Druckfarben sind Gemische, die unter anderem Farbmittel enthalten und mittels einer Druckform auf ein Medium übertragen werden. Bindemittel sorgen dafür, dass die Farbmittel auf dem Bedruckstoff in einen dauerhaften und mechanisch belastbaren Film eingebettet werden. Flüssige Komponenten ermöglichen durch Verdunsten, Wegschlagen (Eindringen) oder eine chemische Reaktion, dass die Farben nach dem Druck einen trockenen, festen Zustand annehmen.
Physikalisch gesehen handelt es sich bei Druckfarbe um ein disperses System: Ein Feststoff – das Farbmittel – ist in einem flüssigen Stoff – dem Bindemittel – feinst verteilt. Die grundlegenden Bestandteile sind immer gleich:
Allgemein unterscheidet man pastöse Druckfarben mit hoher Viskosität (d. h. zähflüssig) von dünnflüssigen mit niedriger Viskosität. Ebenso unterscheiden sich strahlenhärtende Farbensystemen von solchen für Digitaldrucksysteme (= Trockentoner, Flüssigtoner).
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Der Inhalt im Überblick:
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Die moderne Physik hat es möglich gemacht, Farbtöne messtechnisch zu erfassen und zu definieren. Jeder Farbton bekommt bei der spektralfotometrischen Farbmessung drei Zahlenwerte zugeordnet, die den Farbton in einem Koordinatensystem eindeutig festlegen. Im heute allgemein üblichen Cielab-System wird jeder Farbton als ein Punkt in einem Farbraum, der durch die Achsen a* (Grün-/Rot-Achse), b* (Blau/Gelb-Achse) und L* (Helligkeit) aufgespannt wird, beschrieben.
Trotz allem Fortschritt in der Messgerätetechnik ist es heute noch nicht gegeben, dass mit jedem Spektralfotometer beim Messen des gleichen Drucks identische Messwerte erhalten werden. Unterschiede in der Bauweise der Geräte, Alter und Eichung können zu nennenswerten Unterschieden der Messwerte führen. Somit ist eine Kommunikation über Farbtöne, die ausschließlich auf den Austausch von Lab-Werten beruht, nicht sicher genug. Verbessern lässt sich diese Situation durch Abgleich der Messgeräte.
Druckfarben für das Offset-Druckverfahren müssen in den Anteilen der Bindemittel einige physikalische und chemische Eigenschaften aufweisen, die hydrophile und hydrophobe Reaktionen an den Grenzflächen von Bild- und Nichtbildstellen ermöglichen. Vereinfacht gesagt dürfen die Nichtbildstellen nicht mit Farbe benetzt werden, und um dies zu ermöglichen, muss die Farbe grundsätzlich hydrophob (wasserabstoßend) sein. Durch die physikalischen Kräfte, die während des Druckens entstehen, wird ein geringer Teil des Feuchtmittels in die Farbe emulgiert. Durch diese Druckfarbe-Feuchtmittel-Dispersion erhöht sich die Fließgrenze, ändert sich die Viskosität und sinkt die Zügigkeit. Offsetdruckfarben sind deutlich höher viskos als zum Beispiel Flexodruck- und Tiefdruckfarben.
Aus der Vielzahl der sichtbaren Farbtöne lassen sich längst nicht alle im Offset wiedergeben. Einschränkungen ergeben sich durch die hier übliche Farbschichtdicke von 1 bis 2 µm, die keine beliebig intensiven Farbtöne zulässt, und die Tatsache, dass für manche Farbtöne keine passenden Farbpigmente erhältlich sind – sie wurden einfach noch nicht erfunden oder auf den Markt gebracht.
Im standardisierten vierfarbigen Offsetdruck können etwa 250.000 Farbtöne abgebildet werden. Verwendet man alle für Offsetfarben geeigneten Schmuckfarbenpigmente, so vergrößert sich dieser Bereich auf etwa 400.000 Farbtöne. Wie sich diese Vielfalt drucktechnisch umsetzen lässt, wird im Folgenden geklärt.
