Großformatdrucke, auch Large Format Printings (LFP) genannt, sind ideale Eyecatcher, sie machen neugierig, bleiben im Gedächtnis hängen und sind deshalb so impulsstark. Großformatdrucker, vorzugsweise Tintenstrahldrucker, realisieren Druckbreiten zwischen 1,3 und 5 m. Wenn diese Breite nicht ausreicht, wird das Motiv auf mehrere Bahnen unterteilt gedruckt, die anschließend zu einem großen Banner zusammengeschweißt oder -genäht werden.
Es kommen sowohl die unterschiedlichsten Materialien als auch Druckmaschinen und Tinten zum Einsatz: Im LFP gibt es derzeit keine Standards.
Das folgende Video zeigt, wie ein Großformatdruck zur Verhüllung eines Baugerüsts installiert wird. Der Film vermittelt einen guten Eindruck von den Dimensionen und der optischen Wirkung des riesigen Druckwerks: Am Ende sind zwei Fassaden eines Gebäudes über vier Stockwerke hinter dem bedruckten Gewebe verborgen.
Die Einsatzgebiete des Drucks im XXL-Format reichen von technischen Dokumenten in Ingenieurbüros und Agenturen bis hin zu Displays und Bannern in der Werbetechnik. Beispiele dafür sind:
Im Supermarkt sind Large-Format-Prints Teil der Ladeneinrichtung, ebenso setzen sie starke Akzente bei der Messestand-Gestaltung, als edles Lifestyle-Produkt der Wohnungseinrichtung – etwa als persönliches Druckmotiv auf Leinwand (inkl. Keilrahmen) – oder als Teil des Bühnenbilds bei Rockkonzerten. Bei Werbemitteln im öffentlichen Raum spielen Sicherheitsmerkmale wie Nicht-Entflammbarkeit eine große Rolle: Hier werden mitunter sogar unbrennbare Glasfasermaterialien bedruckt.
Im Großformatdruck kommen verstärkt auch Inkjetdrucksysteme zum Einsatz. Dabei ermöglichen es spezielle Tinten, auch Materialien wie Kunststoffe, Folien, Acryl, Textilien oder Glas zu bedrucken. Im sogenannten Continuous Inkjet fließt die Tinte in einem Kreislauf und wird bei Bedarf elektrostatisch auf das Druckmaterial gelenkt. Darüber hinaus kommen im LFP die folgenden fünf Druckverfahren zur Anwendung:
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Der Inhalt im Überblick:
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Während im Offset- und Digitaldruck durchgängige Workflows zur Automatisierung der Produktion gang und gäbe sind, hinken die Breit- und Großformatdrucker häufig hinterher und arbeiten mit zusammengesetzten Lösungen, an deren Schnittstellen noch Nacharbeit gefragt ist. Die Softwareindustrie ist bereit, diese Lücke zu füllen, aber ist das auch für jeden Betrieb sinnvoll?
LFP gehört zu jenen Sektoren der grafischen Industrie, in denen es noch ausgeprägte Wachstumshoffnungen gibt. Die Maschinen sind vergleichsweise günstig, und so drängen immer mehr Anbieter auf den dann doch nicht so großen Markt. Die Folge ist ein Preisverfall besonders bei standardisierten Produkten. Umso wichtiger ist es für die Unternehmen daher, ihre Aufträge effizient abzuwickeln. Zumal viele Produkte im Large-Format-Bereich nur in vergleichsweise kleinen Auflagen produziert werden, bei denen die Handling-Kosten für den einzelnen Auftrag pro Stück besonders hoch sind.
Das Workflow-Management ist dabei ein entscheidender Faktor. Jeder Prozessschritt, der zuverlässig automatisiert werden kann, rentiert sich schnell – von der Annahme des Druckauftrages und der Daten über die Aufbereitung der Daten für den Druck, wenn möglich das Zusammenstellen von Sammelformen, die Kontrolle von Produktion und Weiterverarbeitung bis hin zur Auslieferung. Darüber hinaus kann ein guter Workflow helfen, Rüstzeiten kurz zu halten und die oft teuren Bedruckstoffe optimal zu nutzen.
