Die Münchener Beteiligungsgesellschaft Arcus Capital AG hat zusammen mit seinem Unternehmen Pinsker Druck und Medien (Mainburg) die Egger Druck + Medien in Landsberg am Lech gekauft. Nach den Beteiligungen an Paul + Paul (Gilching), Sendmoments (München), Pinsker Druck und Medien sowie der Übernahme der Kunden von Peschke Druck (München) war das bereits die fünfte größere Aktivität im Printbereich. Deutscher Drucker befragte Stefan Eishold, den Vorstand der Arcus Capital AG, zu seinen Plänen in der Druckbranche.
Die Arcus Capital AG ist eine inhabergeführte Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in München. Ihr Fokus liegt auf Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Stefan Eishold ist seit 2005 im Vorstand der Arcus Capital AG.
Herr Eishold, das Unternehmen Egger Druck + Medien, an dem Sie jetzt eine Mehrheitsbeteiligung erworben haben, wurde bei den Druck & Medien Awards im Jahr 2019 als Familiendruckerei des Jahres ausgezeichnet. Die Juroren hat damals die klare, zukunftsorientierte Strategie in Richtung Verpackungsdruck überzeugt.
Stefan Eishold: Zurecht. Ich habe die Awards-Urkunde bei Egger gesehen. Das ist auch wirklich ein tolles Unternehmen. Es ist schon sehr beeindruckend, was die zwei Brüder Xaver und Josef Egger da auf die Beine gestellt haben.
Wie kam der Deal mit Egger zustande?
Stefan Eishold: Wir haben uns ganz systematisch Druckereien im Umkreis von 200 Kilometern angesehen, mit unserem Anforderungsprofil verglichen und uns überlegt, welche dieser Unternehmen für uns spannend sind. Und da stand Egger ganz oben, weshalb wir sie dann angesprochen haben. Dabei stellte sich heraus, dass die Eigentümer gerade überlegt haben, ob sie einen Partner an Bord holen sollen. Das erleben wir übrigens nicht nur im Druckbereich. Auch bei vielen anderen Transaktionen, die wir machen, erleben wir, dass viele Unternehmer in ihrer Weiterentwicklung ein Stadium erreicht haben, wo sie das Gefühl bekommen, dass sie für die nächste Stufe einen Partner gebrauchen könnten. Für solche Unternehmen ist es wichtig, dass der neue Partner nicht nur Geld mitbringt, sondern auch viel Erfahrung und ein starkes Netzwerk einbringen kann. Und natürlich ist solch ein Deal auch immer eine sehr persönliche Sache. Selbstverständlich wollen wir Erfolg haben, aber es muss auch Spaß machen und auf eine angenehme Art und Weise ablaufen. Die beiden Brüder Xaver und Josef Egger sind nicht nur sehr sympathisch, engagiert, offen und glaubwürdig, sondern sie haben auch einen klaren Blick auf Ihr Business. Wir haben uns dann relativ schnell geeinigt.
Warum stand Egger bei Ihnen oben auf der Liste? Welche Kriterien hat das Unternehmen erfüllt?
Stefan Eishold: Egger ist zum einen ein gesundes Unternehmen. Außerdem verzeichnen sie ein sehr starkes Wachstum, und das in einer Branche, die ja bekanntermaßen nicht einfach ist. Egger ist modern aufgestellt und hat eine Super-Unternehmenskultur. Und es gibt auch durchaus Überschneidungen mit dem einen oder anderen Unternehmen, an dem wir bereits beteiligt sind, weshalb man sich gegenseitig helfen kann. Schließlich haben uns auch die beiden Brüder als Unternehmerpersönlichkeiten überzeugt. Das ist ebenfalls immer sehr wichtig.
Wie relevant war es für Sie, dass Egger in den letzten Jahren ganz klar auf den Verpackungsbereich gesetzt hat?
Stefan Eishold: Das war nicht unwichtig, denn natürlich ist das ein Bereich in der Druckindustrie, der interessanter ist und in dem man sich noch besser differenzieren kann als im klassischen Akzidenzbereich.
Als Sie vor gut einem Jahr bei unserer „Let’s talk about print“-Gesprächsrunde zu Gast waren, sagten Sie, dass Sie bisher die Druckunternehmen, an denen Sie sich beteiligt haben, eher einzeln betrachtet haben. Nun sei es aber an der Zeit, über eine Führungsstruktur für den gesamten Druckbereich innerhalb von Arcus Capital nachzudenken. Sehe ich das richtig, dass hier Pinsker jetzt eine gewisse Lead-Funktion einnimmt? Schließlich ist der Pinsker-Geschäftsführer Axel Schreiner nun auch Mitgeschäftsführer bei Egger.