Im Bogenoffset ist es vergleichsweise einfach, mehr als die im standardisierten Druck vorgesehenen vier Skalenfarben zu verwenden. Hierzu werden entweder Druckmaschinen mit fünf und mehr Druckwerken eingesetzt, oder man bedruckt die Bogen in mehreren Durchgängen durch die Druckmaschine. Aus diesen Gründen ist der Schmuckfarbenverbrauch mit etwa 20 Prozent des Farbbedarfs im Bogenoffset deutlich höher als in den anderen grafischen Druckverfahren.
Um nicht für jeden neuen Farbton eine von Grund auf neue Druckfarbe ausarbeiten und fertigen zu müssen, ist es geübte Praxis, Schmuckfarben aus Grundfarbensystemen zu mischen. Solch ein Schmuckfarbensystem besteht typischerweise aus zwölf Grundfarben, die die Eckpunkte des abbildbaren Farbraums darstellen, ergänzt von Schwarz und Mischweiß. Diese Mischsysteme werden in gleicher Art beim Farbenhersteller, im grafischen Fachhandel und in Druckereien eingesetzt. Der große Vorteil solcher Systeme ist, dass ohne aufwändige Lagerhaltung oder lange Wartezeiten beliebige Farbtöne ermischt werden können.
Zur Vereinfachung der Kommunikation über Farbtöne wurden bereits vor Jahrzehnten Schmuckfarbensysteme auf den Markt gebracht, die aus einem festgelegten Sortiment an Schmuckfarben und Farbmusterfächern bestehen: Sie zeigen die Farbtöne der Sortimentsfarben und ihrer Mischungen. Ergänzt werden diese durch Mischrezepturen zum Erreichen aller im Farbfächer gezeigten Farbtöne. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind das Pantone- und das HKS-System. Doch Obacht: Zwischen Farbfächern, die sich in Alter oder Vorgeschichte unterscheiden, sind auch Farbton-Abweichungen möglich. Der bloße Austausch der Farbbezeichnung kann somit im Einzelfall zu Diskrepanzen zwischen dem ursprünglichen Wunsch und dem fertigen Druckobjekt führen. Sicherheit hierbei ist durch den Austausch von Abschnitten aus den Farbfächern zu erzielen.
Bei der Auswahl von Schmuckfarben spielen zunächst die Eigenschaften der Farbpigmente – also Farbton und Echtheiten – eine wichtige Rolle. Darüber hinaus besteht jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, diese Druckfarben an den Verwendungszweck anzupassen. Beispiele für unterschiedliche Anforderungen sind:
Wichtig ist, dass diese Eigenschaften, die durch die Wahl der Bindemittel und Additive erreicht werden, bei der Bestellung der Farbe vollständig übermittelt werden.
Wird dieselbe Druckfarbe in unterschiedlichen Schichtdicken angedruckt, so ist festzustellen, dass sie mit steigender Schichtdicke nicht nur intensiver wird, sondern auch ihren Farbton ändert. Beispielsweise wird ein Magenta bei höherer Schichtdicke gelblicher und ein Gelb bekommt einen Orange-Stich. Das bedeutet, dass beim Informationsaustausch über die Farbtöne immer die Farbschichtdicke angegeben beziehungsweise ein Druckmuster ausgetauscht werden muss.
Naturgemäß unterscheiden sich die am Markt angebotenen Hunderte von Papierqualitäten in ihrer Oberflächenstruktur, im Farbbedarf und in ihrer Eigenfärbung. Da normale Offsetfarben lasierend sind, haben diese Papiereigenschaften einen beträchtlichen Einfluss auf den Farbton des Druckes. Werden gleiche Schichtdicken derselben Farbe auf verschiedene Papiere gedruckt, so können sich die resultierenden Farbtöne deutlich unterscheiden. Somit ist es unerlässlich, bei der Ausarbeitung von Farbtönen auf dem Auflagenpapier anzudrucken.
