Neue Arbeitsmittel für den standardisierten Offsetdruck mit aufgehellten Papieren sind praxisreif und zur Anwendung empfohlen

Stuttgart: „Kick-off“ ISO 12647-2:2013 an der HDM

Papiereinteilung und Druckbedingungen alt und neu in der ISO 12647-2. *) beschrieben in Ergänzung zur ISO-Norm im Medien-Standard Druck und Prozess-Standard Offsetdruck, zuzüglich weiterer Druckbedingungen, u.a. auch für nichtperiodische Raster Fogra43/44 und Fogra49/50 (Fogra39+Folienkaschierung). In der Tabelle sind die bisherigen Druckbedingungen für Heatset‐Rollenoffset genannt. Die neuen „Printing Conditions“ (gestrichene und ungestrichene Heatset‐Rollenoffsetpapiere PC2/PC3/PC4/PC6/PC7/PC8) nach ISO 12647-2:2013 werden nach Bedarf, Marktrelevanz und abhängig von den zur Verfügung stehenden Ressourcen erarbeitet. Dies betrifft die Charakterisierungsdaten Fogra40/41/42/45/46/48 und die entsprechenden ECI-Profile.

Für Druckbedingungen mit optisch aufgehellten Papieren kann nun eine deutlich verbesserte Prozess-Steuerung erreicht werden. Damit sollen Farbmessdaten und visueller Eindruck von Prüf- und Auflagendrucken künftig noch besser in Übereinstimmung gebracht werden – „ein Praxisproblem, das insbesondere bei Papieren mit optischen Aufhellern relevant ist“, wie der Moderator der Veranstaltung, Prof. Ronald Schaul von der Hochschule der Medien treffend bemerkt.

In den Jahren 2014 und 2015 erarbeiteten die Verbände Druck und Medien, der ECI und die Fogra in Kooperation die neuen Druckbedingungen „systematisch und praxisgerecht“, so Karl Michael Meinecke vom BVDM. In zahlreichen Testserien (Drucktests) und dem Projekt „Fred15“ wurden bis zum Herbst 2015 verbesserte Charakterisierungsdaten und Profile „sorgfältig und mit großem Aufwand geschaffen“, so Meinecke weiter.

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Voraussetzungen zur Praxiseinführung sind erfüllt

Im Oktober 2014 hatten sich in München Anwender aus Bogen- und Rollenoffsetdruckereien sowie den Verbänden Druck und Medien mit ihren Print-X-Media-Beratungsgesellschaften, der BVDM und die Fogra darüber verständigt, die Regelungen der neuen ISO 12647-2 auf gesicherter Basis in die Praxis zu überführen. Das bedeutet, dass

1. die im Prozess-Standard Offsetdruck (PSO) festgelegten Prozessabläufe und Sollwerte auch in Zukunft technisch sinnvoll und praktikabel bleiben. Das 2012 komplett überarbeitete PSO-Handbuch – die aus der ISO 12647-2 abgeleitete Arbeitsanleitung für Druckvorstufe und Druck in den Offsetdruckereien – wird nunmehr um die neuen Druckbedingungen ergänzt.

2. erst dann eine Anwendungsempfehlung ausgesprochen wird, wenn die neuen Charakterisierungsdaten und daraus generierten ICC-Profile durch BVDM, ECI und Fogra ausreichend in Drucktests erprobt wurden und dem professionellen Praxiseinsatz gerecht geworden sind. Das ist jetzt der Fall.

3. verlässliche Umrechnungsmöglichkeiten zwischen den etablierten Druckbedingungen – also ISO Coated v2 (ECI) nach Fogra39 und PSO Uncoated ISO12647 (ECI) nach Fogra47 – und den neuen Druckbedingungen – also PSO Coated v3 (EC) nach Fogra51 und PSO Uncoated v3 (ECI) nach Fogra52 – vorliegen, da zunächst beide Arbeitsweisen nebeneinander praktiziert werden.

4. zur Umstellung auf die neuen Druckbedingungen die Vorstufen- und Druckbetriebe in ihrer Kundenkommunikation mit entsprechenden Fachinformationen rechtzeitig unterstützt werden.

5. in einem Übergangszeitraum die Zertifizierung nach Prozess-Standard Offsetdruck sowohl nach der bisherigen (ISO 12647-2:2004 bzw. Amendment 1/2007) als auch nach der neuen Norm (ISO 12647-2:2013) möglich ist. Eventuell erforderliche Investitionen können so über einen vertretbaren Zeitraum gestreckt und alle Kunden mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf auf die neue Norm vorbereitet werden.

Weiterentwicklung und Umsetzung der Norm

Die jetzt vorgestellten Arbeitsmittel sind das praxiserprobte Ergebnis der gemeinsamen Umsetzung von Weiterentwicklungen verschiedener ISO-Normen des ISO Technical Committee 130 Graphic Technology. Vertreter des BVDM, der ECI und der Fogra arbeiten seit langem als Delegierte in den ISO-Gremien an den normtechnischen Details, teilweise auch gegen erhebliche Widerstände von Interessenvertretern anderer Delegationen, aber stets unter besonderer Berücksichtigung der Bedarfsprofile der Anwender und der praktischen Umsetzbarkeit.

