Insider-Kolumne von Manfred Werfel aus DD3/2018

Günstigere Zeitungen durch leichteres Papier

Manfred Werfel verstarb am 1. Mai 2022 im Alter von 68 Jahren.
Manfred Werfel verstarb am 1. Mai 2022 im Alter von 68 Jahren.(Bild: privat)

Zwei sich scheinbar widersprechende Trends bestimmenden den Markt für Zeitungsdruckpapier. Auf der einen Seite sind Verlage und Druckereien bestrebt, ihre Produkte aufzuwerten und ihren Marktradius mit Hilfe von verbessertem Zeitungsdruckpapier und höherwertigem (gestrichenem) Papier zu erweitern. Auf der anderen Seite setzt sich der Trend zu Papieren mit geringerem Flächengewicht fort.

Tatsächlich widersprechen sich die beiden Papiertrends nicht. Sie zeigen, wie sich das Geschäftsfeld der Zeitungsverleger und Drucker ausdehnt und das Verlagsprodukt-Portfolio sich differenziert. Diese Entwicklung zielt zum einen auf den Bereich der höherwertigen Produkte und zum anderen darauf, die Kosten für Standard-Produkte, Werbe- und Gratiszeitungen zu senken.

Anzeige

Zeitungsdruckpapier trägt etwa 50 Prozent zu den Kosten der Zeitungsproduktion bei, abhängig von der Lohnkostenstruktur in den jeweiligen Ländern. Daher ist die Verlagerung zu Papier geringerer Grammatur wirtschaftlich sinnvoll. Sie bringt jedoch einige operative Herausforderungen mit sich.

Für den Drucker wirft die Nutzung von Zeitungsdruckpapier mit niedrigerem Flächengewicht Fragen auf hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Qualität und der Optimierung der Produktivität. In vielen Regionen (Großbritannien, Europa, Japan) sind 42,5 g/m2 das dominierende Flächengewicht von Zeitungsdruckpapier. In einigen Fällen wird sogar Papier mit 40 g/m2 verwendet, seit vielen Jahren bereits in Japan und jetzt auch bei den meisten Zeitungsdruckern in Dänemark, die gemeinsam Papier für das ganze Land einkaufen.

Die schnell wachsende indische Zeitungsindustrie wechselt derzeit von 45 auf 42,5g/m2 . Dort ist der Kostendruck angesichts niedriger Verkaufspreise und steigender Volumina enorm. WAN-IFRA aktuell eine Studie über die Wirtschaftlichkeit bei der Verwendung von Zeitungsdruckpapier mit niedrigerem Flächengewicht, die damit verbundenen Herausforderungen in der Produktion sowie Erfahrungen aus der Praxis vor, die Hinweise zum erfolgreichen Einsatz von Zeitungsdruckpapier mit geringerem Flächengewicht gibt.

Der Bericht dokumentiert Ergebnisse von Labortests mit 34 Papierproben.  Grundlegende Papierparameter wurden aufgezeichnet und mit den Anforderungen gültiger Standards verglichen. Es stellte sich heraus, dass etwa drei Viertel der getesteten Papiere die Anforderungen erfüllten. Bei einigen Papieren lagen die Hauptprobleme in den Bereichen Opazität, Reißfestigkeit und Steifigkeit.

In Gesprächen und Interviews mit Zeitungsdruckern und Herstellern wurden Erfahrungen und Ratschläge für den Wechsel zu Zeitungspapier mit geringerem Flächengewicht gesammelt und dokumentiert. Folgende Maßnahmen wurden von den befragten Experten empfohlen:

  • Reduzierung des maximalen Gesamtfarbauftrags (Under Color Removal, UCR) von CMYK auf mindestens 220% oder weniger
  • Anwendung eines starken Unbuntaufbaus (Gray Component Replacement, GCR) bei der Farbseparation von Bildern und Farbanzeigen
  • Eine leichte Reduzierung der Bahnspannung in der Druckmaschine
  • Optimierung der Farb-/Wasserbalance im Druck
  • Auswahl von höher pigmentierten Farben
  • Auswahl von leichteren und voluminöseren Papiersorten

Die befragten Vertreter von Papierherstellern bestätigen den Trend zu Zeitungspapier mit geringerem Flächengewicht. Während sich das Flächengewicht von 42,5 g/m2 seit Jahren in der Praxis bereits etabliert hat, scheint mit der Grammatur von 40 g/m2 die Grenze der technischen Machbarkeit von Zeitungsdruckpapier zur Zeit erreicht zu sein.

Aus wirtschaftlicher Sicht können die Erwartungen von Druckern und Verlagen auch durch höhere Produktionskosten und geringere Papiermaschinen-Geschwindigkeiten bei der Herstellung von Papier mit sehr niedrigem Flächengewicht gedämpft werden.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Wechsel zu niedrigeren Flächengewichten am besten erreicht werden kann, wenn Drucker und Materialhersteller zusammenarbeiten.

→ Ihre Meinung? insider@print.de

Der Autor

Manfred Werfel (64) ist stellvertretender CEO der WAN-IFRA und zuständig für die Messe­aktivitäten des Verbandes, die Ifra Expo und die Digital Content Expo (DCX). Außerdem ist Werfel für das World Printers Forum zuständig.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.