Stefan Eishold: Uns ist es immer noch wichtig, dass jedes Unternehmen, an dem wir uns beteiligen, für sich alleine interessant ist und auch alleine eine gute Zukunft hätte. Eine Ausnahme war die G. Peschke Druckerei, die wir nicht als gesamtes Unternehmen, sondern nur deren Vertriebsteam und den Kundenstamm übernommen haben. Unternehmen, die wir übernehmen, müssen immer für sich alleine profitabel sein. Aber natürlich reifte dann auch der Gedanke, dass man im Druck eine Gruppe formt, in der man gemeinsam stärker ist. Das fängt im Materialbereich und beim Einkauf an, betrifft aber auch die Maschineninvestitionen. Hier werden wir sowohl bei Pinsker als auch bei Egger investieren, und da überlegt man sich dann natürlich schon, welche Maschinen in der Gruppe Sinn machen. Nimmt man Pinsker, Egger, das Volumen von Peschke, Paul + Paul und Sendmoments zusammen, dann haben wir mittlerweile doch ein ganz erhebliches Druckvolumen. Außerdem gibt es Überschneidungen und somit Schnittstellen und interessante Synergieeffekte. Inzwischen ist es schon so, dass Pinsker Druck und Medien hier eine Art Nukleus ist und Axel Schreiner als Manager derjenige ist, der dann im Druckbereich darauf achtet, dass diese Schnittstellen auch gut funktionieren.
Interessant ist, dass Sie hier jetzt auch Ihre Agentur Löwenstark, an der Sie zusammen mit der Hannover Finanz eine Mehrheitsbeteiligung haben, ins Spiel bringen. Wie Sie angekündigt haben, wollen Sie mit Löwenstark die Vertriebsstrukturen und die Digitalisierung im Druckbereich voranbringen. Diese Karte kann natürlich nicht jeder Investor spielen. Was soll Löwenstark genau machen?
Stefan Eishold: Löwenstark ist die größte Full-Service-Online-Marketing-Agentur in Deutschland. Das Unternehmen hat mittlerweile knapp 200 Mitarbeiter und unterhält zehn Büros in Deutschland. In diesem Kontext hat uns bei Egger auch stark interessiert, dass es dort das Madika-Online-Portal für Verpackungen, Displays und Mailings gibt. Und das hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, ohne dass Egger dafür ein großes Online-Marketing gemacht und Geld ausgegeben hat. Mit Löwenstark können wir jetzt natürlich schauen, welche Marketingausgaben wir tätigen, um den Bekanntheitsgrad zu steigern und noch mehr Traffic zu erzeugen, um letztlich mehr Umsatz zu generieren.
Mit Löwenstark verfügen wir über absolute Profis. Im Online-Marketing-Bereich kann man ja sehr schnell sehr viel Geld ausgeben, ohne dass das etwas bringt. Löwenstark versetzt uns in die Situation, dass wir das Geld auch effizient ausgeben können. Die Zusammenarbeit mit der Agentur hat bereits begonnen, und diesen Weg werden wir auf jeden Fall weitergehen.
Die Weiterentwicklung von Madika war wahrscheinlich auch einer der wichtigsten Gründe, weshalb sich Egger einen Partner gewünscht hat. Was mich noch interessiert: Haben Sie eigentlich vor, einen größeren Printshop aufzubauen, für den ihre Druckunternehmen als Lieferanten agieren?
Stefan Eishold: Zunächst ist solch ein Online-Portal ein Design- und Vertriebstool, das auch Kundenbindung ermöglicht. Sendmoments betreibt das bereits als Anbieter von vielfältigen Karten- und Druckerzeugnissen im B2C-Bereich. Hier gibt es bereits eine große Expertise, die wir auch in unserem Verbund nützen können. Madika ist zwar ein B2B-Portal, dennoch sehe ich hier große Synergieeffekte. Und zu Ihrer Frage kommend: Ja, die Printprodukte müssen dann am Ende auch gedruckt werden, und hier können wir in der Tat schauen, welche Druckerei im Verbund jeweils am besten in Frage kommt. Wobei man hier sicherlich auch manches aussourcen wird. Gerade im Weihnachtsgeschäft gibt es Spitzen, die man nicht mit eigenen Produktionsressourcen abdecken kann. Insofern werden wir auch schauen, dass wir mit Partnern zusammenarbeiten können.
Wie geht es nun weiter? Arbeiten Sie Ihre Liste jetzt weiter ab und sprechen noch mehr Druckunternehmen an? Was sind Ihre weiteren Pläne?
Stefan Eishold: Wir werden im Druckbereich weitermachen und weiter an unserer Gruppe bauen. Wir schauen schon, wie wir über das organische Wachstum hinaus auch Akquisitionen tätigen können. Aber jetzt müssen wir erst mal alles gut integrieren und sehen, dass die Verknüpfungen gut funktionieren. Dabei müssen wir auch mit unseren Management-Ressourcen sparsam umgehen. Ich glaube nicht, dass die nächste Akquisition schon in den nächsten zwei Monaten erfolgen wird, aber für den Herbst kann ich mir vorstellen, dass wir hier schon den nächsten Schritt gehen werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview erschien im Fachmagazin Deutscher Drucker 5/2022.