Die Anforderungen der Anwender sind allerdings äußerst heterogen. Am klarsten liegt der Fall noch bei jenen Großbetrieben, die sich auf eine industrielle Fertigung im Großformat spezialisiert haben und ihren Kunden ein Portfolio an standardisierten Produkten anbieten. Alle Unternehmen in diesem Segment setzen auf weitgehend automatisierte Workflows. Die Frage ist hier allein, welcher Workflow zum Einsatz kommt.
Etwas anders liegt der Fall bei Betrieben, die im Bogenoffset- oder Digitaldruck im industriellen Maßstab unterwegs sind und ihr Angebot um großformatige Produkte erweitern wollen, deren Maße die von Bogenoffsetmaschinen wie der Heidelberg Speedmaster XL 162 oder der KBA Rapida 205 überschreiten. Hier ist die Herausforderung, einen bestehenden Workflow effizient zum Beispiel um einen Flachbettdrucker oder einen Festtintendrucker mit 3,2 m Breite zu erweitern. Nach der nicht-empirischen Erfahrung des Autors ist diese Variante allerdings eher selten.
Für die meisten Betriebe bietet es sich eher an, die typischen LFP-Aufträge wegen des erforderlichen spezifischen Know-hows und auch wegen des Platzbedarfes an Kooperationspartner oder Tochterunternehmen weiterzureichen. Das kann sich aber ändern: wenn jene Hersteller wie etwa Fujifilm, die sowohl LFP-Geräte als auch kleinformatigeren Rollen- und Bogenmaschinen anbieten, oder wie Heidelberg und EFI kooperieren, um gezielt Paketlösungen zur Erweiterung klassischer Druckereien auf den Markt zu bringen.
Schließlich gibt es noch als drittes großes Branchensegment eher handwerklich arbeitende Betriebe zum Beispiel im Bereich der Werbetechnik, die zwar teilweise auch Aufträge in größeren Auflagen produzieren, sich daneben aber auf maßgeschneiderte Speziallösungen für ihre Kunden spezialisiert haben. Hier geht es vor allem um die Flexibilität der Lösungen. Aber auch um das richtige Verhältnis von Kosten und Ersparnis.
So vielfältig wie die Industrie, sind auch die Softwarelösungen, die LFP-Unternehmen in ihren Workflows einsetzen.
Wirklich maßgeschneiderte Lösungen für die Branche, die den gesamten Workflow abdecken, sind noch rar: Agfa verspricht mit seinem Asanti-Workflow eine Komplett-Lösung speziell für die besonderen Aufgaben des Großformatdrucks, die alle Schritte von der Auftragsannahme bis zum fertigen Produkt abdeckt. EFIs Geräte der Vutek-GS-Serie lassen sich wiederum in den Prinect-Workflow von Heidelberg integrieren. Von anderen Anbietern wie Posterjet oder Colorgate kommen wichtige Komponenten aber kein vollständiger LFP-Workflow.
Diese Heterogenität spiegelt sich auch bei der Ausstattung der Betriebe wider. Hier überwiegen zwangsläufig selbst zusammengestellte Lösungen. Schlecht muss das allerdings nicht sein. Im Gegenteil. Ein Unternehmen wie Flyeralarm zieht beispielsweise einen Großteil seiner Stärke aus dem über Jahre entwickelten eigenen Workflow, der perfekt auf das Netzwerk der beteiligten Druckereien abgestimmt ist und inzwischen auch eine breite Palette von großformatigen Produkten einschließt.
Üblicher allerdings ist, dass Webshop, RIP, Management-Information-System (MIS) und Archivsoftware von verschiedenen Anbietern kommen und über Schnittstellen miteinander kommunizieren. Im Idealfall sind diese Schnittstellen genau aufeinander abgestimmt; gängig ist aber auch, dass einfach Dateien von der einen Software in einem Server-Ordner abgelegt werden, den die nächste Software per Skript überwacht, und aus dem sie dann das Dokument importiert. Schlimmstenfalls werden die Dateien einfach per Hand verschoben.
