Um zu verstehen, was Bogenoffset bedeutet, sollte man das Prinzip des Offsetdrucks kennen: Dieser beruht auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser. Dementsprechend sieht der Vorgang in einer Bogenoffsetmaschine – bestehend aus Anleger, Druckwerk und Ausleger – grundsätzlich so aus: Der Anleger vereinzelt die Druckbogen und führt sie dem Druckwerk zu. Dort wird zunächst die Druckplatte befeuchtet.
Dabei nehmen die nicht zu druckenden Elemente das Wasser an und stoßen die Farbe ab, die zu druckenden Elemente verhalten sich genau umgekehrt. Dann wird die Farbe zuerst von der Druckform auf einen Zylinder und schließlich auf den Bedruckstoff übertragen. Wenn die Bogen das Druckwerk durchlaufen haben (es können je nach Konfiguration auch mehrere Druckwerke sein), erreichen sie den Ausleger, der sie zu Stapeln sortiert.
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Im Bogenoffsetdruck kann – je nach Einstellung der Maschine – ein- und mehrfarbig gedruckt werden. Der sogenannte Schön- und Widerdruck ermöglicht das Wenden des Mediums in der Maschine, es kann also im selben Druckgang beidseitig bedruckt werden.
Die Produkte sind sehr vielfältig, angefangen bei den Akzidenzen:
Aber auch hochwertige und umfangreiche Druckprodukte werden im Bogenoffsetdruck erstellt:
Der Bogenoffsetdruck verarbeitet bestimmte Formate – angefangen vom A4-Format in kleinstformatigen Duplikatoren über Formatbereiche wie zum Beispiel 00 (35 x 50 cm Bogenformat) und 3B (72 x 102 cm) bis hin zum Super-Großformat der Klasse 10 (162 x 224 cm).
Dabei können heute bereits Leistungen von bis zu 20.000 bedruckten Bogen pro Stunde erreicht werden. Im Schön- und Widerdruck sind die Leistungen nicht ganz so hoch, liegen aber schon bei gut 14.000 Bogen pro Stunde und höher. Etwa 30 bis 40 Prozent der Bogenoffsetmaschinen, abhängig von Format und Hersteller, werden in Schön- und Widerdruckausführungen (Wendung/Perfektoren) nachgefragt.
Weitere Basis-Informationen zu den Themen Datenerstellung, Druck und Weiterverarbeitung finden Sie in unserem E-Dossier “Grundlagenwissen Drucktechnik”.
Der Inhalt im Überblick:
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Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die grundlegenden Vor- und Nachteile des Bogenoffsetdrucks. Was im Vergleich mit anderen Druckverfahren für oder gegen ihn spricht, klärt der nächste Absatz.
Vorteile des Bogenoffsets | Nachteile des Bogenoffsets |
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Einige Vor- und Nachteile des Bogenoffsets zeigen sich besonders deutlich, wenn man ihn mit anderen Druckverfahren vergleicht. In der Praxis stehen die Kunden von Druckereien beispielsweise vor der Entscheidung zwischen Bogen- und Rollenoffset oder Digitaldruck; Kosten, Qualität und Auflage sind dabei wichtige Kriterien. In den folgenden beiden Absätzen werden diese Verfahren mit dem Bogenoffsetdruck verglichen.
Die produktivste Variante des Offsetdrucks ist der Rollenoffset. Hier werden ganze Bedruckstoff-Bahnen grundsätzlich beidseitig bedruckt, die Weiterverarbeitung erfolgt überwiegend inline. Beim Bogenoffset dagegen werden einzelne Bogen bedruckt, die in einer Vielzahl einzelner Schritte geschnitten und gefalzt werden. Mehr Wissenswertes zum Rollenoffset, wie er funktioniert, welchen Nachrichten es aus diesem Bereich der Branche gibt, erfahren Sie an anderer Stelle:
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Vergleicht man Bogenoffset und Digitaldruck, so gilt die Faustregel: Hohe Druckqualität ist nach wie vor eher vom Offsetdruck zu erwarten. Gleichmäßige Rasterflächen und Farbverläufe stellen hier kein Problem dar, im digitalen Verfahren dagegen durchaus. Auch Schwierigkeiten mit Passergenauigkeiten treten im digitalen Verfahren immer wieder auf, insbesondere bei den kompakten Einsteigersystemen im Schön- und Widerdruck.
