Einige der Entwicklungen im Bereich Onlineprinting deuten sich seit Jahren an und werden plötzlich immer wichtiger, andere sind zurückzuführen auf sich verändernde Zielgruppen und deren »neue«, multioptionale Art und Weise, Medien zu bewerten und diese zu nutzen. Das gilt natürlich auch für den Kanal Print. Und so wird die Online-Druckerei in Zukunft immer wieder gefordert sein, auch technisch schnell auf »Kundentrends« zu reagieren.
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Viel zu tun für jede Online-Druckerei
Auf welche Entwicklungen am Markt hat sich eine Online-Druckerei also (den Corona-Aspekt einmal völlig ausgeblendet) zukünftig einzustellen? Die Top 5-Player im Onlineprint (Cewe, Flyeralarm, Cimpress, Onlineprinters, Unitedprint) wachsen in eher unerwarteten Bereichen wie LFP, Werbemittel und Nischenprodukte weiter, weiß Branchenkenner Bernd Zipper, Geschäftsführer der Zipcon Consulting GmbH (Essen). Vor allen Dingen, weil sie im Bereich der Standardprodukte immer stärker unter Preisdruck geraten. B2C kann durch besseren Mobile-Support im »Social Media Print« leicht an Fahrt gewinnen, B2B kommt durch neue Portalangebote klassischer Drucker voran. Apropos »Social Media Print«: Den neuen Trendbereich haben einige Anbieter (und Quereinsteiger) früh erkannt und können hier, bisher halbwegs unerkannt von der Konkurrenz, dank pfiffiger Konzepte wachsen. Es entsteht in diesem Bereich derzeit eine regelrechte Start-up-Szene, so Zipper weiter.
Die aktuellen Trends im Überblick:
Mobile und »Social Media Print«
»Mobile ist eines der am meisten unterschätzten Themen im gesamten Bereich Onlineprint«, weiß Bernd Zipper, »und Social Media Print ist kein Phänomen mehr, sondern ein Markt!« Getrieben von den Generationen Z und alpha und ihrem divergenten Kommunikationsstil und Medienkonsum entsteht neuer (für ältere Leute vielleicht nicht immer nachvollziehbarer) Printbedarf – und entsprechende Geschäftsmodelle. Das gemeinsame Zusammentragen von Partyfotos per App für ein Fotobuch, das Drucken von Büchern mit kompletten What’s-App-Threads, die »FreePrints« von Planet Art, wo kostenlose Fotoabzüge nach dem Bezahlmodell einer »metered Paywall« ermöglicht werden, nur um den Kunden auf der Plattform zu binden, oder die vollpersonalisierten Kinderbücher von »wonderbly« (ehemals »Lost my Name«) setzen letztlich alle auf dem eigentlichen Megatrend im Onlineprint auf, nämlich:
Mass Customization (MC)
Paradigmenwechsel: Bei der individualisierten Massenfertigung ist die »Auflage 1 jetzt bezahlbar«, so Zipper – dank Hochautomatisierung, Inkjet und Web-to-Print. Und die Smartphones sind die »Enabler« (Wegbereiter) dieser Entwicklung. Doch was genau macht Mass Customization denn so »wertvoll«? Nicht nur, aber vor allem für die jungen Generationen ist MC vor allem eines: cool! Es ermöglicht hochqualitative Printprodukte, die dem Kunden in seiner Individualität und Kreativität schmeicheln und dabei Exklusivität abseits von Standards bieten. Drucker müssen für solche neuen Zielgruppen offen sein (siehe »Social Media Print«), denn Printbuyer sind heute:
Multioptionale Kunden
Bernd Zipper: »Wir müssen uns verabschieden von der Denke: Das ist ein ernsthafter Kunde für uns, und das nicht. Es gibt ihn nicht mehr, den Kunden! Die jungen Generationen tragen ihren privaten Bedarf und ihre Ideen auch multioptional ins Geschäftsleben hinein und kreieren Wünsche und neue Ideen. Onlineprint muss sie dort abholen – und lernen, dass im E-Commerce jeder Kunde in seinem Kanal erreicht werden muss. Nur so können beim bevorstehenden Paradigmenwechsel neue Umsätze erschlossen werden!« Deshalb ist im technischen Hintergrund notwendig:
Simplifizierung komplexer Prozesse Um effizient, schnell, günstig und bedienerfreundlich zu bleiben, werden komplexe Bearbeitungsprozesse in die Cloud verlagert, Systemnutzungskosten werden auf Clickrate oder Miete umgelegt. Ein Beispiel hierfür ist das Tool »fixPDF«, das einen kompletten Preflightcheck (inklusive Reparatur) per Handy ermöglicht.
Robotics
Der Einsatz von Robotersystemen in der Produktion ist ein weiterer Schritt, um noch schlanker fertigen zu können. Dies sollten Onlinedrucker unbedingt schon heute bei der Planung von künftigen Prozessoptimierungen berücksichtigen.
Lean Onlineshop
Dem multioptionalen Kunden und seinen sich schnell wandelnden Bedürfnissen folgend, ist die Architektur von Onlineshops zu hinterfragen. Das Rennen wird künftig der simpel aufgebaute Lean Onlineshop machen, der sich jederzeit schnell und bedarfsgerecht umbauen lässt. »Der E-Shop der Zukunft hat keine komplexe Architektur mehr«, so Bernd Zipper, »sondern ist quasi ein ›Schnellboot‹, das total einfach zum Beispiel auch mit Landingpages kombiniert werden kann, um jederzeit auch reaktionsfähig auf kleinere Zielgruppen zu sein.« [12951]