Farbmanagement ist die Voraussetzung dafür, dass ein Bild – in Bezug auf seine Farben – durch unterschiedliche Geräte möglichst ähnlich wiedergegeben wird. Was ein beliebiges Eingabegerät erfasst hat, wird dank Farbmanagement durch ein beliebiges Ausgabegerät farbtreu wiedergegeben. Dafür müssen geräteabhängige Farbbeschreibungen (z. B. eines Monitors) und geräteunabhängige Farbräume (z. B. einer Software) bekannt sein und berücksichtigt werden.
Farbtreue bedeutet eine möglichst hohe Ähnlichkeit der Farbwirkung, die durch Farbmanagement erzielt werden kann. Eine vollständige, 100-prozentige Übereinstimmung zwischen Ein- und Ausgabe ist jedoch nie möglich.
Moderne Farbmanagement-Systeme funktionieren nach dem folgenden Prinzip:
Die Aufgabe eines Farbmanagement-Systems besteht also darin, Farbbeschreibungen ineinander zu konvertieren, die sich unterscheiden, weil sie von verschiedenen Geräten (für die Ein- und Ausgabe) abhängen.
Das folgende YouTube-Video erklärt, wie Farbmanagement in der Praxis funktioniert. Der Film setzt bei der Bilddatei an, in welcher einzelne Farben durch ihre Anteile von Rot, Grün und Blau definiert sind (RGB-Farbmodell). Eine Farbe wird durch drei Hexadezimalzahlen definiert, was mathematisch sehr exakt aussieht. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, welches Rot/Grün/Blau die Grundlage für diese Werte ist.
Ein Farbprofil gibt diesem System – anhand des Farborts der Grundfarben und dem Verlauf der Tonwertkurve – die Eichung. Jedes Profil enthält eine Farbtabelle, die die geeichten Farben in Bezug zu einem Referenzfarbraum setzt. Damit können Farben von einem Farbraum auf den nächsten übertragen werden. Ebenso kann beim Proof-Druck ein Simulationsprofil einbezogen werden, das die Ausgabe auf einem anderen Gerät oder einem bestimmten Papier simuliert.
Grundlage für das Farbmanagement ist also das Farbprofil, d. h. ein Datensatz, der den Farbraum von Eingabe- und Ausgabegerät beschreibt. Eine genormte Form dieses Datensatzes stellt ein ICC-Profil dar: Alle verwendeten Farbräume werden mit einem ICC-Profil eindeutig charakterisiert. ICC steht für International Color Consortium, ein 1993 gegründeter Zusammenschluss von Herstellern für Grafik-, Bildbearbeitungs- und Layout-Programme.
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Der Inhalt im Überblick:
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Farbmanagement hilft dem Druckdienstleister, eine medienflexible und gleichzeitig sichere Ausgabe zu gewährleisten – es ergeben sich also grundlegende drei Vorteile:
Was in der Theorie logisch und klar klingt, lässt sich leider nicht immer ebenso einfach auf die Praxis übertragen. Auch im Farbmanagement gibt es einige Fälle, in denen die Anwendung nicht so funktioniert, wie man es erwartet. Fünf typische Probleme sind:
Crossmediales Farbmanagement bedeutet, eine Farbe in verschiedenen Medien wie Tageszeitung, Katalog, Hochglanz-Anzeige oder Webshop so darzustellen, dass sie ähnlich wirkt. Und das ist äußerst anspruchsvoll. Daher beschäftigen sich bei einem Mediendienstleister meist ausgewiesene Spezialisten mit dem Farbmanagement. Um die Prozesse im beschriebenen Workflow zu verstehen, hier ein Beispiel:
Die digitale Fotografie hat in sehr vielen Bereichen die analoge Technik abgelöst. Die digitalen Kamera-Daten, genannt “Raw-Dateien”, kann man als ein digitales Dia betrachten. Sie speichern exakt, was der Bildsensor einer Digitalkamera bei der Aufnahme erfasst, sodass keine Kompressionsverluste in Kauf genommen werden müssen. Der gesamte vom Bildsensor erfasste Umfang (die Bildinformation) ist nutzbar, zum Beispiel 12 bis 16 Bit an Helligkeitsinformationen, das entspricht 4.096 bis 65.536 Helligkeitsabstufungen.
Sinnvoll ist es daher, diese Raw-Daten zunächst in einem medienneutralen Farbraum (zum Beispiel ECI-RGB-Farbraum) zu speichern und zu bearbeiten, um die größtmögliche Bildinformation und somit Bildqualität zu erhalten. Zum Vergleich: Würde man bereits an dieser Stelle in den CMYK-Farbraum wandeln, wären nur noch 256 Abstufungen verfügbar. Dieses Vorgehen ist in der Praxis teilweise noch vorzufinden, jedoch fatal, wenn man bedenkt, wie viele wertvolle Bilddaten in diesem frühen Stadium unwiederbringlich für unterschiedliche Einsatzzwecke verloren wären. Qualitätseinbußen und eine geringere Flexibilität im Mediamix wären die Folge.
In einem medienneutralen Workflow erfolgt daher die Umwandlung erst bei der Ausgabe der Daten für die einzelnen Zielmedien auf Basis standardisierter ICC-Profile. So wird ein Ergebnis von höchstmöglicher Farbqualität und ein gleicher Farbeindruck auf unterschiedlichen Ausgabegeräten erzielt.
Crossmedia- und Multichannel-Projekte strategisch und technisch zu planen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe – sollen doch die Strategien den aktuellen Verhaltensweisen der Nutzer ebenso entsprechen wie den modernen Prozessen für die Produktion der Medien. Das Buch “Web-to Publish – Web-to-Media: Wege crossmedialer Medienproduktion” (3. Auflage) zeigt, wie Projekte erfolgreich umgesetzt werden können.
Autorin und Herausgeberin ist Ira Melaschuk, Inhaberin der Unternehmensberatung Melaschuk-Medien und Expertin für Web-to-Print, Web-to-Publish und Crossmedia. Namhafte Co-Autoren ergänzen das Werk mit Fachbeiträgen:
Zudem werden zehn Praxisbeispiele von Kunden vorgestellt, in welchen jeweils mindestens zwei Medienkanäle von einem System angesteuert wurden.
Erstmals erschienen 2018, letzte Aktualisierung 05.09.2018.