Allerdings holen die Digitaldrucksysteme qualitativ immer mehr auf. Die Entscheidung für ein Druckverfahren hängt auch von der Auflage ab. In der Vergangenheit lag die Grenze zwischen Digital- und Offsetdruck häufig bei etwa 500 Exemplaren. Mittlerweile gibt es aber Unternehmen, die auch weit niedrigere Auflagen noch im Offset produzieren. Für weitere Informationen zum Digitaldruck folgen Sie bitte dem Link:
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Im Bogenoffsetdruck zeichnen sich verschiedene Entwicklungen ab, die ein gemeinsames Ziel haben: das an sich hohe Qualitätspotenzial noch weiter zu steigern, den Prozess stabiler und umweltgerechter zu machen, die Produktivität zu steigern und die Maschinen-Verfügbarkeit zu verbessen. Sechs Trends stellen wir in der Folge kurz vor, bevor wir auf einen von ihnen – die Automatisierungseinrichtungen – ausführlicher eingehen.
Offsetdruckmaschinen mit integrierten Digitaldruck-Applikationen kommen. Immer mehr Offsetmaschinen-Hersteller schließen Kooperationen mit Digitaldrucksystem-Anbietern.
High Volume Printing im Groß- und Supergroßformat ist die Perspektive: Je größer die Seitenzahl der Produkte, desto niedriger die Stückkosten pro Seite.
Kurzperfektoren (zwei bis sechs Farben) werden in der Nachfrage zurückgehen, an ihre Stelle treten teils Langperfektoren, als Acht- bis Zwölffarbenmaschinen (plus).
Der Alkohol (IPA) im Offsetdruck-Feuchtwasser wird reduziert oder ganz weggelassen, man setzt auf die CO2-neutrale Produktionsweise etc. Nähere Informationen dazu finden Sie auf einer eigenen Seite:
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Glanz- und haptische Effekte per Inline-Lackierung stehen heute in der Drucksachenausstattung ganz oben auf der Skala. Andere Inline-Techniken sind zum Beispiel:
Automatisierungseinrichtungen an Bogenmaschinen sorgen für immer kürzere Einrichte- bzw. Umrüstzeiten sowie immer weniger Anfahr- und Fortdruckmakulatur. Diesem Trend widmet sich auch der folgende Absatz, der einen Überblick über die Automatisierungseinrichtungen von Heidelberg bietet.
Wenn Sie sich ebenfalls für die Automatisierungseinrichtungen von Komori, KBA, Manroland Sheetfed und Ryobi interessieren, empfehlen wir Ihnen unsere Marktübersicht “Automatisierung im Bogenoffsetdruck”.
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Automatisierungseinrichtungen sind aus modernen Bogenoffset-Druckmaschinen kaum mehr wegzudenken. Verhelfen sie der Anlage doch zu einem immer höheren Produktivitätsgrad und ermöglichen damit, immer mehr Jobs pro Zeiteinheit abarbeiten zu können. Was hat Heidelberg hier zu bieten?
Übergeordnet über den Automationskomponenten steht die Bedienphilosophie, die alle Maschinenhersteller als sehr wesentlich einstufen. Diese soll dem Drucker eben die Bedienung seiner Maschine erleichtern, ein wichtiges Entscheidungskriterium. Eines der wichtigsten Stellglieder im Bereich der Automatisierungs-Komponenten sind die so genannten Presetting-Funktionen.
