Etikettendrucker können verschiedene Materialien verarbeiten, von Papier über Monofolien bis hin zu Verbundwerkstoffen (Laminate). Der Klassiker ist allerdings nach wie vor das Selbstklebeetikett, das seit den 1940er-Jahren verwendet wird. Es kommt neben dem Nassleimetikett am häufigsten zum Einsatz. Seit den 1990er-Jahren gibt es die sogenannten Monofolienetiketten aus sehr dünnen und sehr dehnbaren Substraten. Bei der Laminierung wird das Etikett durch eine transparente Folie veredelt, wodurch es edler wirkt und gegen äußere Einflüsse geschützt ist.
Wie der Etikettendruck (englisch: label printing) funktioniert, hängt vom Druckverfahren ab. Dieses wiederum wird ausgehend von den Anforderungen an das Endprodukt gewählt. Die vier wichtigsten Verfahren, die im Folgenden näher vorgestellt werden, sind:
Flexo- und Tiefdruck werden derzeit standardmäßig in Etikettendruckereien eingesetzt. Darüber hinaus lassen sich die Verfahren auch kombinieren. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Kombinationsdruck.
Der Flexodruck ist das am stärksten verbreitete Verfahren in der schmalbahnigen Produktion von Etiketten, nicht zuletzt, weil er sich durch seine Wirtschaftlichkeit auszeichnet. Die Druckplatten erlauben allerdings nur eine Farbübertragung, die in der Schichtdicke für vierfarbige Bilder ausreicht, nicht aber für Weiß (als Hintergrund farbiger Etiketten auf Folien). Qualitätsdruckereien setzen hierfür den Siebdruck ein.
Das Prinzip des Hochdruckverfahrens Flexodruck beruht darauf, dass die druckenden Flächen der Druckplatte höher liegen als die nicht druckenden Flächen.
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Den Offset machen seine hohe Standardisierung und die vergleichsweise günstige Verfügbarkeit der Druckplatten interessant für die Produktion von Etiketten. Darüber hinaus überzeugt er qualitativ, etwa in der Farbtreue.
Das Offsetdruckverfahren zeichnet sich dadurch aus, dass die Druckfarbe mittels eines Gummituchs von der Druckplatte auf den Bedruckstoff übertragen wird.
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Etikettendruck ist digital seit 1995 möglich, als Indigo auf der Drupa seine Rollendruckmaschine Omnius One-Shot Color vorstellte. Durch die fünf folgenden Vorteile zeichnet sich der Digitaldruck aus:
Daraus ergeben sich für die Druckerei folgende Möglichkeiten:
Mit der LED-UV-Härtung können dünnere, empfindlichere Materialien sicher verarbeitet werden, etwa flexible Verpackungen und Sleeves. Hinzu kommen die drastisch reduzierten Stromkosten der LED-UV-Härtung und die wesentlich langlebigeren Lichtquellen.
Der digitale Inkjetdruck eignet sich vor allem für kleine Auflagen, abweichende Varianten und Individualisierungen von weniger intensiv veredelten Etiketten. Der Digitaldruck gewinnt in der Etiketten- und Verpackungsproduktion derzeit an Bedeutung und macht hier vor allem dem Flexodruck Konkurrenz.
Je nach dem wo ein Etikett eingesetzt wird, eignet sich im Digitaldruck mal der UV-Inkjet und mal der Trockentoner besser. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, wann welche Technik prädestiniert ist:
Anwendungsgebiet | prädestinierte Digitaldruck-Technik | Begründung |
Etiketten für Weine oder Spirituosen | Trockentoner | für viele Bedruckstoffe geeignet |
sonstige Getränkeetiketten aus Papier oder BOPP (gestreckte Polypropylenfolie) | Trockentoner und UV-Inkjet möglich |
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Pharmaetiketten | Trockentoner | für viele Bedruckstoffe geeignet |
sicherheitsrelevante Etiketten | Trockentoner |
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Lebensmitteletiketten | Trockentoner | Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit (Migration und chemische Zusammensetzung) |
Etiketten für Kosmetik, Parfüm oder Make-up | Trockentoner und UV-Inkjet möglich |
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Chemieetiketten und Etiketten für den Dauereinsatz (Industrie, Haushalt) | UV-Inkjet | beständig gegen UV-, chemische und mechanische Belastung |
Mit dem Siebdruckverfahren lassen sich hohe Deckung, Detailgenauigkeit und Farbkraft erzielen. Anders als der Flexodruck ermöglicht das Verfahren beispielsweise eine Farbübertragung, die in der Schichtdicke für Weiß ausreicht, wenn dieses als Hintergrund farbiger Etiketten auf Folien gedruckt werden soll. Diese Gestaltung findet man etwa bei Etiketten im sogenannten No-Label-Look, sie kommen zum Einsatz für:
Im Siebdruck wird zudem die dreidimensionale Blindenschrift aufgetragen; weitere Effekte wie Düfte oder Veränderungen der Farbe abhängig von der Temperatur sind möglich. Siebdrucke zeichnen sich generell durch ihre Leuchtkraft, Lichtechtheit und Abriebfestigkeit aus.