Ein weiterer Aspekt, der bei der Planung von Druckobjekten beachtet werden muss, ist die Tatsache, dass der Farbeindruck durch das Überlackieren oder Kaschieren verändert werden kann. Durch das lackbedingte Verändern der Lichtbrechung erfolgt eine Verschiebung des Farbtons. Beispielsweise erscheint ein orangefarbener Druck nach dem Überlackieren deutlich röter. Der Beweis, dass es sich dabei um physikalische Phänomene der Lichtbrechung und nicht um eine chemische Veränderung der Druckfarbe handelt, kann durch Aufbringen eines Klebebands oder einer Folie erbracht werden. Dadurch verändert sich der Farbeindruck, nach dem Abziehen des Streifens oder dem Abnehmen der Folie liegt er wieder unverändert vor. Soll der Farbton des lackierten Drucks exakt einer Vorlage entsprechen, so ist dies bei der Planung des Druckobjekts zu berücksichtigen.
Der Vollständigkeit halber muss noch darauf hingewiesen werden, dass bei vorgesehener Lackierung oder Kaschierung die verwendeten Druckfarben die erforderlichen Echtheiten aufweisen müssen. Andernfalls kann es durch chemische Einwirkung von Lack- oder Kleber-Inhaltsstoffen zum Ausbluten oder Verfärben der Pigmente kommen. In diesem Zusammenhang kann es geschehen, dass der ursprünglich gewünschte Farbton nicht exakt erreicht werden kann, da die Pigmentalternativen, die die erforderlichen Echtheiten aufweisen, im Farbton abweichen.
Die Wirkungsweise der Bogenoffsetfarben bringt mit sich, dass die Druckmaschinen normalerweise kein Trockenaggregat benötigen. Farben für Bogenoffset trocknen „quasi von selbst“. Die Trocknung verläuft in zwei Stufen.
Der erste Schritt ist das Wegschlagen der dünnflüssigen Öle in die Poren der Papieroberfläche. Dieser Vorgang beginnt im ersten Moment des Kontaktes zwischen Farbe und Substrat und ist nach wenigen Minuten abgeschlossen – hierdurch erfährt der Druckfarbenfilm eine erste Verfestigung.
Der zweite Schritt der Trocknung im Bogenoffset ist die oxidative Vernetzung von pflanzlichen Ölen. Unter der Einwirkung von Luftsauerstoff tritt eine Vernetzung der Pflanzenöl-Moleküle ein und aus den flüssigen Ölen wird ein vernetztes Polymer, das dem Druckfarbenfilm Glanz und Härte verleiht. Dieser Vorgang verläuft langsamer und benötigt bis zur vollständigen Durchreaktion einige Stunden bis wenige Tage und bringt es mit sich, dass ein im Bogenoffset hergestellter Druckfarbenfilm seine endgültige Struktur erst nach Stunden erreicht.
Durch die dabei ablaufenden Veränderungen der Schichtdicke, der Pigmentbenetzung und der Zusammensetzung des Farbfilms kann sich eine Veränderung des Farbtons ergeben. Ein frisch aus der Druckmaschine genommener Bogen wird somit einen etwas anderen Farbton zeigen, als der durchgetrocknete Bogen am nächsten Tag. Zur Beherrschung solcher Effekte warten erfahrene Koloristen bei empfindlichen Farbtönen die Trocknung ab, bevor sie den Farbton bewerten. Arbeitet man mit einem anerkannten Schmuckfarbensystem, für das im Offset gedruckte Farbfächer vorhanden sind, so kann man davon ausgehen, dass sich der frische Druck beim Trocknen an das Muster im Fächer annähert. Bestehen Zweifel, so erzielt man Sicherheit durch einen Vorversuch mit Auflagenfarbe und -papier.
