Digitaldruck

Die erste Landa S10P in Deutschland im Praxis-Check

Bei BluePrint wurde die erste Landa S10P in Deutschland in Betrieb genommen.
Gerhard Meier, Vorstand der Druckerei BluePrint: Wie bewertet er die Technik und die Wirtschaftlichkeit seiner Landa-Maschine?(Bild: Deutscher Drucker)

Nachdem die erste Landa-Maschine in Deutschland bei dem Verpackungsdruckspezialisten Edelmann aufgestellt worden war, hat Landa Digital Printing im April 2021 in Deutschland eine zweite Maschine installiert – diesmal für den Akzidenzdruck. Seit neun Monaten läuft die B1-Format-Wendemaschine Landa S10P bei der Münchner Druckerei BluePrint. Deutscher Drucker hat sich die Siebenfarbmaschine vor Ort angesehen und mit Gerhard Meier, dem Vorstand der BluePrint AG, über seine Erfahrungen mit dem neuen Drucksystem gesprochen. 

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Die Münchner Akzidenzdruckerei BluePrint AG ist ein Paradebeispiel, welches Wachstum in der Druckbranche möglich ist. Gegründet wurde das Unternehmen vor gerade mal 25 Jahren mit einer Einfarben-GTO und einer Schneidemaschine – heute bedient BluePrint mit 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Maschinenpark sieht man vier 3B-Offsetmaschinen: eine Achtfarben, zwei Vierfarben plus Lack und eine Fünffarben plus Lack sowie fünf Digitaldrucksysteme. In der Weiterverarbeitung produzieren unter anderem acht Falzmaschinen und drei Sammelhefter. Gut ausgestattet ist BluePrint auch im digitalen Großformatdruck. Warum jetzt noch eine Landa-Maschine? Der Impuls kam – wie so oft bei Druckereien – von den Kunden.

„Schon vor einigen Jahren hatten wir festgestellt, dass wir im A3-Digital-Format immer mehr eingeschränkt waren, denn die Kunden haben bei uns immer öfter größere Formate im Digitaldruck angefragt,“ berichtet Gerhard Meier. Also hat die Druckerei mehrere Investitionsmöglichkeiten durchkalkuliert. BluePrint errechnete, dass die Landa-Maschine gegenüber B2-Digitaldrucksystemen umgerechnet aufs A3-Format deutliche Kostenvorteile bietet. „Der Klick-Preis bei den 50×70-Systemen wäre zu teuer gewesen.“

Die BluePrint AG hat einen großen Kundenstamm. Namhafte multinationale Unternehmen wie Porsche und BMW sind ebenso darunter wie Pharmaunternehmen, beispielsweise Novartis. Vor diesem Hintergrund ist es für BluePrint unabdingbar, höchste Druckqualität liefern zu können, und genau das gewährleisten die Nanografie-Maschinen. Besucht man heute Landa-Anwender, dann sind es gerade die exzellenten Druckergebnisse, und zwar auch auf schwierigen Substraten, die Begeisterung auslösen. „Der extrem große Farbraum sorgt für unvergleichliche Ergebnisse in Bezug auf Farbdefinition und Druckqualität,“ bestätigt Gerhard Meier.

Mit der Installation hatte sich BluePrint zunächst Zeit gelassen. Aus einem einfachen Grund. Die Druckerei wollte die Nanografie-Maschine unbedingt als Wendemaschine in der Siebenfarbenausführung haben.

Wie rechnet sich die Landa S10P?

Welche Erfahrungen haben die Münchner mit der Landa S10P in den vergangenen neun Monaten gemacht? „Wir stellten rasch fest, dass wir auf der Maschine Produkte drucken können, bei denen wir einen doppelten Mehrwert haben. Doppelter Mehrwert heißt für uns zum einen, bei Druckprodukten im niedrigen bis mittleren Auflagensegment Platten und auch Makulatur einzusparen. Der zweite Punkt besteht darin, dass wir oft noch einen Arbeitsschritt in der Weiterverarbeitung einsparen können,“ so Meier. Nimmt man zum Beispiel ein klebegebundenes Produkt mit 160 Seiten A4 und druckt das nicht wie im Bogenoffset bogenweise, sondern mit neun Nutzen alle Seiten hintereinander blockweise, dann hat man nach dem Schneiden sofort den Block zum Klebebinden parat. Mit anderen Worten: Man spart sich das Falzen. Alles, was sortiert sein muss, macht deshalb auf der Landa-Maschine besonders viel Sinn.