Egal ob Werbebanner, Riesenposter oder übermannshohe Plakatsäule: Auch im LFP sind über 90 Prozent der Produkte gut standardisierbar und damit geeignet, über einen Webshop vertrieben zu werden. Dementsprechend hat dieser Vertriebsweg in den vergangenen Jahren auch im LFP enorm an Bedeutung gewonnen. Vom Branchenriesen Flyeralarm bis hin zu Kleinbetrieben im Eckladen verzichtet keiner mehr darauf. Damit liegen im Normalfall alle Druck- und Auftragsdaten wohl geordnet im Betrieb in elektronischer Form vor – nicht anders als im gewöhnlichen Akzidenzdruck auch.
Ein Webshop erweckt beim Kunden zudem die Erwartung, seinen Auftrag möglichst in Echtzeit tracken zu können – und das ist ohne einen einheitlichen Workflow nur schwer zu realisieren. Eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung ist, wie Flyeralarm einen Workflow grundlegend selber zu entwickeln, doch das nimmt Zeit in Anspruch – und ist auch meist nicht notwendig. Exemplarisch für die zahllosen möglichen Lösungen, die sich aus den angebotenen Einzelkomponenten zusammensetzen lassen, stehen die folgenden zwei Beispiele.
Für den umfassenden, integrativen Ansatz steht Agfa Asanti. Agfa gehört mit seinen Produktserien Anapurna und Jeti zu den wichtigsten Maschinenanbietern im Großformatbereich. Auch im Workflowbereich ist das Unternehmen mit seiner Lösung Apogee schon sehr lange aktiv. Darum erregte die Ankündigung im Vorfeld der Fespa 2013 einiges Aufsehen, dass Agfa einen eigenen, umfassenden LFP-Workflow speziell für den Sign- und Display-Bereich auf den Markt bringen wollte. Eine Lösung, die inzwischen seit einigen Monaten verfügbar ist.
Auch wenn die Erfahrungsberichte aus der Praxis noch spärlich sind. Technische Grundlage ist der Apogee-Workflow. Agfas Entwickler haben ihn für den Großformatdruck angepasst und ergänzt, sodass Asanti einen ähnlichen Produktumfang bietet. Apogee-Nutzer werden sich daher sehr schnell zurechtfinden. Im Front-End wurde der Layout-Editor, mit dem sich die Platzierung der Jobs auf der Druckvorlage steuern lässt, weitgehend neu aufgebaut. Der Anwender kann hier wählen, ob er nach dem Import der Daten aus den einzelnen Aufträgen diese selber platzieren möchte oder lieber die automatisierte Nesting-Funktion von Agfa nutzt, deren Algorithmus nun speziell auf LFP abgestellt ist.
Asanti verarbeitet über PDF hinaus auch zahlreiche andere Dateiformate, wie etwa JPG; außerdem liefern die Renderer mit 1.440 dpi eine geringere Auflösung als im Offsetbereich üblich und erzeugen auch keine Farbauszüge, sondern Contone-Bitmaps mit zusammengesetzten Farbkanälen. Farbprofile sollen den Umgang mit verschiedenen Druck-Substraten erleichtern. Für das Rendering setzt Agfa auf die Adobe PDF Print Engine 3.0. Der Webshop kommt als eigene Komponente “Asanti Storefront”, die sich auch unabhängig vom übrigen Asanti-Workflow einsetzen lässt. Der Vorteil für den Betrieb liegt darin, dass die Operateure den gesamten Prozess von der Auftragsannahme bis hin zur Produktion unter einer einheitlichen Oberfläche steuern können.
Im Offsetbereich ist Heidelbergs umfangreiche Workflowlösung Prinect bei dessen Kunden weit verbreitet. Das “Betriebssystem für Ihre Druckerei”, wie es beworben wird, erlaubt aber auch, Digital- und Großformatdruckmaschinen mit in den Workflow einzubinden. Dazu kooperieren Heidelberg und eine Reihe von anderen Anbietern, darunter EFI im LFP-Bereich.