Es gibt keine Garantie dafür, dass ein einmal angefertigtes Druckprodukt sein Aussehen für alle Zeiten behält. Schon im Papier erfolgen Alterungsvorgänge durch Vergilben oder Zerfall der optischen Aufheller. Dadurch verschiebt sich der Farbton des Bedruckstoffs ins Gelbliche und seine Helligkeit sinkt. Besonders bei sehr hellen Schmuckfarben führt dies zu einer Farbtonveränderung des Drucks. Wird das Druckobjekt längere Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt, so kann es – je nach der Lichtechtheit des verwendeten Pigments – zu einem Verblassen oder Verfärben der Druckfarbe kommen. Soll also im Wiederholungsauftrag der Farbton der ersten Auflage genau erreicht werden, so muss überprüft werden, ob das vorhandene Druckmuster nicht durch Alterungseffekte verändert wurde.
Ein weiterer wichtiger Einfluss auf die Farberscheinung von Drucken wird durch die Art der Beleuchtung ausgeübt. Sonnenlicht, Tageslicht unter bewölktem Himmel, Neonröhren oder Glühlampen weisen deutliche Unterschiede im Spektrum ihrer Strahlung auf. Das hat zur Folge, dass das Auge das gleiche Druckmuster je nach Beleuchtung unterschiedlich empfindet. Ebenfalls ist es möglich, dass zwei Druckmuster unter einer Beleuchtung identisch aussehen, beim Wechsel der Beleuchtung jedoch unterschiedlich wirken. Diese Erscheinung wird Metamerie genannt.
Um beleuchtungsbedingte Meinungsverschiedenheiten bei der Beurteilung von Farbtönen auszuschließen, hat man in der Druckindustrie schon vor Jahrzehnten entschieden, beim Ausmustern von Farbtönen und bei der Kontrolle von Drucken die Normlichtart D50 („mittleres weißes Tageslicht“) zu verwenden.
Will ein Auftraggeber den Umschlag seiner Broschüre in leuchtendem „Himbeerrot“ gedruckt haben, so muss er zunächst den Farbton festlegen. Das kann geschehen anhand von:
Weiterhin ist zu entscheiden, ob der Druck lackiert oder kaschiert oder längere Zeit dem Tageslicht ausgesetzt werden soll – dies ist wichtig für die Auswahl von Farbpigmenten mit den erforderlichen Beständigkeiten.
Schließlich ist noch das Auflagenpapier auszuwählen und zu definieren, ob die Drucksache besondere Eigenschaften aufweisen soll, die über die Bindemittelzusammensetzung erzielt werden können.
All diese Informationen und das Original-Farbmuster werden nun der Druckerei übermittelt. Diese – oder der beauftragte grafische Fachhändler oder Farbhersteller – arbeitet den Farbton unter Berücksichtigung der aller Anforderungen aus und fertigt einen Andruck auf Auflagenpapier an.
Den Andruck erhält der Auftraggeber zunächst zur Freigabe, und später beim Auflagendruck dient er dem Drucker als verbindliche Farbtonvorlage. Wird so verfahren, so zeigt das Druckobjekt mit großer Wahrscheinlichkeit das gewünschte „Himbeerrot“. Bestehen Lücken in der Kommunikation, kann auch ein „Erdbeerrot“ das in diesem Falle unerwünschte Resultat sein.
Wer produziert Druckfarbe? Alle Hersteller zu nennen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Deshalb zeigt die folgende Übersicht die wichtigsten Daten zu vier deutschen Druckfarben-Produzenten, über welche print.de weiterführende Informationen bietet. Die Links zu den entsprechenden Seiten finden Sie ebenfalls in der Tabelle.
Druckfarben-Hersteller | Sitz und Portfolio | weitere Informationen |
Actega GmbH | 46483 Wesel
|
www.print.de/thema/actega/ |
Hubergroup Deutschland GmbH | 85541 Kirchheim
|
www.print.de/thema/hubergroup/ |
Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA | 53721 Siegburg
Druckfarben für:
|
www.print.de/thema/siegwerk/ |
Zeller+Gmelin GmbH & Co. KG | 73054 Eislingen/Fils
|
www.print.de/thema/zeller-gmelin/ |
Artikel u. a. unter Verwendung von Beiträgen von Dr. Erich Frank, Leiter Technisches Zentrum Bogenoffset der Flint Group Germany GmbH, und Christina Hanck.
Erstmals erschienen 2009/12, letzte Aktualisierung 12.06.2019.