Expertentage 2019 im Competence Center von Bobst Meerbusch
Bobst Meerbusch: Faltschachtel- und Wellpappe-Produktion 4.0
von Frank Lohmann,
Bei den im April in Meerbusch bei Düsseldorf veranstalteten Expertentagen von Bobst standen die Maschinen der Master-Klasse im Mittelpunkt. Erstmals präsentierte Bobst Meerbusch in seinem Competence Center auf einen Schlag vier der leistungsstärksten Produktionsanlagen von Bobst im Live-Betrieb. Inhaltlich deckte die Veranstaltung gleichzeitig die Herstellung von Verpackungen aus Faltschachtelkartons und aus Wellpappe ab. So zeigte die weltweit zweitgrößte Vertriebs- und Service-Gesellschaft von Bobst für beide Märkte je zwei Highend-Maschinen: für die Faltschachtelproduktion eine Flachbettstanze Mastercut 106 PER und eine Faltschachtel-Klebemaschine Masterfold 75, für Wellpappenverarbeiter eine Flachbettstanze Mastercut 1.7 und eine Faltschachtel-Klebemaschine Masterfold 230.
„Wir konnten hier gut 220 Besucher aus etwa 100 Unternehmen begrüßen“, freute sich Bobst-Meerbusch-Geschäftsführer Dirk Corsten über den Zuspruch.
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Neben Kunden aus dem deutschsprachigen Raum waren auch Gäste aus den Benelux-Ländern, Polen, Russland und Tschechien angereist. Für sie wurde simultan übersetzt. Einschließlich der Vertreter der Fachpresse und der Mitarbeiter der beteiligten Partnerunternehmen Baumer HHS, Boxplan, Deutsche Leasing, Hesse Stanzwerkzeuge und Lantech zählte die Veranstaltung sogar knapp 250 Besucher. Mit der parallel in Florenz veranstalteten Hausmesse von Bobst Firenze (Italien) hatte Bobst innerhalb weniger Tage etwa 850 Besuchern neueste Techniken und Lösungen für die Verpackungsherstellung der Zukunft präsentiert, so Corsten weiter.
Während der Live-Vorführungen wurden die vier Produktionsmaschinen bis an ihre Leistungsgrenzen hochgefahren. Darüber demonstrierten Mitarbeiter an der Mastercut 106 PER und an der Masterfold 75 anhand von Auftragswechseln, wie schnell sich heute sowohl Flachbettstanzen als auch Faltschachtel-Klebemaschinen umrüsten lassen.
So stellte ein Maschinenführer die Mastercut 106 PER von der Produktion einer größeren Cerealien-Verpackung mit zwei Nutzen auf das Stanzen von Zuschnitten einer kleineren Automatenverpackung mit 16 Nutzen um. Bei der nach neun Minuten abgeschlossenen Umrüstung wurden unter anderem die Stanz-/Rill-Werkzeuge ausgetauscht, wobei für die Automatenverpackung wiederverwertbare Pertinax-Matrizen zum Einsatz kamen. Bei der Masterfold 75 wurde der Auftragswechsel anhand der gleichen Verpackungen gezeigt. Dabei rüsteten ein Maschinenführer und ein Helfer die gesamte Faltschachtel-Klebemaschine innerhalb von zehn Minuten um.
Die Masterfold 75 war mit einem Voreinleger Easyfeeder 4 mit Batch Inverter 4 für schnelle Zuführung der Zuschnitte in den Anleger sowie einer vollautomatischen Abpackanlage Cartonpack 4 ausgestattet. Diese Anlage füllte die gefalteten und geklebten Faltschachteln bei hoher Geschwindigkeit in Versandkartons.
Auf dem Weg zu Industrie 4.0
Ebenfalls thematisiert wurden verschiedene neue Service-Dienstleistungen von Bobst für Kunden. Bernd Andree, Service-Experte bei Bobst Meerbusch, stellte zum Beispiel das interaktive Portal My-Bobst vor, das Kunden E-Procurement in der Ersatzteilbeschaffung erlaubt. My-Bobst bietet Kunden in einem passwortgeschützten Bereich eine vollständige Sicht auf alle ihre bisherigen Bestellvorgänge und auf alle Maschinen, die sie von Bobst einsetzen. Kunden können auf den gesamten Ersatzteilkatalog für diese Maschinen zugreifen und sehen sowohl die Verfügbarkeit als auch die Preise der gewünschten Ersatzteile. Aufträge seien dann mit wenigen Mausklicks generiert, so Andree weiter. Inzwischen gehen bei Bobst Meerbusch mehr als 30 % aller Ersatzteilbestellungen über das Portal ein. Ab 500 Euro Auftragswert liefert das Unternehmen Ersatzteile frei Haus, sofern die Kunden diese im Standardversand bestellen.
„Letztlich sind wir alle auf dem Weg zu Industrie 4.0, also zur Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse in der Verpackungsherstellung“, bereitete Manfred Bauer, bei Bobst für die Connected Services verantwortlich, den Boden für seine nachfolgende Präsentation. Anhand einiger konkreter, aber anonymisierter Beispiele aus der Praxis zeigte der „Internet-of-Things-Experte“ auf, wie Verpackungshersteller mit den Connected Services auf zentrale Maschinenparameter wie unter anderem Verfügbarkeit, Produktionsgeschwindigkeit und produzierte Qualität einwirken können. Dabei helfen die Connected Services Mitarbeitern von produzierenden Unternehmen, die von den Maschinen zur Verfügung gestellten Daten gezielt zu analysieren und zu bewerten. So lassen sich die Ergebnisse in der Produktion Schritt für Schritt verbessern und Schwankungen zum Beispiel zwischen verschiedenen Schichten vermeiden.
Manfred Wöhning stellte neue Schulungen vor, die Bobst Meerbusch gemeinsam mit Kunden entwickelt hat, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der bisherige Leiter sowohl des Competence Centers als auch des technischen Außendienstes von Bobst Meerbusch mit inzwischen mehr als 40 Mitarbeitern gibt letztere Funktion an Andreas Klein ab und fokussiert sich künftig auf die Schulungen des Unternehmens sowie die Prozessoptimierungen bei Kunden.
Das neue, modular aufgebaute Schulungsprogramm reicht von dreitägigen Management-Schulungen über fünftägige Aufbautrainings für erfahrene Maschinenführer bis hin zu 20-tägigen Schulungen für Quereinsteiger. Die Schulungen sollen es Verpackungsherstellern ermöglichen, die Produktivität und Flexibilität ihrer Produktionsanlagen (Bobst-Geschäftsbereich Sheet-fed) noch besser auszuschöpfen.