Kommentar von Anette Jacob über den Trend zu immersiven Medien

Neues Berufsbild: Gestalter/-in für immersive Medien

Anette Jabob
Anette Jacob ist Geschäfts- führerin des ZFA, Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien.(Bild: Copyright: Fotostudio bildsucht, www.bildsucht.com)

Die meisten Menschen, die von immersiven Medien hören, fragen erst einmal nach, was „immersiv“ bedeutet oder googeln danach. Übersetzt bedeutet es „eintauchen“, also hier eintauchen mit Hilfe von Medien in eine andere Welt. Augmented Reality, Virtual Reality, 3D oder ein Mix von allem (Mixed Reality – XR) ermöglichen einen fließenden Übergang von der Realität zur Fiktion. Die Frage ist: Wer erstellt denn künftig die immersiven Medien? 

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Diese Technologie findet man beispielsweise hier:

  • Marketing/Werbung: 3D-Objekte in Print, Internet und TV, virtuelle Studios oder Wohnungseinrichtungen
  • Bildung: virtuelle Umgebungen für E-Learning (z. B. die Projekte SAL und SVL des ZFA, wo man in das Innere einer Druckmaschine eintauchen kann), Simulationen Wissenschaft und Medizin: virtuelle Darstellungen (3D-Aufnahmen von Körperteilen), Medizintechnik, Historische Einblendungen
  • Spiele/Gamebranche: Erstellen von virtuellen Umgebungen und vielfältigen Szenarien
  • Sport- und Freizeitbereich:
 Berichterstattungen, Analysen, Simulationen von Möglichkeiten und Varianten, virtuelle Museumsbesuche, Stadtführungen, Hotelbesichtigungen etc.
  • Architektur/Städtebau: Darstellung von Gebäuden, Innen- und Außenansichten, Einrichtungen, Wohnkomplexe
  • Flugzeugtechnik/Automobil-Branche

Durch die rasch zunehmende Digitalisierung gibt es eine große Nachfrage dieser Technologien und Anwendungen. Doch wer erstellt eigentlich diese immersiven Medien? Da es noch keinen qualifizierten Ausbildungsberuf gibt,
 behilft man sich derzeit mit Quereinsteigern, Hochschulabsolventen oder Ungelernten. Fachinformatiker und Programmierer kümmern sich eher um den technischen Teil der Medienproduktion, aber im Bereich Gestaltung und Produktion wird nun neben dem Mediengestalter Bild und Ton oder dem Mediengestalter Digital und Print ein weiterer Ausbildungsberuf auf den Weg gebracht.

Untersuchungen des BiBB haben ergeben, dass es dafür einen großen Bedarf gibt. Derzeit entwickeln die Sachverständigen des Bundes gerade den Ausbildungsrahmenplan für die Ausbildungsbetriebe. Gar nicht so einfach, weil die betriebliche Struktur sehr heterogen ist. Zunächst soll ein Monoberuf entstehen, also ein Berufsbild ohne Fachrichtungen und Wahlqualifikationen, weil man noch gar nicht abschätzen kann, wie viele Ausbildungsplätze es in Zukunft geben wird. Am Lehrplan für die Berufsschulen arbeiten gerade die
 Ländervertreter der KMK, ebenfalls eine Herausforderung, da im berufsschulischen Kontext alles neu sein wird.

Gestalter/-in für immersive Medien ab nächstem Jahr?

Wenn es wie geplant verläuft, soll der Gestalter/die Gestalterin für immersive
 Medien genauso wie die Neuordnung Mediengestalter Digital und Print im August 2023 in Kraft treten. Wird der neue Ausbildungsberuf auch in der Druck- und Medienbranche benötigt? Es gibt natürlich spezialisierte AR-/VR-/XR-
Unternehmen, Film-, Video- und TV-Produktionen, aber auch in
Medienunternehmen mit digitalen Schwerpunkten, Werbeagenturen und Marketingabteilungen werden sicherlich bald „Gestalter/-innen für immersive Medien“ ausgebildet. Wir begleiten vom ZFA diesen spannenden neuen Beruf und
werden voraussichtlich auch die Erstellung der bundeseinheitlichen Prüfungsaufgaben dafür übernehmen.


Anette Jacob ist gelernte Druckformherstellerin und hat in Wuppertal Druckeitechnik mit Abschluss Dipl. Ing. studiert. Seit 1999 ist sie Geschäftsführerin des ZFA und kümmert sich gemeinsam mit bvdm und Verdi und
allen anderen Akteuren um die Berufsbildung der Branche. Ihre Kolumne erschien in Deutscher Drucker 8/2022. Das komplette Heft kann im print-de-Shop bestellt werden.