„Im Urlaub komme ich endlich mal wieder zum Lesen.“ Darauf freuen sich recht viele Deutsche, denn laut Statistik greifen rund 70 Prozent im Urlaub viel eher zum Buch als sonst. Wir geben Ihnen noch ein paar Last-Minute-Tipps. Heute vielleicht mal ein bisschen was abseits der Druckindustrie …
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Im Süden Frankreichs sterben mehrere Männer – angeblich sind sie dem Biss der Einsiedlerspinne zum Opfer gefallen. Allerdings reicht das Gift einer einzigen Spinne nicht aus, um einen Menschen zu töten. Kommissar Adamsberg glaubt auch nicht an eine ungewöhnliche Vermehrung dieser Spinnenart. Und sicher nicht an eine so plötzliche Mutation ihres Giftes. Adamsberg glaubt vielmehr an Mord. Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit also mobilisiert er – gegen interne Widerstände, besonders seines Stellvertreters Danglard – sein Team von der Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements. Bei seinen Nachforschungen stößt der Kommissar, der sich ohnehin nur selten von solchen Dingen wie Rationalität, Vernunft und analytischem Denken plagen lässt, zu einem Waisenhaus bei Nîmes und zu einer Gruppe von Jungen, die dort in den 1940er-Jahren lebte. Und plötzlich erscheinen die vermeintlich übernatürlichen Todesfälle, die bislang nicht als Morde betrachtet wurden, in einem anderen Licht.
„Die Spinne im Zentrum dieses Romans ist kein Monstrum, sondern eine sehr kluge Autorin, die ihre Netze zum Zweck der Menschenerkundung webt“, schreibt Lothar Müller von der Süddeutschen Zeitung und beschreibt damit nicht nur die Essenz dieses einen Buchs, sondern im Prinzip das Gesamtwerk der Autorin. Denn eigentlich müsste man die Adamsberg-Reihe von Fred Vargas (ja, Fred ist ein Frauenname und steht kurz für Fredérique) von Anfang an lesen und sich auf diesen seltsamen Typen, der da in Paris im 13. Arrondissement ermittelt, einlassen. Und eigentlich sind diese inzwischen acht Bücher auch keine so ganz richtigen Krimis. Eigentlich geht es vielmehr um deren Protagonisten, von denen Vargas so liebevoll erzählt, einer schrulliger als der andere. Es geht um ihr Zusammenspiel und darum, wie all diese Schrullen ein sehr eigentümliches Ganzes geben. Manchmal fragt man sich, wie diese Leutchen wohl außerhalb der Buchseiten „im echten Leben“ klar kämen, nur um sich einzugestehen, dass vermutlich jeder von uns seine ganz eigenen „Schrullen“ hat, die nur nie so pointiert von einer talentierten Autorin herausgefeilt werden.
Das Buch
Fred Vargas, Der Zorn der Einsiedlerin, 512 Seiten, gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 15 x 4,3 x 22,5 cm, Limes Verlag, 1. deutsche Auflage 2018, 23 Euro, ISBN 978-3-8090-2693-8