Kommentar von Anette Jacob zur Ausbildung zum/zur Mediengestalter/-in
Mediengestalter/-in Digital und Print wird neu geordnet
von Redaktion,
Der 1998 erschaffene Mediengestalter/Mediengestalterin Digital und Print ist der erfolgreichste Ausbildungsberuf der Druck- und Medienbranche. Jetzt soll die Ausbildung an die aktuellen Anforderungen angepasst werden.
Anzeige
Alle damals existierenden Druckvorstufenberufe wurden in das Berufsbild, integriert und in den kommenden Jahren kamen noch weitere Berufe hinzu, wie Notenstecher, Dekorvorlagenhersteller, Fotomedienlaborant, Flexograf etc. Daneben wurde die digitale Ausgabe, wie Websites gestalten und Programmieren, aber auch Audio, Video und Datenbanken, erstmals in einem Ausbildungsberuf berücksichtigt.
Zu Beginn gab es vier Fachrichtungen, in der Neuordnung 2007 wurden diese auf drei reduziert, aber die Auswahllisten der Wahlqualifikationen wuchsen ständig an. Immer wieder hört man aus der Praxis, dass der Beruf zu vollgeladen, aber vor allem in der Struktur zu kompliziert sei.
Sinnvolle Neuordnung
Nach über 20 Jahren hat sich einiges getan, es gab technische und vor allem arbeitsorganisatorische Änderungen, die nun in die Ausbildung einfließen sollen. 2020 haben die Sozialpartner im ZFA einen Antrag auf Voruntersuchung gestellt, ob eine Neuordnung des Ausbildungsberufs angebracht sei. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wurde vom Wirtschaftsministerium damit beauftragt und ist nach einjähriger Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass eine Neuordnung sinnvoll ist. Es wurden zahlreiche Expertinnen und Experten interviewt und in Beiratsgremien diskutiert. Herausgekommen ist ein erster Strukturvorschlag, wie der Beruf künftig aussehen könnte: allem voran sehr viel übersichtlicher und weniger überladen.
Die ersten beiden Ausbildungsjahre sollen für alle Mediengestalter/ -innen Digital und Print identisch sein, dafür sind im 3. Ausbildungsjahr wieder vier Fachrichtungen geplant, wobei die Fachrichtung Gestaltung und Technik in Print und Digital aufgeteilt werden soll. Wahlqualifikationen wird es nur noch in diesen beiden Fachrichtungen geben und die Auswahl soll sich an den jeweiligen Ausgabemedien orientieren. Einen ausführlichen Beitrag zu dieser Voruntersuchung finden Sie im aktuellen Druck- und Medien-Abc auf den Seiten 12 ff.
Wenn alles wie geplant verläuft, kann das Neuordnungsverfahren Anfang 2022 damit beginnen, dass die Sachverständigen die neue Verordnung und den Ausbildungsrahmenplan erarbeiten. Parallel dazu wird von Kultusseite ein neuer Lehrplan für die Berufsschulen entwickelt. Ziel ist es, dass zum Ausbildungsbeginn 2023 der neue Beruf an den Start gehen kann.
Innerhalb der Medienberufe soll außerdem ein weiterer Beruf entstehen: der Gestalter für immersive Medien (Arbeitstitel). Hier kommen Augmented Reality, Virtual Reality und Mixed Reality zum Einsatz. Dabei wird eine ganz neue Branche für die Duale Ausbildung erschlossen. Es bleibt spannend in der Berufsbildung, wir halten Sie gerne auf dem Laufenden.
Anette Jacob (52) ist gelernte Druckformherstellerin und hat in Wuppertal Drucktechnik mit Abschluss Dipl. Ing. studiert. Seit 1999 ist sie Geschäftsführerin des Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien (ZFA) und kümmert sich gemeinsam mit BVDM und Verdi und allen anderen Akteuren um die Berufsbildung der Branche.