Im Falle EFI lassen sich daher die Lösungen Monarch und Pace mit Heidelbergs Prinect verbinden. Für die Maschinen der Vutek-GS-Serie, die in einigen Teilen der Erde von Heidelberg vertrieben wird, ist die Integration besonders einfach. Sie lassen sich direkt in einen Prinect-Workflow einbinden. Für Offsetdrucker, die Prinect einsetzen, erleichtert das deutlich den Einstieg in das Geschäftsfeld LFP.
Agfa Asanti | EFI Monarch/Pace | Colorgate Productionserver 8 | |
Komponenten: | Asanti Storefront, Render, Production | u. a. Kalkulation, Job Tracking u. v. m. | u. a. Kostenkalkulation, Nesting u. v. m. |
RIP: | ja | ja | ja |
unterstützte Maschinen: | Agfa, andere über Schnittstelle | EFI, andere über Schnittstelle | viele andere Hersteller |
Software-Art: | Client-Server | Client oder Client-Server | Client oder Client-Server |
Besonderheiten: | – | – | verschiedene Editionen für spezielle Aufgaben |
Caldera Copy Rip/Visual Rip/Grand Rip | Onyx Thrive | Roland R-Wear Studio | |
Komponenten: | u. a. Contour Nesting, Print Standard Verifier u. v. m. | u. a. Onyx RIP, Smart Apps Vehicle Wraps Plug-in für Illustrator u. v. m. | – |
RIP: | ja | ja | ja |
unterstützte Maschinen: | viele verschiedene Hersteller | viele verschiedene Hersteller | Bundle mit Roland-DG-Maschinen |
Software-Art: | Client oder Client-Server | Client-Server | Kombination Software/Hardware |
Besonderheiten: | – | – | Lösung für Textildruck; Color-Management-Software eingestellt |
Color Alliance Smart Shop 3.0 | Heidelberg Prinect | Eisfeld Datentechnik GmbH Posterjet | |
Komponenten: | – | Prinect Pressroom Manager | Job History |
RIP: | nein | ja | ja |
unterstützte Maschinen: | – | Vutek GS | viele verschiedene Hersteller |
Software-Art: | webbasiert (Joomla) | Client-Server | Client-Server |
Besonderheiten: | Web-to-Print-Shop mit erweiterten Funktionen | über Schnittstelle | – |
Verglichen mit den Kosten für Tinten, Toner, Bedruckstoffe, Maschinen und Personal sind die Investitionen in einen durchgängigen, automatisierten Workflow eher gering. Gleichzeitig verspricht eine solche Investition spürbare Vorteile bei den anderen Kosten. Die Sache sollte also ein Selbstläufer sein – und ist es auch für einen beträchtlichen Teil der Großformatdrucker.
Etwas anders sieht die Situation für das Marktsegment der handwerklich arbeitenden Unternehmen aus, die sich auf maßgeschneiderte Produktionen ab Auflage 1 spezialisiert haben. Hier kommt es weiterhin auf den Einzelfall an, ob sich eine durchgehende Automatisierung wirklich lohnt. Wirklich spannend kann ein vollautomatisierter Workflow aber für klassische Akzidenzdruckereien sein, die ihr Geschäftsfeld erweitern wollen, bekommen sie doch mit den Softwaretools auch gleich eine Menge Know-how für LFP frei Haus mitgeliefert und erleichtern sich den Einstieg deutlich.
An Beliebtheit gewonnen hat in den letzten Jahren die Kombination unterschiedlicher Produkteigenschaften. So können Textildrucke, mit Absorbern laminiert und in Rahmensysteme eingespannt, die Raumakustik gezielt verändern. Ein weiterer großer Trend sind Glasdrucke, die dank steigender Beliebtheit der individuellen Raumgestaltung immer häufiger und auch großformatig nachgefragt werden. Zudem werden industrielle Druckprodukte immer beliebter, beispielsweise individuell gestaltete Spezialfolien mit einer hohen Haltbarkeit für Fahrzeuge, Öltanks oder alles andere, was sich verkleben lässt.
Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Judith Grajewski, Daniel Schilling und Michael Schüle.
Erstmals erschienen 2012/14/17, letzte Aktualisierung 05.07.2018.