Die deutsche Druckindustrie ist von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt, dies zeigen die folgenden aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (Stand Juli 2019):
Der Markt, den die deutsche Druckindustrie bearbeitet, lässt sich in Kürze folgendermaßen charakterisieren:
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Wie sich der Wettbewerb in der deutschen Druckindustrie aktuell gestaltet, fragte Deutscher Drucker den Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Druck und Medien (BVDM), Dr. Paul Albert Deimel.
Er sagt: “Der Wettbewerb zwischen den Medien und die kommenden Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene machen mehr denn je deutlich, wie wichtig ein Schulterschluss der Unternehmen in Verbänden ist. Die Druck- und Medienindustrie braucht eine starke Lobby, damit die Unternehmen sich entwickeln können.” Als aktuelle Aufgaben des BVDM sieht er den Schutz der unternehmerischen Freiheit und des Wettbewerbes. Dies betrifft konkret die folgenden Themen:
Nicht nur in der Druckindustrie, in fast allen Lebensbereichen gehe der Trend derzeit zur Zukunftsangst, sagt Zukunfts- und Trendforscher Mathias Horx. Die Folge sei eine chronische Depression, die unsere Gesellschaft lähme und echten Wandel verhindere. Er fordert mehr Zukunftsoptimismus – dies gilt auch für die Druckindustrie und ihre Unternehmen. Denn die EU-Studie unter Federführung von Intergraf macht bei allem Pessimismus auch Chancen aus. Voraussetzung sei, dass Betriebe und Beschäftigte bereit und in der Lage seien, neue Technologien zu nutzen, sich neue Märkte zu erschließen und flexibel zu bleiben.
Der Unternehmensberater Philipp Wolde von Realitymaker in Hamburg gibt allen Unternehmen der Druckbranche einen Rat: Den Mut zum Print-Innovation-Cycle haben! Nur wer bereit ist, sich permanent zu erneuern und seine Geschäftsmodelle auf Kundenbedürfnisse auszurichten, können letztendlich auch erfolgreich sein. Wolde: „Erfolgreiche Druck- und Medienunternehmen geben ihren Kunden Antworten, bevor es andere tun!“
Die Druckindustrie zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus, und diese charakterisiert auch den Wandel der Branche: So unterschiedlich die Druckverfahren von Tiefdruck, Rollendruck bis hin zu Digitaldruck und Flexografie, deren spezifischen Märkte und Perspektiven sind, so unterschiedlich sind auch die Zukunftsstrategien und Erfolgswege der Unternehmen. Wo die Chancen in der Zukunft liegen könnten, zeigen fünf aktuelle Trends.
Da sich das Verhalten der Menschen in der Nutzung von Medien seit einigen Jahren – weg von Print, hin zu Online – wandelt, befindet sich auch die deutsche Druckindustrie im Umbruch. Die folgende Tabelle zeigt, basierend auf Erhebungen des BVDM, die Entwicklung seit 2008 in Zahlen.
Jahr | Gesamtumsatz | Zahl der Betriebe | Zahl der Beschäftigten |
2008 | 21,9 Mrd. Euro | 10.710 | 172.170 |
2009 | 20,2 Mrd. Euro | 10.301 | 165.803 |
2010 | 20,8 Mrd. Euro | 10.043 | 158.751 |
2011 | 21,2 Mrd. Euro | 9.749 | 154.524 |
2012 | 20,5 Mrd. Euro | 9.403 | 151.385 |
2013 | 20,3 Mrd. Euro | 9.148 | 146.504 |
2014 | 20,6 Mrd. Euro | 8.842 | 142.599 |
2015 | 20,41 Mrd. Euro | 8.584 | 139.146 |
2016 | ca. 20 Mrd. Euro | 8.373 | 135.488 |
2017 | 20,8 Mrd. Euro | 8.084 | 133.567 |
2018 | 20,4 Mrd. Euro* | 7.719 | 131.070 |
* laut Schätzung BVDM
Sinnbildlich für die gesamte Entwicklung steht der Rückgang in den Beschäftigtenzahlen. Zur Verdeutlichung hier eine Grafik, die die Entwicklung von 2008 bis 2018 darstellt:
Die schnellen Innovationszyklen und damit verbundene Investitionskosten und Risiken führen dazu, dass viele Druckunternehmen nur durch Größe und Rationalisierung ihr Überleben im stärker werdenden Wettbewerb sichern können.
Weniger betroffen sind kleinere Druckereien, die sich spezialisieren und teils auch in Kooperationen den Auftraggebern unverwechselbare Dienstleistungen bieten.
Die Medienmärkte wachsen zusammen. Das Internet beflügelt den Druck. Neue hybride Werbeformen, das heißt ein Medienmix zwischen Print und Online, entwickeln sich.