Das ist leider weder überdacht, noch sinnvoll. Das Gros der Mediengestalter verkürzt die Ausbildung, aufgrund der schulischen Vorbildung. Wenn die Fachbereiche also erst im dritten Ausbildungsjahr vermittelt werden, so bekommen die meisten Auszubildenden davon gar nichts mit. Unserer Auszubildenden in dem Fachbereich “Beratung & Planung”, macht dies sehr zu schaffen, da die ersten beiden Ausbildungsjahre auf den klassischen Mediengestalter ausgelegt sind. Dies wird allerdings nie ihre betriebliche Tätigkeit werden. Den Fachbereich “Beratung & Planung” wird sie in der Berufsschule nicht wahrnehmen können, da sie sowohl betrieblich als auch schulisch eine super Leistung zeigt. Wir können und möchten ihr somit nicht verwehren, ihre Ausbildung zu verkürzen.
Gute Analyse der Lage. So sieht die Praxis auch bei uns aus.
Mit erscheint der ganze Ansatz, die “echten Fachbereiche” nur in das dritte Jahr zu verlegen, wieder mal als ein fauler Kompromiss. Wahrscheinlich lassen sich durch zwei Jahre gemeinsamen, aber nicht spezifischen Stoff, mehr Standorte an Berufsschulen und Lehrern erhalten.
Die Anforderungen der Praxis und derjenigen, welche alles bezahlen (nämlich wir Unternehmen) haben offensichtlich weniger interessiert.
Ich würde meine Azubis lieber weiter fahren lassen (und dies finanziell unterstützen) und dafür einen spezifischen Fachunterricht, über alle drei Ausbildungsjahre haben.
Print und Digital sind zwei komplett unterschiedliche Bereiche. Es macht keinen Sinn diese zu vermischen oder diese gar als Fachrichtung hinten dran zu hängen. Zum Beispiel ist Farbenlehre auch nicht universal. Für eine Person im Print-Bereich ist Farbe etwas völlig anderes als im Digitalen. Es würde viel mehr Sinn ergeben, wenn es zwei komplett voneinander getrennte Ausbildungsberufe gäbe. Auch Beratung und Planung sind komplett unterschiedlich im Print- und Digital-Bereich. Immersive Medien machen gar keinen Sinn im Kontext einer Print-Ausbildung, lediglich als optionale Erweiterung der Kenntnisse, aber keinesfalls als Pflicht. Ich habe in meiner Ausbildung zum „Mediengestalter Digital und Print‟ mit der Fachrichtung „Gestaltung und Technik‟ rein gar nichts über digitale Mediengestaltung gelernt. Dafür musste ich gezwungenermaßen die Druckvorstufe lernen, obwohl dies in meinem digitalen Design-Beruf gar nicht gebraucht wird.
Ein Hinweis an die Autorin: Der Link zum Druck- und Medien-Abc funktioniert leider nicht.
Früher gab es einmal das sogenannte “Grundstufenjahr”. Drucker, Buchbinder und Mediengestalter alle in einer Klasse. Da kam so gut wie nichts an Fachwissen rüber. Wurde blumig als “übergeordnete Kompetenzen” verkauft.
Eine reine Stundenbeschaffungsmaßnahme für Lehrer.
Jetzt werden die Mediengestalter Digital und Print gemeinsam beschult. Aus meiner Sicht ein einseitiger Tribut an kleine Berufsschulstandorte und die entsprechende Lehrerversorgung.
Der Branchennachwuchs wird so immer unspezifischer ausgebildet. Genau die richtige Maßnahme um dem Fachkräftemangel zu begegnen…
Mit den Konsequenzen dieser umwerfenden “Neuerungen” aus den Elfenbeintürmen der Bildung müssen die Firmen und die jungen Leute leben.