• ISO 5-3:2009 Dichtemessungen, spektrale Bedingungen (Review: 2015)

• ISO 3664:2009: Abmusterungsbedingungen, Normlicht D50 in Vorstufe und Drucksaal (Review: 2015)

• ISO 12647-1:2013 Parameter und Messmethoden

• ISO 12647-2:2013 maßgeblich für den BVDM-Prozess-Standard Offsetdruck

• ISO 13655:2009 Farbmessung M0-M1-M2-M3 (Review: 2013)

• ISO 15397:2014 Kommunikation von Papiereigenschaften (relevant aus Sicht der Papierindustrie)

Im Dezember 2013 wurde die neue Fassung der ISO 12647 „Prozesskontrolle für die Herstellung von autotypischen Farbauszügen, Prüfdrucken und Auflagendrucken – Teil 2: Offsetdruckverfahren“ veröffentlicht. Darin wird erstmalig die messtechnische Bewertung aufgehellter Bedruckstoffe beschrieben und gefordert. Denn bisher war es trotz ausgefeilter Farbmanagement-Technologie in der Praxis immer wieder zu Abweichungen zwischen messtechnisch verifizierten Prüfdrucken und der visuellen Beurteilung von Auflagendrucken vor allem auf aufgehellten Papieren gekommen.

Worum geht es?

Die vielen aufgehellten Papiere, die kaum mit den bisherigen ISO- und PSO-Papiertypen übereinstimmen, ließen es sinnvoll erscheinen, entsprechend angepasste Druckbedingungen in Praxisstandards festzuschreiben. Annex B der ISO 12647:2013 beschreibt zusätzlich die Anpassung an andere Papierfärbungen, ausgehend von den definierten Standard-Druckbedingungen der ISO 12647:2013.

So wurden im ECI-Projekt „Fred15“ entsprechende Charakterisierungsdaten erarbeitet und optimiert: Fogra51 für gemäßigt aufgehellte gestrichene Papiere und Fogra52 für stark aufgehellte ungestrichene Papiere.

Charakterisierungsdaten sind CIEL*a*b*-Messdaten, die unter ganz konkreten Druckbedingungen [siehe Tabelle] aus der ISO-Testform (ANSI IT.8/7-4, 1617 Felder) gewonnen werden und die beim Erstellen von ICC-Profilen auf dieser Basis innerhalb gewisser Toleranzen erfüllt sein müssen.

Beim Erstellen der generischen Profile, die der Branche im Download-Bereich der ECI-Website (www.eci.org) im Oktober kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sind auf Basis der Drucktests feinste Anpassungen vorgenommen worden. Die Charakterisierungsdaten wurden bei der Profilberechnung auf die repräsentativen, typischen Druckpapiere angepasst. Wie bisher wurden die Separationen nach den gängigen GCR-Verfahren vorgenommen, die die maximale Tonwertsumme auf jeweils 300 % begrenzen. Mit diesen GCR-Einstellungen kann also in der Praxis wie gewohnt weiterhin gearbeitet werden.

Drucktests unter Produktionsbedingungen auf ausgewählten Papieren liefen vom Frühjahr 2014 bis September 2015 auf Bogenoffsetmaschinen verschiedener Hersteller an folgenden Druckstandorten in Deutschland: Aumüller Druck in Regensburg, Ebner & Spiegel in Ulm, Fogra München, Heidelberg Print Media Center, Mohn-Media in Gütersloh, Schleunungdruck in Marktheidenfeld und Staudigl-Druck in Donauwörth. In Österreich war das AV+Astoria Druckzentrum in Wien beteiligt, mit Comprinta in Schwerzenbach und Wolfau-Druck Mühlemann in Weinfelden zwei Druckereien in der Schweiz.

An der Erarbeitung und Optimierung der Charakterisierungsdaten und Profile waren in besonderem Maße Experten der Firmen GMG in Tübingen, Heidelberger Druckmaschinen und Otterbach in Rastatt beteiligt.

Die aus Fogra51 und Fogra52 erstellten kostenlosen ECI-Profile sollen in einem Übergangszeitraum die auf Basis von Fogra39 und Fogra47 erstellten Profile ablösen. Zur Unterstützung werden Anbieter von Device-Link-Software und Ink Saving Tools zeitnah CMYK-CMYK-Profile zur Umrechnung zwischen alten und neuen Druckbedingungen (und umgekehrt) mit ihren proprietären Algorithmen erarbeiten und zur Verfügung stellen.

Diese neuen, auf der oben genannten Normbasis erstellten Arbeitsmittel haben eine essenzielle Bedeutung für die Druckindustrie. Insgesamt wurde mit der Norm-Revision eine deutliche Verbesserung und Präzisierung der Anwendung erreicht, die eine kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung der Prozess-Steuerung und Qualitätssicherung im Offsetdruck erlaubt. Bestehende Arbeitsmittel werden zeitnah mit aktuellen Übersichten, Druckmustern und Daten ergänzt und damit für den Anwender noch unentbehrlicher und wertvoller. Updates sind geplant für:

• Altona Test Suite 2.0 Anwendungspaket (ATS2),

• roman16 bvdm-Referenzbilder,

• Prozess-Standard Offsetdruck (PSO-Handbuch 2012).

Infos: Bundesverband Druck und Medien, ECI, Fogra