Die Kombination aus zentraler Steuerung über das Prinect Press Center und dezentraler Steuerung über Bedienstellen am Anleger (betrifft Speedmaster-Modelle XL 75, XL 106, SX 102, CX 102), Druck sowie Lackierwerken an der Speedmaster XL 106 und Ausleger mit Jogwheel (betrifft Speedmaster-Modelle SX 74, XL 75, XL 106, SX 102, CX 102) ersparen dem Bediener viele unnötige Laufwege. So kann er beispielsweise von der Anlegerbedienstelle das Gummituchwaschprogramm starten. Dies erhöht den Bedienkomfort der Maschine deutlich. Die dezentralen Bedienstellen haben einen Touchscreen mit der gleichen Menüstruktur und der gleichen Symbolik wie der Leitstand Prinect Press Center, wobei jedoch nur die jeweils an dieser Stelle sinnvollen Eingaben anwählbar sind. Automatisierte Funktionen wie zum Beispiel der „Color Booster“ oder das „Grüne Licht“ unterstützen zusätzlich den Drucker beim Einrichten, während der Produktion und bei Produktionsunterbrechungen. Diese integrierten Funktionen beschleunigen die Einrichtezeit und erhöhen die Prozess-Sicherheit.
Die Heidelberger Druckmaschinen verfügen laut Hersteller als einzige von Haus aus über einen Kennlinienkatalog für Bedruckstoffe, Geschwindigkeiten und Farben. Der Katalog wurde während intensiver Drucktests erarbeitet. Dieses Wissen wird den Kunden zur Verfügung gestellt. Damit können Rüstzeiten eingespart und sehr hohe Produktionsgeschwindigkeiten ohne manuelles Nachstellen erreicht werden. Pro Job-Wechsel lassen sich eine bis drei Minuten Rüstzeit einsparen.
Mit dem Color Assistant Pro am Prinect Press Center kann der Drucker seine Farbvoreinstellung auf seine Produktionsbedingungen, sprich Papier und Farbe, einlernen und diese Kennlinien in einer Datenbank speichern. Ist ein Prinect-Farbmesssystem im Einsatz, so erhält der Drucker automatisch eine Empfehlung, wann er die Farbvoreinstellung auf Knopfdruck optimieren soll.
Mit der produktübergreifenden, prozessorientierten Bedienerführung Intellistart als Bestandteil des Prinect Press Centers lässt sich die Produktivität einer Speedmaster deutlich steigern. Während der aktuelle Auftrag läuft, kann bereits der Folgeauftrag vorbereitet werden. Durch die Nutzung aller relevanten Informationen des aktuellen Auftrags sowie des Folgeauftrags können die erforderlichen Bedienschritte zur Einrichtung der Maschine für den Folgeauftrag um 70 Prozent gesenkt werden. Abhängig von der Anzahl der Aufträge und dem Umfang der erforderlichen Tätigkeiten können zusätzliche Produktionskapazitäten von einem bis acht Prozent pro Jahr erzielt werden.
Prinect Inpress Control misst und regelt automatisch Farbe und Passer bei laufender Anlage – und das bei jeder Geschwindigkeit. Direkt in die Maschine integriert, erfasst die Messeinheit Skalenfarben, Sonderfarben und Passer im Druckkontrollstreifen. Eventuell erforderliche Korrekturen werden direkt zur Nachregelung an den Leitstand Prinect Press Center weitergeleitet. Da die Maschine weder zum Einrichten noch zur Auflagenkontrolle angehalten werden muss, erreicht Prinect Inpress Control laut Hersteller eine hohe Produktivität.
Vor allem der Verpackungsdruck für Pharma- und Markenartikel, der Etikettendruck und der Druck von Sicherheitsdokumenten erfordern eine stabile und sichere Produktion auf anspruchsvollem Qualitätsniveau. Prinect Inspection Control bietet eine lückenlose Kontrolle und Dokumentation der gesamten Auflage. Inhaltliche Abweichungen erkennt das Inline-Prüfsystem Prinect Inspection Control durch die automatische optische Überprüfung jedes einzelnen Druckbogens im laufenden Betrieb. Zwei hochauflösende Zeilenkameras erkennen im Druckbild automatisch:
Prinect Inspection Control/PDF erweitert diese Funktionalität und vergleicht den ersten Druckbogen noch vor der Druckfreigabe automatisch mit dem PDF aus der Druckvorstufe. Auf der Drupa 2012 erschien in der neuen Speedmaster XL 106 zusammen mit dem Bogen-Inspektionssystem Prinect Inspection Control eine Inkjet-Einrichtung im letzten Lackierwerk. Fehlerhafte Nutzen werden inline mittels Inkjet auf dem Kleberand-Code der Faltschachtel markiert. Der Codeleser in der Diana-Faltschachtelklebemaschine erkennt den markierten Code, der fehlerhafte Nutzen wird automatisch ausgeschleust.
