Bund fördert Projekte im Rahmen des mitteldeutschen Gravomer-Netzwerks

Papier aus der Biogasanlage und mikrostrukturierte Oberflächen

Hersteller von Laserbearbeitungszentren oder Präge- oder Druckmaschinen arbeiten mit den Produzenten von Glas, Papier oder Plastik sowie Wissenschaftlern zusammen, um mit neuen Herstellungsverfahren Materialien über eine spezifische Oberflächenstrukturierung dauerhaft neue Funktionalitäten zu geben.(Bild: Gravomer)

Drucker-Papier aus den Abfällen von Biogas-Anlagen, antibakterielle Wände dank besonders geprägter Oberflächen sowie ein mitteldeutsches Aus- und Weiterbildungsprogramm: Drei Projekte zur Entwicklung funktionaler Oberflächen mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Mio. Euro sind jetzt auf ihrem Weg zu einer Bundesförderung einen bedeutenden Schritt vorangekommen. Das meldet das Netzwerk Gravomer (Geschäftsstelle am Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V., Leipzig). Eingereicht wurden diese Projekte von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz Mitteldeutschland im Rahmen des WIR!-Bündnisses „Gravomer – Kompetenzregion mikrostrukturierte Funktionsoberflächen“.

Ein Experten-Beirat mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft hat sie nun zur Umsetzung empfohlen, das heißt: Die beteiligten Unternehmen können sich auf eine Bundesförderung einstellen. „Mit dem Gravomer-Netzwerk wollen wir Unternehmen aus Mitteldeutschland in die Lage versetzen, regionale Wertschöpfungsketten rund um die Produktion und Anwendung von komplexen Oberflächen aufzubauen“, erklärt Prof. Dr. Lutz Engisch, Mit-Initiator des WIR!-Projekts und Professor für Werkstoffe an der HTWK Leipzig.

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Dies bedeute, dass beispielsweise die Hersteller von Laserbearbeitungszentren oder Präge- oder Druckmaschinen mit den Produzenten von Glas, Papier oder Plastik sowie Wissenschaftlern zusammenarbeiten, um mit neuen Herstellungsverfahren Materialien über eine spezifische Oberflächenstrukturierung dauerhaft neue Funktionalitäten zu geben. So könnten beispielsweise selbstreinigende Dekorbeschichtungen oder optische und haptische Oberflächeneffekte entstehen. Derzeit sind etwa 40 Unternehmen und Institutionen, überwiegend aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in das Gravomer-Netzwerk integriert.

„Wir wollen Mitteldeutschland zur Kompetenzregion für Funktionsoberflächen machen, Technologien entwickeln und breite Anwendungen dafür finden, sodass zwischen unseren Netzwerk-Partnern dauerhafte Kooperationen entstehen können“, so Engisch: „Nach der grundsätzlichen Förderzusage des Bundes in Höhe von 15 Mio. Euro für Gravomer ist die Benennung erster konkreter Projekte nun der nächste große Schritt auf unserem Weg.“ In den nächsten Monaten werden für die vom Kuratorium ausgewählten Projekte Förderzusagen vom Projektträger Jülich erwartet, womit die Umsetzung beginnen kann. Zugleich startet in den nächsten Tagen eine zweite Ausschreibungsrunde für weitere Entwicklungsprojekte in der Region.

Folgende Projekte aus dem Gravomer-Netzwerk wurden zur Förderung empfohlen:

  • Präzise Prägungen für den Dekor- und Verpackungsbereich: Mittels Lasertechnologie sollen die Zylinder von Prägemaschinen so fein bearbeitet werden, dass sie Papier-, Papp- oder Folien-Oberflächen mit neuartigen Strukturen ausstatten können. Tapeten oder Folien könnten durch präzisere Prägung dekorativer werden, andererseits ist auch die Prägung antibakterieller Strukturen beispielsweise für Verpackungen oder Wandflächen in Krankenhäusern vorstellbar.
  • Verbesserte Eigenschaften für Biograspapier: Tierische Fäkalien werden in einer Biogasanlage nicht vollständig zu Gas verarbeitet. Aus den Rückständen – überwiegend Fasern – entwickeln Hersteller in der Region bereits heute Biograspapier, das jedoch nur für wenige, überwiegend dekorative Zwecke geeignet ist. Im Gravomer-Projekt sollen für ein aus pflanzlichen Nebenprodukten erzeugtes Papier Wege und Methoden zur Behandlung der rauen Oberflächen natürlicher Fasern entwickelt werden, um die erforderlichen Oberflächeneigenschaften und Bedruckbarkeit für eine industrielle Massentauglichkeit zu erreichen.
  • Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsinhalten mikrostrukturierte Funktionsoberflächen: Flankierend zu den anwendungs- und skalierungsorientieren Projekten werden im Gravomer-Netzwerk Aus- und Weiterbildungsangebote rund um das Netzwerk-Thema der mikrostrukturierten Funktionsoberflächen entwickelt. Dabei sollen unter anderem bestehende Studiengänge miteinander verzahnt und neue Ausbildungsformate entwickelt werden, die sich mit Fragen des Zusammenspiels von Material, Oberflächenstruktur und Produktionsprozess zur Erzeugung von Oberflächenfunktionalitäten beschäftigen.

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