Das Zukunftsforschungsinstitut Trendone in Hamburg identifiziert unter dem Zauberwort „Printplus“ weitere Trends und Märkte für die Branche wie Augmented Reality, einer mit virtuellen Inhalten angereicherten Realität. Oder Printed Electronics wie zum Beispiel gedruckte Batterien, Displays oder Solarzellen, großflächige OLEDs, das heißt selbstleuchtende Elemente, E-Books, RFID-Etiketten, intelligente Verpackungen. Die Techniken dazu stehen derzeit vor der Schwelle der industriellen Massenfertigung und schaffen neue Produktideen. Bei Sense Print reagieren Druckerzeugnisse auf Berührung. Texte erscheinen oder verändern sich bei sensorischen Eindrücken. Transactive Print meint die Interaktion zwischen Druck- und mobilen Anwendungen. Bei Video in Print wird ein Video in eine Printbeilage eingebettet und wertet das Druckerlebnis auf. Neben der Kombination von Print- und digitalen Produkten, neuen Geschäftsfeldern und Märkten in IT-Services und Media-Asset-Management konzentriert sich die Druck- und Medienbranche aber auch auf neue, kreative und hoch veredelte Printprodukte. In der Fülle der Wettbewerber und Informationsmedien setzen die Auftraggeber der Druckindustrie immer häufiger auf das haptische und sensorische Erleben eines Druckproduktes.
Corporate-Publishing und Crossmedia-Produkte sind und bleiben sichere Wachstumsmärkte. Ebenso wächst der Digitaldruck in all seinen Facetten im Klein- und Großformat. Nach der Pira-Studie soll der Digitaldruck spätestens im Jahr 2020 das dominierende Druckverfahren sein. Ein weiteres Wachstumsfeld ist auch der Verpackungsdruck. Dieser wächst selbst in Industrieländern und Schwellenländern gleichermaßen, weil die Verpackungen immer aufwendiger werden. Ähnliches gilt für Kopierschutz wie auch für Sicherheitstechniken auf Druckprodukten.
Welche Bedeutung Print und die Druckindustrie in Zukunft haben werden, untersuchte eine kürzlich von der EU-Kommission unterstütze Studie zur Restrukturierung der europäischen Druckindustrie. Auch wenn Print derzeit Medium Nummer eins ist – sie sieht die Branche europaweit und übergreifend in einer rückläufigen Bewegung. Die vom britischen Forschungsunternehmen Facta Consult durchgeführte Untersuchung diagnostiziert: Überkapazitäten und Preiswettbewerb betreffen die gesamte Branche.
Die veränderte Mediennutzung der Verbraucher schwächt die Nachfrage nach Druckerzeugnissen. Dies werde auch Auswirkungen auf die Beschäftigtensituation haben.
Bei einem Blick auf die Verteilung der Werbebudgets prognostizieren die Forscher nur stagnierende bis leicht wachsende Märkte für Print. Derzeit sind Druckprodukte mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent stärkster Werbeträger. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group schätzt, dass sich der Anteil der elektronischen Werbung in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln wird.
Die Gegenwart entwickelt völlig neue Anforderungen an die Druck- und Medienbranche. Diese resultieren aus dem Zusammenwachsen der Medienmärkte, dem veränderten Mediennutzungsverhalten und den neuen Anforderungen der Kunden und Verlage.
Dr. Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer BVDM, prognostiziert: “Angesichts des technologischen und demografischen Wandels bedarf es neuer Berufsbilder, wie z. B. den Medientechnologen, und neuer Weiterbildungsangebote. Diese sind wichtig, damit Betriebe langfristig Fachkräfte mit Schlüsselqualifikationen finden und die Branche attraktiv für gute Mitarbeiter bleibt.” Konkrete Aufgaben für die Druckbranche sind aktuell:
Die Folge, die dies mit sich bringt: Neue Fähigkeiten sind gefragt. Verschiedene Ausgabeformate für verschiedene Geräte müssen beherrscht werden, ebenso die Verwaltung von Inhalten aller Art. Während Verlage sich zu Content-Anbietern entwickeln, werden Druckdienstleister zu Infrastrukturanbietern: Verlage suchen nach Wegen, Inhalte (ein komplettes Buch, Teile daraus oder aus mehreren Büchern) zu vermarkten und Zugriffe zu organisieren. Druck- und Mediendienstleister gestalten diese Prozesse und Transportmittel ihrer Auftraggeber. Sie gewährleisten die individuelle Komposition von Inhalten zum maßgeschneiderten Produkt: Sie organisieren diese Content- und Metadaten, bauen Strukturen in XML auf und machen Inhalte verfügbar für alle Medienkanäle, jederzeit und an jedem Ort.
Neue Technologien beeinflussen die Geschäftsfelder der Zukunft. Cloud-Computing-on-Demand, In-Memory (mit hohen Datenmengen sehr schnell umgehen können) sowie mobile Dienste stellen weitere Anforderungen an die Betriebe. Die Lösungen könnten beispielsweise lauten:
Wie sich die Druckindustrie in Richtung Zukunft entwickelt, zeigt der folgende Ausblick. Sabine Geldermann, Director Drupa 2020, spricht im Video-Interview über die zunehmende Vielfalt in den Bedruckstoffen und über prognostizierte Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent im Verpackungsdruck.
Die Zukunft der Druck- und Medienbranche ist also vielfältiger, als sie sich derzeit schon präsentiert. Und wie es die 2010 in Brüssel vorgestellte EU-Studie zur Zukunft der Druckindustrie pointiert darstellt: Die Zukunft der Branche liegt in ihren eigenen Händen!
Artikel unter Verwendung eines Beitrags von Gabi Schermuly-Wunderlich.
Erstmals erschienen 2010, letzte Aktualisierung 16.07.2019.