Das Prinzip des Siebdrucks beruht darauf, dass die Druckfarbe mittels einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe hindurch auf den Bedruckstoff übertragen wird.
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In der Regel werden verschiedene Druckverfahren kombiniert, um die Etiketten durch Sonderfarben, Metallic-Farben oder Prägungen zu veredeln. Für den Kombinationsdruck kommen beispielsweise in Frage:
70 bis 80 % aller Schmalbahn-Druckmaschinen sind hybride Systeme, die mindestens zwei Verfahren in einem Durchlauf kombinieren. Mit der Unterstützung von Kombinationsdruckmaschinen werden sogar beim Trapping von Tickets automatisch Überdrucken-Berechnungen auf Grundlage des beabsichtigten Druckverfahrens ausgeführt. Weiterhin ist es nicht mehr erforderlich, dass ein hochqualifizierter Maschinenbediener mehrere Workflows gezielt unterbricht, um die verschiedenen Prozesse einzubinden.
Einen Einblick in den professionellen Etikettendruck gibt das YouTube-Video des Druckdienstleisters Goelz aus Mengen, ein Beispiel für die Produktion von Auflagen zwischen 10.000 und 100 Mio. Etiketten. Zunächst zeigt der Film, wie der Kunde sein gewünschtes Etikett über das Online-Portal des Anbieters bestellen kann. Dann verfolgt das Video den Produktionsprozess in sieben Schritten:
Für große Auflagen bietet sich der Etikettendruck auf Rollen an. Er ermöglicht es, viele Etiketten schnell zu bedrucken und zu applizieren und wird in der Industrie standardmäßig eingesetzt. Blanko-Rollenetiketten können auch beim Spendevorgang – mittels Druckspendesystemen bzw. Etiketten-Druck-Spendern – bedruckt werden. Der Druck auf Bogen bietet sich für kleinere Auflagen an. Hierbei müssen die Etiketten allerdings von Hand aufgeklebt werden.
Im weltweiten Verbrauch von Erzeugnissen des Etikettendrucks verbucht Europa ein Drittel für sich. Mit bis zu 17 m² pro Person pro Jahr hat es eine der höchsten Nutzungsraten aller Kontinente. Der Schwerpunkt liegt auf Osteuropa, wo eine fast dreimal so hohe Wachstumsrate wie in Westeuropa erzielt wird. Diese Zahlen kommunizierte die Tarsus Group plc anlässlich der Labelexpo Europe 2017.
Die Labelexpo Europe zählt zu den bedeutendsten Veranstaltungen für die Etiketten- und Verpackungsindustrie. Sie öffnet alle zwei Jahre ihre Pforten auf dem Brüsseler Messegelände (Expo) und fand zuletzt im September 2017 statt. Mit über 650 Ausstellern auf mehr als 35.000 m² Ausstellungsfläche in neun Hallen war sie die größte Veranstaltung seit dem Auftakt der Reihe im Jahr 1980.
Gezeigt und demonstriert wurden die neuesten Entwicklungen für den Etiketten- und Verpackungsdruck sowie für Schmalbahn-Verarbeiter. Mit der Rückkehr der sogenannten “Linerless Trails” und dem Debüt der “Automation Arena” wurden zwei weitere Funktionsbereiche angekündigt. Die Aussteller kamen aus folgenden Segmenten:
Die Besucher der Labelexpo Europe sind Drucker und Verarbeiter von Etiketten, flexiblen Verpackungen und Faltkartons, Markeninhaber, Designer und Zulieferer. 2017 kamen insgesamt 37.700 Besucher aus 125 Ländern auf die Messe.
Die nächste Labelexpo Europe findet von 24. bis 27. September 2019 statt.
Industrie 4.0 ist der aktuelle Trend in der Automatisierung und beim Datenaustausch im Produktionsprozess. Vor diesem Hintergrund war die Automation Arena auf der Labelexpo Europe 2017 konzipiert als eine Art praktische Live-Werkstatt mit zwei automatisierten Druckmaschinen-Linien für die digitale und konventionelle Etikettenproduktion. Sie demonstrierte die Ausrichtung auf die Verknüpfung der Industrie mit dem Internet der Dinge (also Industrie 4.0) und zeigte, wie das Informationsmanagement den Workflow integrieren und die Produktion automatisieren kann. So sollen bessere Leistung, Zuverlässigkeit und Rentabilität für die heutigen Drucker möglich werden.
Wer einen Job im Etikettendruck sucht, sollte regelmäßig im Stellenmarkt von print.de vorbeischauen. Dort findet man alle Stellenangebote der Druckbranche. Die aktuell ausgeschriebenen Jobs lassen sich nach Beruf, Branche oder Firma sowie Arbeitsort filtern.
⇒ Etikettendrucker-Jobs und mehr: Hier im Stellenmarkt von print.de.
Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Judith Grajewski, Frank Lohmann und Kurt K. Wolf.
Erstmals erschienen 2012/13 und 2017, letzte Aktualisierung 16.01.2019.