Konjunkturtelegramm im Juli: Rezessionsängste bei den Betrieben
von Redaktion,
Nachdem das Geschäftsklima der deutschen Druck- und Medienbranche bereits im Juni rückläufig war, brach es im Juli ein. Der vom Bundesverband Druck und Medien berechnete Geschäftsklimaindex sank gegenüber dem Vormonat um saisonbereinigt 11,8 Prozent auf den Stand von April ab.
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Der Index notierte mit 83,9 Punkten rund 20,6 Prozent unter seinem Vorjahresniveau. Die anhaltend hohe Inflation, hohe Energiepreise und die Möglichkeit einer kompletten Einstellung der Gaslieferungen aus Russland trüben die Geschäftserwartungen deutlich ein und schüren Sorgen vor einer Rezession.
Im Juli bewerteten die vom ifo Institut befragten Entscheider der Druck- und Medienunternehmen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung der nächsten sechs Monate deutlich schlechter als im Vormonat. Die Werte für das Geschäftsklima nahmen daher drastisch ab. Die Werte der aktuellen und erwarteten Geschäftslage bestimmen die Entwicklung des Geschäftsklimas, das einen guten Vorlaufindikator für die Produktionsentwicklung der Druck- und Medienindustrie darstellt.
Nachdem der saisonbereinigte Geschäftslageindex bereits im Juni rückläufig war, verlor er im Juli 4,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Index notierte bei 94,9 Punkten und sank damit auf den saisonbereinigt niedrigsten Stand seit Mai 2021. Damit notiert der Index zum ersten Mal in diesem Jahr 6,0 Prozent unter seinem Vorjahresniveau jedoch noch 0,5 Prozent über dem Vorjahresdurchschnitt. Hohe Energiepreise und Inflation hemmen weiter die Konsumstimmung und verschlechtern damit die Auftragslage in der Branche. Rund 40 Prozent aller befragten Unternehmen klagen über zu niedrige Auftragsbestände und berichten über sinkende Produktionswerte im Vormonat. Zudem geben 84 Prozent an, von Produktionsbehinderungen betroffen zu sein. Dabei sind Materialknappheit mit 62 Prozent, gefolgt von Fachkräftemangel mit 48 Prozent und Auftragsmangel mit 44 Prozent die größten Produktionshemmnisse.
Den Unternehmenserwartungen setzten die Spekulationen um einen Gas-Lieferstopp aus Russland und damit einer drohenden Gas-Mangellage drastisch zu. Der Index der Geschäftserwartungen fiel im Juli um 18,5 Prozent im Vergleich zum Juni und notiert damit sogar rund 10 Prozentpunkte unter dem Coronatiefstwert vom April 2020. Mit 74,1 Punkten liegt er zudem 33,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Dies ist jedoch im Kontext der statistischen Basis zu bewerten. Aufgrund der guten Werte des Vorjahresmonats fällt der Vorjahresvergleich somit besonders hoch aus. Rund 49 Prozent der Befragten in der Druck- und Medienbranche rechnen mit einer weiteren Eintrübung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten. 49 Prozent erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage, während nur 2 Prozent von einer Verbesserung der Lage ausgehen. Sorgen bereiten neben den Belastungen der Lieferketten weiter die Preise für Energie und Gas. Aufgrund der hohen Inflation, den gestiegenen Kosten und einer drohenden Rezession ist zu befürchten, dass eine fallende Nachfrage auch weiterhin zu Auftragsrückgängen und sinkenden Umsätzen führt. Zudem ist die Druck- und Medienbranche bei einer Gas-Mangellage doppelt betroffen. Zum einen ist das im Produktionsprozess verwendete Gas je nach Produktionsart schwer zu substituieren, zum anderen ist die Versorgung der Druckindustrie mit grafischen Papieren bei einer Gas-Notlage nicht vollständig sichergestellt.