Das ist leider weder überdacht, noch sinnvoll. Das Gros der Mediengestalter verkürzt die Ausbildung, aufgrund der schulischen Vorbildung. Wenn die Fachbereiche also erst im dritten Ausbildungsjahr vermittelt werden, so bekommen die meisten Auszubildenden davon gar nichts mit. Unserer Auszubildenden in dem Fachbereich “Beratung & Planung”, macht dies sehr zu schaffen, da die ersten beiden Ausbildungsjahre auf den klassischen Mediengestalter ausgelegt sind. Dies wird allerdings nie ihre betriebliche Tätigkeit werden. Den Fachbereich “Beratung & Planung” wird sie in der Berufsschule nicht wahrnehmen können, da sie sowohl betrieblich als auch schulisch eine super Leistung zeigt. Wir können und möchten ihr somit nicht verwehren, ihre Ausbildung zu verkürzen.
@ Christopher Dröge
Gute Analyse der Lage. So sieht die Praxis auch bei uns aus.
Mit erscheint der ganze Ansatz, die “echten Fachbereiche” nur in das dritte Jahr zu verlegen, wieder mal als ein fauler Kompromiss. Wahrscheinlich lassen sich durch zwei Jahre gemeinsamen, aber nicht spezifischen Stoff, mehr Standorte an Berufsschulen und Lehrern erhalten.
Die Anforderungen der Praxis und derjenigen, welche alles bezahlen (nämlich wir Unternehmen) haben offensichtlich weniger interessiert.
Ich würde meine Azubis lieber weiter fahren lassen (und dies finanziell unterstützen) und dafür einen spezifischen Fachunterricht, über alle drei Ausbildungsjahre haben.
Print und Digital sind zwei komplett unterschiedliche Bereiche. Es macht keinen Sinn diese zu vermischen oder diese gar als Fachrichtung hinten dran zu hängen. Zum Beispiel ist Farbenlehre auch nicht universal. Für eine Person im Print-Bereich ist Farbe etwas völlig anderes als im Digitalen. Es würde viel mehr Sinn ergeben, wenn es zwei komplett voneinander getrennte Ausbildungsberufe gäbe. Auch Beratung und Planung sind komplett unterschiedlich im Print- und Digital-Bereich. Immersive Medien machen gar keinen Sinn im Kontext einer Print-Ausbildung, lediglich als optionale Erweiterung der Kenntnisse, aber keinesfalls als Pflicht. Ich habe in meiner Ausbildung zum „Mediengestalter Digital und Print‟ mit der Fachrichtung „Gestaltung und Technik‟ rein gar nichts über digitale Mediengestaltung gelernt. Dafür musste ich gezwungenermaßen die Druckvorstufe lernen, obwohl dies in meinem digitalen Design-Beruf gar nicht gebraucht wird.
Ein Hinweis an die Autorin: Der Link zum Druck- und Medien-Abc funktioniert leider nicht.
Vielen Dank für Ihren Beitrag sowie Ihren Hinweis zum Druck- und Medien-ABC. Wir haben den Link korrigiert.
Beste Grüße, Ihr print.de-Team
Früher gab es einmal das sogenannte “Grundstufenjahr”. Drucker, Buchbinder und Mediengestalter alle in einer Klasse. Da kam so gut wie nichts an Fachwissen rüber. Wurde blumig als “übergeordnete Kompetenzen” verkauft.
Eine reine Stundenbeschaffungsmaßnahme für Lehrer.
Jetzt werden die Mediengestalter Digital und Print gemeinsam beschult. Aus meiner Sicht ein einseitiger Tribut an kleine Berufsschulstandorte und die entsprechende Lehrerversorgung.
Der Branchennachwuchs wird so immer unspezifischer ausgebildet. Genau die richtige Maßnahme um dem Fachkräftemangel zu begegnen…
Mit den Konsequenzen dieser umwerfenden “Neuerungen” aus den Elfenbeintürmen der Bildung müssen die Firmen und die jungen Leute leben.