Die Abkürzung JDF steht für das offene Dateiformat Job Definition Format. Dieses ist zum industriellen Standard der grafischen Branche geworden. Basierend auf der Auszeichnungssprache XML erlaubt es den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Parteien.
Ein JDF-Workflow verbindet die produktionsorientierten mit den kaufmännischen Prozessen. Er ermöglicht außerdem die Kommunikation der folgenden Bereiche untereinander samt ihren EDV-Systemen und den dahinterliegenden Maschinen:
JDF besteht im Prinzip aus den Spezifikationen des Job-Tickets (Auftragsdaten), dem Job-Messaging-Format (Format) für den Austausch von Nachrichten und einem Protokoll für den Nachrichtenaustausch. Es deckt die Funktionen der Einzelformate Adobe Portable Job Ticket Format (PJTF) und Print Production Format (PPF) des CIP3-Industriekonsortiums, von IFRAtrack und IFRA ab.
Das folgende YouTube-Video fasst die Definition von JDF zusammen und erklärt in Kürze, wie ein JDF-Workflow aussehen kann.
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Der Inhalt im Überblick:
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Um im Tagesgeschäft zu bestehen, müssen Betriebe – heute mehr denn je – Einsparungspotenziale nutzen. Die Lösung, so predigen die Hersteller schon seit geraumer Zeit, ist eine die Druckerei und alle Abteilungen umfassende Vernetzung. JDF lautet hier das Zauberwort, dabei kann das Job Definition Format nur ein intelligenter und gut strukturierter Informationsträger, also nur die Grundlage sein. Entscheidend sind die Systeme und Arbeitsabläufe drum herum, und natürlich die Menschen, die ein solches System bedienen und mit Leben füllen. Dass eine tiefgreifende Umstrukturierung und Vernetzung nicht von heute auf morgen zu packen ist, zeigen Unternehmen, die aktuell ihre Erfolge präsentieren. Metzgerdruck in Obrigheim ist so ein Betrieb.
Durch die Restrukturierung, so der Geschäftsführer Wolfgang Metzger, habe er bessere Informationen über sein Unternehmen als je zuvor. Und auch die Kosteneinsparungen sind beachtlich. Der Erfolg jedoch braucht auch Geduld; 2005 wurde das Projekt „Integration“ gestartet. Als Grundlage des Erfolgs betrachtet Wolfgang Metzger vor allem, dass er den Projektleiter „Integration“, Benjamin Sigmund, aus den Reihen der Mitarbeiter rekrutierte, als Stabstelle direkt unterhalb der Geschäftsleitung.
Metzgerdruck wurde 1956 gegründet. Die aktuell 69 fest angestellten Mitarbeiter in Vorstufe, Offsetdruck, Verarbeitung, Versand, Lettershop, Digitalfotografie und Digitaldruck produzieren auf 7.000 m² ein breites Spektrum an Druckprodukten für regionale, nationale und internationale Kunden im Bereich Kosmetik, Pharmazie und Handel. Insgesamt durchlaufen die Produktion etwa 3.500 Aufträge im Jahr. Im Drucksaal setzt der Betrieb voll auf Heidelberger, es stehen vier Druckwerke 102 und elf Druckwerke 105 mit Lackwerk bereit, gedruckt wird im Drei-Schicht-Betrieb. In der Weiterverarbeitung stehen Schneide- und diverse Falzmaschinen (Stahl und MBO) sowie ein Sammelhefter mit sieben Stationen und Umschlaganleger.
2005 wurde mit der Restrukturierung der Vorstufe begonnen. Als Software wurde Prinect Printready gewählt, seit der Drupa 2008 bietet Heidelberg die Lösung unter dem Namen Prinect Prepress Manager an.
Schon in der Planungsphase brachte Heidelberg seine Erfahrungen bei der Vernetzung und Integration mit ein. So riet Jens Peter Gieck, Produktmanager Prinect bei Heidelberg, mit der Prozessintegration in der Druckvorstufe zu beginnen, da dort in der Regel große Effizienzpotenziale schlummern und diese schnell gehoben werden können. Der organisatorische Projektaufwand sei dabei ähnlich hoch einzuschätzen wie die technische Umsetzung an sich.
Jedes Integrationsprojekt verläuft anders und muss daher individuell entsprechend der Situation des Kunden geplant werden. Natürlich hilft die Freisetzung von Kapazitäten nichts, wenn man keine zusätzlichen Aufträge gewinnen kann.
Einhergehend mit dem Austausch des Prepress-Systems wurden aber auch klare Verantwortungsbereiche definiert, eine Betriebsdatenerfassung (BDE) eingeführt und das Personal entsprechend geschult.
