Kommentar von Dr. Eduard Neufeld zu standardisierten Messmethoden
Kennen Sie Ihre Energie-Effizienz?
von Redaktion,
Gewiss haben Sie schon einmal die Energieverbräuche Ihrer größten Stromfresser bestimmt. Schließlich ist Energie derzeit das alles beherrschende Thema. Aber wie können Sie Ihren Verbrauch angemessen bewerten? Ist er untypisch hoch? Können Sie durch effizienzsteigernde Maßnahmen und clevere Investitionen den Auswirkungen steigender Energiepreise geschickt entgegenwirken?
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Die gute Botschaft ist, dass es hierfür standardisierte Mess- und Bewertungsmethoden gibt. Diese lassen einen Vergleich im Sinne von Benchmarks zu und liefern bei Neuinvestitionen herstellerübergreifende Entscheidungsgrundlagen.
Konkret hat die Fogra bereits im Jahr 2011 den ISO-Standard 20690 erarbeitet, der beschreibt, wie elektrische Verbräuche in der Druckindustrie zu bestimmen sind. Das Ziel ist stets die Ermittlung objektiver Effizienzgrößen. In diesem Fall ist es das Verhältnis aus verkaufbarem Druckoutput in Quadratmetern (oder Seiten) und der dafür eingesetzten elektrischen Energie in kWh. Auf Basis dieser Messungen und Rechnungen sind quantitative Vergleiche prinzipiell möglich. Allerdings würde man selbst dann Äpfel mit Birnen vergleichen, wenn nicht die Maschinen- und Materialkonfigurationen für den konkreten Anwendungsbereich mitberücksichtigt werden. Schließlich ist der hochqualitative Kalenderdruck auf gestrichenem Bilderdruckpapier energieintensiver als die Produktion einfacher Handzettel.
Beide Druckdienstleister haben aber den berechtigten Anspruch, ihre jeweilige Herstellung möglichst kosteneffizient zu gestalten. Aus diesem Grund definiert die oben angesprochene ISO 20690 als Eckpunkte wirklichkeitsnaher Produktionssituationen einerseits Parameter für „Best Quality“ und andererseits für „Best Productivity“.
Abhängig von den tatsächlichen Gegebenheiten des eigenen Produktionsportfolios kann der Drucker damit seine Energieverbräuche realistisch einordnen. Dies wiederum ist die Basis für eine Abschätzung, welche Effizienzsteigerungen umsetzbar sind. Das gilt umso mehr, wenn die Hersteller die zu erwartenden Energieverbräuche ihrer Maschinen und Geräte bereits standardkonform bestimmt haben und in den Datenblättern angeben. Damit lassen sich die gegenwärtig vielerorts zu beobachtenden Einzelaktivitäten zur Energieeffizienzbestimmung schlanker und vergleichbarer gestalten.
Seit der Entwicklung der Norm begleitet die Fogra regelmäßig Druckereien ebenso wie Maschinen- und Geräte-Hersteller in der Praxis bei entsprechenden Messungen und der Identifikation von Einsparmaßnahmen. Werden dabei wichtige Ziele erreicht, ist auch der Ausweis „herausragender Energieeffizienz“ als Zertifikat möglich.
Packen Sie das Thema also beherzt an, es lohnt sich! Schließlich geht es dabei nicht nur um eine Kostenfragestellung, auch die Umwelt dankt es Ihnen. Als praktische und kostenlose Hilfestellung finden Sie auf der Fogra-Homepage den nützlichen Leitfaden „Energetische Analyse von Druckprozessen“. Und sprechen Sie uns an, wenn Sie sich bei den Messungen und Rechnungen unsicher fühlen.
Dr. Eduard Neufeld leitet das Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e.V. in Aschheim bei München. Er promovierte im Bereich der Halbleiterphysik und war vor der Fogra als Strategieberater der Boston Consulting Group international tätig.
Der Kommentar erschien in DD 15/2022- Das Heft kann über den print.de-Shop bezogen werden.