In welchen Auflagenbereichen ist die S10P am wirtschaftlichsten? „Bei Auflagen zwischen 200 und 1000 Exemplaren ist die Landa unschlagbar,“ berichtet der BluePrint-Vorstand. Durch die Vorteile in der Weiterverarbeitung, aber zum Beispiel auch durch die Möglichkeit, fast alle Pantonefarben mit dem Siebenfarbdruck abdecken zu können, verschiebt sich diese Grenze aber durchaus nach oben.

Gerhard Meier hat vor der Investition in das Nanografie-System alle Druckjobs eines Quartals, egal ob im Offsetdruck oder im Digitaldruck, mit dem neuen Drucksystem kalkuliert. Seine damalige Erkenntnis hat sich inzwischen bestätigt: „Ich könnte 60 bis 70 Prozent aller Druckjobs auf der Landa-Maschine produzieren und damit Geld verdienen.“ In der Praxis zeigt sich, dass auf der neuen Maschine auch Aufträge laufen, die bisher im Offsetdruck produziert worden sind. Es kommt nicht selten vor, dass BluePrint heute Angebote auf Basis der Landa-Maschine abgibt, da die betreffenden Druckjobs auf dieser Maschine günstiger hergestellt werden können als im Offsetdruck.

Welche Printprodukte laufen auf der Landa-Druckmaschine?

Bei Blueprint druckt die Landa S10P ein breites Portfolio, oder wie es Gerhard Meier sagt: „Wir drucken eigentlich alles querbeet.“ Vor allem sind das sehr viele Poster, dann Broschüren, die in kleineren Auflagenbereichen laufen, aber auch Magazine, Kataloge, Kalender, Loseblattsammlungen oder auch mal 100.000 personalisierte Direct Mailings und natürlich zahlreiche Klebebindungsprodukte, aber auch Produkte für Rückstichheftungen und Fadenheftungen. Selbst Displays auf dicken Kartonagen werden hier gedruckt. Gerade bei solch teureren Substraten macht es sich direkt bezahlt, dass man dank der Landa-Maschine Makulatur einspart.

Ein Vorteil, den BluePrint ebenfalls gerne mitnimmt, ist die Tatsache, dass die S10P sowohl gestrichene als auch ungestrichene Papiere, ohne dass sie geprimert werden müssen, direkt bedrucken kann. Die Kratzfestigkeit der kürzlich optimierten Farben ist so gut, dass man ohne Lackierungen sofort in die Weiterverarbeitung gehen kann.

Aktuell produziert die Landa S10P bei BluePrint zweischichtig. Ab Ende des 1. Quartals 2022 soll das System dreischichtig eingesetzt werden.

Wie stabil ist die Landa S10P?

Natürlich war dem BluePrint-Vorstand bewusst, dass auf einen Erstanwender der Wendemaschine in Deutschland einige zusätzliche Aufgaben zukommen würden. Aber die Unterstützung durch Landa hat Meier dann doch schwer beeindruckt: „Wir konnten feststellen, dass da ein richtiger Spirit und ein richtiger Ehrgeiz dahinter ist, den man in dieser Form nicht mehr bei jedem Lieferanten findet.“ Meier rechnet damit, dass die Maschine ab diesem Sommer absolut stabil laufen wird, wie er das auch von ausgereiften Offsetdrucktechnologien gewohnt ist.

Die Belieferung mit Consumables stellte auch in Coronazeiten kein Problem dar. Für europäische Druckereien ist es ein Vorteil, dass Landa Digital Printing mittlerweile im niederländischen Sittard eine Farbproduktion aufgebaut hat. Das verkürzt Lieferwege.

Eine Achillesferse der Nanografie-Systeme war in den vergangenen Jahren immer wieder die Standfestigkeit des großen Gummituchs. Aber auch hier gibt es Entwarnung: Nach einem Update hält das Gummituch jetzt dreimal länger als bisher. Meier: „Ich mache mir da gar keine Sorgen, dass dies nicht bald so stabil sein wird wie im Offsetdruck.“

Postives Fazit von BluePrint

Fasst man die Erfahrungen von BluePrint zusammen, so sieht man, dass die Landa S10P exakt in die Mitte zwischen den bisherigen Digitaldruck- und Offsetdruckanwendungen passt. Die hohe Druckqualität, nicht zuletzt durch den enorm großen Farbraum, kommt bei der Kundschaft sehr gut an. Dadurch sorgt das neue Drucksystem bei der Münchner Druckerei auch für neue Aufträge. Gerhard Meiers Ankündigung überrascht deshalb nicht: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir der erste Drucker weltweit sein werden, der zwei Landa-Maschinen hat.“

Dieser Artikel erschien zuerst in Deutscher Drucker Nr. 2/2022.