Im Zuge der Prozessoptimierung stellte sich heraus, dass das installierte Management-Informations-System (MIS) Prinance von Alphagraph nicht optimal genutzt wurde. Durch den anvisierten höheren Auftragsdurchsatz stiegen die Anforderungen an die Sachbearbeiter in Sachen Kalkulation stetig, der interne Kommunikationsaufwand erhöhte sich entsprechend. Als Schwachpunkte wurden identifiziert: Die Angebotsstruktur war nicht einheitlich, die Angebote wurden oft nicht zeitnah abgegeben, die Preisfindung basierte nicht auf den aktuellen Betriebskennzahlen. Gerade der letzte Punkt führte zu wachsenden Rückfragen.
2006 wurde bei Metzgerdruck daher eine Reorganisation aller Abteilungen eingeleitet, immer mit dem Ziel vor Augen, eine gute Grundlage für die JDF-Integration zu schaffen. Mit dem „Redesign“ des vorhandenen MIS Prinance wurde die Arbeitsvorbereitung zum zentralen Steuerinstrument.
In einem logischen Schritt folgte die Anbindung des Drucksaals beziehungsweise wurde die Druckproduktion in den Prinect Integration Manager integriert. Um auch hier eine Effizienzsteigerung zu erreichen, wurden die Maschinenleitstände aufgerüstet und angebunden sowie die BDE angepasst. Die Farbzonenvoreinstellung wurde von CIP3 auf CIP4 hochgerüstet.
Dass bei Metzgerdruck viele Komponenten aus der Hand eines Herstellers stammen, Heidelberger Druckmaschinen in diesem Fall, hat die Integration sicherlich erleichtert.
Die Themen JDF und Vernetzung samt ihren Herausforderungen und Nachteilen werden spätestens seit dem Jahrtausendwechsel heiß diskutiert und vielfach in Vorstufe und Druck angewendet. Im Allgemeinen schwieriger wird es bei der Weiterverarbeitung. Weshalb? Für einstufige Buchbindereien ist es oft sehr schwer, verlässliche JDF-Daten zu einem Auftrag von ihren Kunden (Vorstufe, Werbeagentur oder Druckerei) zu bekommen.
Darüber hinaus gilt es, Maschinen unterschiedlicher Hersteller in alter und neuer Generation zu vernetzen. So sind in der Weiterverarbeitung bei Metzgerdruck Anlagen von Bäuerle, Heidelberg und MBO im Einsatz. Darüber hinaus ist es natürlich nicht damit getan, JDF nur einzuführen. Am Anfang stehen eine Analyse und Änderungen der Abläufe. Ein weiterer Knackpunkt liegt in der BDE, nur mit einer guten Betriebsdatenerfassung kann man den Fortschritt zum Endprodukt hin genau verfolgen und unmittelbar eine exakte Nachkalkulation anschließen. Zusammengefasst gesagt birgt JDF also die folgenden Herausforderungen und Nachteile:
Am Beispiel Metzgerdruck lassen sich die Vorteile von JDF ablesen. Zunächst einmal wurden nach der Restrukturierung die gesteckten Ziele in Produktion und Auftragsbearbeitung erreicht. Die Investition hat sich bereits innerhalb der ersten zwölf Monate gerechnet. Nach folgenden Zahlen zu urteilen, kann sich der Erfolg des Projektes sehen lassen:
Die gestiegene Effektivität und die Maßnahmen zur Reorganisation des Verkaufsinnendienstes haben ebenfalls zu einer maßgeblichen Umsatzsteigerung geführt. Aufgrund der verschlankten und automatisierten Prozesse konnten Mitarbeiter aus dem Bereich Vorstufe in anderen bzw. neuen Bereichen eingesetzt werden. Und nicht zuletzt vermeidet Einmalerfassung Fehler und spart Zeit. Die folgenden positiven Nebeneffekte entstehen:
Nach Aussage des Integrationsleiters Benjamin Sigmund verbesserte sich die Organisation im Hause Metzgerdruck spürbar, da strukturierter gearbeitet wird. Da bereits viele technische Daten direkt aus dem MIS kommen, musste natürlich die Qualifikation der Sachbearbeiter durch interne Schulungen gesteigert werden. Dies führt aktuell dazu, dass es einen stärkeren Meinungsaustausch unter den Mitarbeitern gibt, beispielsweise setzen sich Weiterverarbeitung und Vorstufe öfter an einen Tisch als zuvor.
Artikel unter Verwendung eines Beitrags von Thomas Kaltschmidt.
Erstmals erschienen 2009, letzte Aktualisierung 26.03.2018.