtete Seite reagiert bei Wärmeeinwirkung und verfärbt sich an den Kontaktstellen schwarz. Verwendung findet diese Papierart somit beim Druck von Kassenbons, Tickets, anderen Belegen oder aber bei der Erstellung technischer Zeichnungen.
Der Thermodruck funktioniert, auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, völlig ohne Druck. Der Thermodruckkopf, der aus vielen kleinen Heizwiderständen aufgebaut ist, erwärmt das hitzeempfindliche Spezialpapier an den zu bedruckenden Stellen. Diese Bereiche färben sich daraufhin normalerweise schwarz. Je nachdem mit welcher Farbe das Spezialpapier beschichtet wurde, kann es sich an den erhitzten Stellen auch anders verfärben. Der Vorteil beim Thermodruck: Da der Druckkopf nicht über das Papier bewegt werden muss, führt dies zu einer höheren Druckgeschwindigkeit.
Beim Zigarettenpapier handelt es sich um ein leichtes, ungeleimtes und holzfreies Papier, das meist aus Hanf-, Leinen- oder Zellstofffasern hergestellt wird. Die wichtigste Eigenschaft, seine Glimmfähigkeit, bekommt das Zigarettenpapier durch eine spezielle Ausrüstung mit Füllstoffen. Darüber hinaus muss es geruchs- und geschmacksneutral sowie luftdurchlässig sein. Als Zigarettenpapier wird das den Tabak umhüllende Papier bezeichnet, das auch Hüllpapier genannt wird. Neben den Hüllpapieren gibt es in der Zigarettenherstellung noch die Mundstück- und Filterumhüllungspapiere. Während sich Mundstückpapiere gut bedrucken lassen müssen, ist es zusätzlich wichtig, dass sie sich mit den Filterumhüllungspapieren richtig verkleben lassen.
Ein weiteres Gebiet, für das Spezialpapier verwendet wird, ist der Fototransfer. Die „DIY-Technik“, mit der sich Bilder auf Oberflächen aufbringen lassen, nennt man auch Fotopotch. Ist das Bild einmal auf das spezielle Transferpapier gedruckt, lässt es sich mit einem dafür vorgesehen Kleber auf einer beliebigen Oberfläche fixieren. Anschließend kann das Fototransferpapier ganz einfach und rückstandslos entfernt werden.
Da der Bedarf an Verpackungen weltweit wächst, rückt gerade Papier auf der Suche nach umweltfreundlichen Verpackungen verstärkt in den Mittelpunkt. Den Einsatz von Papier begünstigen neue gesetzliche Regelungen und Vorgaben, die in gewissen Bereichen Alternativen erfordern. Papier ist so etwas wie das vergessene Verpackungsmaterial, welches nun für die Entwicklung von nachhaltigen Verpackungslösungen wiederentdeckt wird. Hier kommen dann Spezialpapiere mit Dispersionsbeschichtungen zum Einsatz. Sie besitzen integrierte Barriere-Funktionalitäten und Siegelfähigkeit. Durch den Einsatz von Spezialpapieren in der Verpackungsindustrie können so andere fossilbasierte Verpackungsmaterialen ersetzt werden.
Die Barriere-Funktionalität, die bei den Spezialpapieren der Verpackungsindustrie vorzufinden ist, besteht aus einer in das Papier integrierten Mineralölbarriere. Diese schützt die Lebensmittel vor einer Verunreinigung. Gerade bei Verpackungen aus recyceltem Papier ist dies wichtig, denn Mineralölrückstände in Lebensmitteln können krebserregend sein. Über die integrierte Mineralölbarriere hinausgehend, besitzen einige Spezialpapiere auch Aroma- und Fettbarrieren. Die Siegelfähigkeit eines Papiers ermöglicht die Versiegelung einer Verpackung ohne zusätzlichen Klebstoff.
Verpackungsmaterialien, die in direktem und indirektem Kontakt mit Lebensmitteln kommen, dürfen keine gesundheitsgefährdenden und organoleptischen Bestandteile enthalten oder an das Lebensmittel abgeben. Auch dürfen feuchtigkeitshaltige Lebensmittel die Verpackung nicht beeinträchtigen oder etwa durch die Verpackung austrocknen. Primär steht immer der Schutz der Lebensmittel im Vordergrund. Über die Jahre entstanden somit immer mehr Bedenken gegenüber gesundheitsschädlichen Weichmachern und anderen Substanzen in Plastikverpackungen. Durch die Verwendung von Verpackungslösungen, die auf Basis von Spezialpapieren hergestellt werden, profitieren Industrie und Verbraucher.
Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Kerstin Dietze und Daniela Tscherbakova.
Erstmals erschienen 2017, letzte Aktualisierung 18.06.2019.