Insider-Kolumne von Bernd Zipper aus DD 15-16/2018

Online-Aktivitäten sind alternativlos – für alle Drucker

Obacht! Hier schäumt die Wut! Da gibt es doch wirklich Berater da draußen in dieser Welt, die ihren Printkunden noch immer von „Online-Aktivitäten“ abraten. Warum? Ich weiß es nicht. Klar, nicht jeder ist berufen, der nächste Vistaprint zu werden – aber ist das ein Grund den Kopf in den Sand zu stecken?

Das Alter, oder besser mein Alter, bringt es mit sich: Wenn der Wettbewerb über einen philosophiert, soll er das mal machen. Aber: Wenn er Druckern rät, nicht „online zu gehen“, dann kann ich nur resignierend den Kopf schütteln. Stellen Sie sich doch mal vor, dass bei der Einführung des Faxgerätes, des Mobiltelefons – oder noch besser – des Computers Ihr Berater gesagt hätte: „Das brauchen Sie nicht“! Wahnsinn, oder?

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Gut. In den guten alten Berthold-Zeiten gab es einige Berater, die der Meinung waren, dass „sich das mit diesem DTP nie durchsetzen wird“ – und wie wir alle wissen, hatten die Herren (zeitlich begrenzt) recht. Das Internet ist die größte globale Infrastruktur, die die Menschheit je geschaffen hat. Nicht alles ist gut – viele Märkte werden auf den Kopf gestellt – aber letztlich ist das „Netz“ die allgegenwärtige Plattform für Kommunikation und Geschäfte. Viele Arbeitsplätze, die dieser Disruption in klassischen Branchen zum Opfer fallen, entstehen an anderer Stelle neu. Programmierer, Designer, GUI-Entwickler, SEO-Spezialisten usw. – alles Jobs, die massenhaft neu entstehen.

Verweigern gilt nicht. Daher kommt keiner – kein Privatmensch, kein Kleinunternehmen, kein Mittelständler und auch kein Konzern um das Thema herum. Was man auch verstehen sollte, ist der Fakt, dass Digitalisierung und Online „Hand in Hand“ gehen – nichts funktioniert ohne das andere. Was mich aber maßlos ärgert, sind Ratgeber, die ratlosen Druckern aktiv abraten, sich mit dem Thema „Online“ auseinanderzusetzen – anstatt ihnen die Vielfalt der Chancen und Möglichkeiten der Onlinewelt zu erklären und ihnen den Weg zu ebnen. Stellt sich die Frage, warum?

Und, nein: Mir geht es nicht um mehr Kunden – mir geht’s wirklich darum, dass „Print lebt“ und eine Zukunft hat – nicht nur in großen Druckfabriken, sondern auch in der Vielfalt. Aber dafür müssen einige Kollegen das verbohrte Brett vom Kopf nehmen und mal versuchen, frei zu denken! Ein beschwerlicher Weg – ohne Zweifel! Aber der einzige Weg, wenn man langfristig überleben möchte. Ganz zu schweigen davon, dass alle Betriebe gerne klagen, dass kaum ein junger Mensch mehr eine Ausbildungsstelle im Printbereich antreten möchte… Mensch, Drucker: Fragt Euch doch bitte mal, ob das, was Ihr da anbietet, noch attraktiv ist für junge Menschen?

Darum, liebe Drucker, nehmt den Ball an – sonst machen andere Anbieter das Endspiel klar, und wie eine WM ohne uns aussieht, na das wissen wir ja jetzt…

Ihre Meinung? insider@print.de

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das Thema ist nun wirklich nicht einfach zu beantworten. Ich gebe dem Autor absolut Recht dass das WorldWideWeb ein gigantischer “Markt” darstellt. Wir können heute in Sekunden mit der kompletten Welt Handel treiben was früher Wochen oder Tage gedauert hat. Sicher muss auch unserer Branche sich knallhart der Realität stellen, die Zeiten in denen wir lustig mal vor uns hingesetzt haben sind vorbei, heute geht alles 10 x schneller, der Kunde schickt um 8.23 die Email mit “…brauche Angebot für….”. 20 Minuten später hast du ihm ( wenn es “Standard”) den gewünschten Preis gemailt . 10 Minuten drauf macht dein Postfach “bing” und er hat bestenfalls das PDF angehängt mit den Druckdaten und natürlich der Frage / Forderung “… das geht aber jetzt hoffentlich schnell, brauche das gaaanz dringend und bei den Kollegen der Internet Druckereien geht das ja auch..” .. Was aber bedacht werden muss in wie weit ich mich als kleine Druckerei, und die meisten Betriebe in Deutschland sind das noch, das leisten kann. Denn online verkaufen mit Shopsystem, Software für Bestellwesen etc. ist nicht gerade im SSV… deswegen sehe ich die Aussage kritisch. Ja, wir müssten uns auf diesen Markt einlassen aber können wir das alle? Über Flyeralarm, Onlineprinters und den großen Betrieben brauchen wir nicht diskutieren aber die Druckereien die zumeist immer noch vor Ort sind haben nicht die Manpower oder den finanziellen Background um solche Projekte anzugehen..und wer investiert heute noch gerne in Druckereien ?? Banken??? Naja also wie gesagt, Ansatz finde ich richtig und auch die Intension aber die plakative Aussage mit Brett vor dem Kopf etc. kann ich nicht befürworten.

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