Kommentar von Anette Jacob zur Situation der Auszubildenden in der Pandemie

Wie geht es weiter mit der Ausbildung?

Anette Jacob(Bild: ZFA)

Im Mai ist die neue „Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien“ des ZFA erschienen, einsehbar unter zfamedien.de/statistik. Erfasst werden alle Ausbildungsverhältnisse der Druck- und Medienberufe mit Stichtag 31.12.2020. Die Zahlen sind leider sehr ernüchternd.

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Die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sind gegenüber 2019 um 22,4 % auf 3.271 Ausbildungsverhältnisse zurückgegangen, die Gesamt-Ausbildungsverhältnisse aller drei Ausbildungsjahre um 11,6 % auf 10.256. Im Jahr 2008 lagen diese noch bei 18.539. Nun kann man argumentieren, dass ja auch die Zahl der Betriebe und der Beschäftigten in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Aber die Ausbildungsquote, also das Verhältnis von Beschäftigten und Auszubildenden ist ebenfalls stark rückläufig, diese betrug 2008 fast 10 %, jetzt nur noch 7,75 %.

Die Pandemie hat die Lage verschärft

Die Corona-Pandemie hat die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verschärft, viele Betriebe haben in 2020 keine oder deutlich weniger Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen. Nachvollziehbar, wenn man nicht weiß, wie es bei prekärer Beschäftigungslage überhaupt weitergeht und ob man die Auszubildenden überhaupt bis zum Berufsabschluss im eigenen Betrieb bringen kann. Nun sind wir mitten im zweiten Corona-Jahr und wieder stellt sich die Frage, ob man neue Auszubildende einstellen soll? Viele Betriebe wären nicht abgeneigt, wenn es nicht so schwierig wäre, geeignete Auszubildende zu finden.

Und wo bleiben die Jugendlichen?

Aber woher nehmen, wenn die Bewerbungen nicht mehr von selbst in Haus flattern und Azubimessen, Praktika und Tage der offenen Tür derzeit nicht oder nur eingeschränkt stattfinden können? Auch die Jugendlichen und potenziellen Auszubildenden sind verunsichert, viele wissen nicht, ob sie sich für eine Ausbildung entscheiden sollen und vor allem für welche? Nicht nur die Nachfrage nach Ausbildung ist rückläufig, sondern auch die Studienanfängerzahlen sind zurückgegangen. Da stellt sich die Frage, wo die Jugendlichen abbleiben?

Einige entscheiden sich derzeit sicher für schulische Übergangssysteme, in denen sie beispielsweise den nächsthöheren Schulabschluss erwerben können, um anschließend mehr Möglichkeiten zu haben. Zum Ende des aktuellen Schuljahres zeigt sich bereits deutlich, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse weiterhin rückläufig ist.

Um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, sollten Sie jetzt für das anstehende neue Ausbildungsjahr noch Azubis suchen, sofern Sie dies noch nicht getan haben. Die Druck- und Medienverbände sind Ihnen gerne behilflich, u. a. mit neuen Berufsflyern, einer Landingpage, einem Leitfaden zu virtuellen Bewerbungsgesprächen und Online-Eignungstests. Auch die Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern halten zahlreiche Angebote zur Vermittlung von Azubis bereit. Die Partner der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ planen verschiedene Aktionen zur Stärkung von Ausbildungsbetrieben und jungen Menschen in der Corona-Pandemie. Außerdem wurden im Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ die Fördermöglichkeiten für ausbildende Betriebe erweitert und verlängert. Informieren Sie sich!


Anette Jacob (51) ist gelernte Druckformherstellerin und hat in Wuppertal Druckereitechnik mit Abschluss Dipl.-Ing. studiert. Seit 1999 ist sie Geschäftsführerin des Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien (ZFA) und kümmert sich gemeinsam mit BVDM und Verdi und allen anderen Akteuren um die Berufsbildung der Branche.

Ihre Kolumne erschien in Deutscher Drucker 8/2021. Das Heft kann über den print.de-Shop bezogen werden.

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