Je nach Anforderung kann der Kunde zwischen unterschiedlich automatisierten Lösungen wählen:
Bei allen Speedmaster-Modellen mit Tuchwascheinrichtung wurden die Waschgeschwindigkeiten für das Gummituchwaschen optimiert, da sich die Drehzahlen bei den verschiedenen Maschinen erhöht haben. Insgesamt haben sich die Waschzeiten dadurch um rund 30 Prozent verkürzt. Eine optionale Tiefenreinigungsfunktion ersetzt manuelles Auftragen von Walzenpaste beim Umwaschen von dunkel auf hell.
In Faltschachteldruckereien beispielsweise ist eine reibungslose Materiallogistik wettbewerbsentscheidend. Hier werden Lösungen geboten, die den kontinuierlichen und automatisierten Materialfluss sicherstellen sollen. Der Nonstop-Anleger in Verbindung mit dem Nonstop-Ausleger mit Logistiksystem ist die einzige Lösung am Markt, die vollautomatisch arbeitet. Das Ergebnis: eine deutlich höhere Produktivität.
Bezogen auf eine Druckmaschine mit konventionellem Farbwerk lassen sich die Vorteile des zonenlosen Kurzfarbwerks Anicolor mit der Formel „90 : 50 : 50“ zusammenfassen: Laut Hersteller fallen durch die Farbwerktechnologie Anicolor 90 Prozent weniger Makulatur an, die Rüstzeiten verkürzen sich um 50 Prozent und die Produktivität wird um 50 Prozent gesteigert. Durch schnelle und konstante Einfärbung können Druckaufträge häufig ab dem zehnten Bogen verkauft werden. Heidelberg ist der einzige Hersteller, der diese Technologie für seine Druckmaschinen anbietet.
Heidelberg hat über die letzten Jahre die Workflowintegration der gesamten Wertschöpfungskette im Bogenoffsetdruck ständig vorangetrieben und bietet heute mit dem Druckerei-Workflow Prinect ein Workflowsystem, das alle Bereiche in Management und Produktion einer Druckerei vollständig über eine zentrale Datenhaltung integriert. Das beinhaltet auch die Integration nahezu aller Maschinen und Systeme in Vorstufe, Druck und Weiterverarbeitung.
Von besonderer Bedeutung für die weitere Automatisierung der Bogenoffsetmaschinen sind die Heidelberger Qualitäts- beziehungsweise Farbmesssysteme, die ebenfalls in den Gesamtworkflow integriert sind und so für ein gleichbleibendes Qualitätsniveau sorgen sollen. Alle Prinect-Farbmesssysteme (Prinect Easy Control, Prinect Axis Control, Prinect Image Control, Prinect Inpress Control), weisen zwei besondere Eigenschaften auf: die spektrale Messtechnik und die Online-Regelung der Farbzonen. So ist Messen und Regeln bei laufender Produktion möglich. Auch die Systeme zur Bogeninspektion (Prinect Inspection Control) sind über das Prinect Press Center direkt mit der Anlage verbunden.
Die Informationen über die Heidelberger Automatisierungseinrichtungen stammen aus unserem E-Dossier “Automatisierung im Bogenoffsetdruck”. Darin werden auch Systeme von Komori, Koenig & Bauer, Manroland Sheetfed und Ryobi vorgestellt.
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Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Frank Lohmann.
Erstmals erschienen 2012/13, letzte Aktualisierung 20.11.2018.