Kostensenkung im Fokus

Softwareanbieter uTraxx – ein Interview mit CEO Urs Vogel

uTraxx-CEO Urs Vogel.

Der Schweizer Software-Anbieter uTraxx entwickelt ERP-Lösungen für die Druckindustrie und für Agenturen. Abgedeckt sind die Bereiche Kundendatenverwaltung, Angebots- und Auftragsmanagement, Vor- und Nachkalkulation, Planung, Materialbeschaffung und Lagermanagement, Prozesssteuerung, Lieferlogistik und Rechnungsstellung, Kommunikation und betriebswirtschaftliches Reporting (BAB und BI); ein Webshop ist integriert.

uTraxx beschäftigt Mitarbeiter in Beratung, Entwicklung, Support, Architektur und Vertrieb. Die uTraxx AG hat ihren Sitz in Baar, Kanton Zug. Seit Oktober verfügt die Firma auch über eine  Niederlassung in Deutschland. Gründer und Geschäftsführer ist Urs Vogel. Grafische Palette hat mit ihm gesprochen:

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Grafische Palette: Welche Lösungen bietet uTraxx?

Urs Vogel: Viele verschiedene! Welche Lösung jeweils passt, hängt primär davon ab, ob das Unternehmen eine eigene Print-Produktion hat, oder nicht. Hinzu kommt, dass ein großes  Unternehmen mit verschiedenen Standorten und Geschäftsfeldern eine andere Lösung benötigt als ein Digitaldrucker oder eine Agentur. Unsere Komponenten und Apps sind als  Baukastensystem aufgebaut, wodurch sehr viele Varianten möglich sind.

Grafische Palette: In welcher Form erleichtert Ihr System die Arbeit?

Urs Vogel: uTraxx standardisiert und verschlankt Prozesse. Wird dasselbe Produkt von verschiedenen Sachbearbeitern kalkuliert, kommt unser ERP-System immer zur selben Lösung, der  Produktionsprozess wird agil gesteuert und angepasst – beides spart natürlich Zeit und Kosten. In den meisten Unternehmen ist die Fertigung ja bereits so stark rationalisiert, dass hier weitere  Optimierungen nur noch durch einen unverhältnismäßig hohen Aufwand möglich sind. Für die Standardisierung nutzen wir künstliche Intelligenz, Methoden wie Scrum oder Kanban unterstützen die agile Abwicklung von Projekten, JDF integriert die Produktion, auch die Logistik ist automatisiert. Neu können wir übrigens mit den von uns eingebauten Algorithmen die Kalkulation direkt ab PDF abwickeln.

Für die Standardisierung kommt unter anderem Kanban zum Einsatz: hier ein Kanban-Board.

Grafische Palette: Welche Einsparpotenziale ergeben sich für den Anwender?

Urs Vogel: Wir gehen von einer Verdoppelung der Kapazitäten im Verkaufsinnendienst und im Projektmanagement aus. Beim Ausschießen ist die Zeitersparnis noch höher. Wenn  Sachbearbeitung und Projektmanagement rationalisiert werden, generiert das echte Kosteneinsparungen. Wichtig ist mir, dass wir durch unsere intelligente Software und die damit verbundene  Standardisierung und Automatisierung Räume schaffen, die Mitarbeitende für kreative Tätigkeiten oder den Dialog mit Kunden nutzen können.

Grafische Palette: Und was ist jetzt genau der Unterschied von einem ERP-System zu einem MIS?

Urs Vogel: Anders als eine herkömmliche Branchenlösung (MIS) ist unser ERP-System eine Plattform mit vielen kombinierbaren Bausteinen. Damit entstehen Lösungen, die sich dem  Unternehmen anpassen – und nicht umgekehrt. Zuerst kommt das Unternehmen, dann die Software, die sich an Best Practice orientiert. Zudem muss man ganz klar sagen, dass nur ein alles  umfassendes ERP-System eine industrielle analoge und digitale Produktion erlaubt. Neue Geschäftsfelder lassen sich so ebenfalls leicht abdecken. MIS sind häufig aus älteren auftrags- und  kalkulationslastigen Branchenlösungen entstanden; dementsprechend sind sie auf den Verwaltungsbereich ausgerichtet. Das greift heute zu kurz. Nehmen wir den Webshop als Beispiel. Damit er  funktioniert, muss er Bestandteil eines ERP sein, die Abwicklung über Schnittstellen ist nicht ausreichend.

Grafische Palette: Wie flexibel ist Ihre Lösung?

Urs Vogel: uTraxx liefert einen vorkonfigurierten Standard, der dank unserer flexiblen Plattform schnell anpassbar ist. Die Kunden können bestehende Apps modifizieren oder sogar eigene Apps  selbst entwickeln. Dafür stellen wir eine einfach zu nutzende Entwicklungsumgebung, auch mit Low-Code-Technik, zur Verfügung. Viele unserer Kunden nutzen die Möglichkeiten, um ihren  eigenen USP zu generieren.

Grafische Palette: Wie sehen die Schnittstellen aus?

Urs Vogel: uTraxx erlaubt die Verbindung zu jeder beliebigen modernen Schnittstelle (API). Konkret bedeutet das: Verbindung zu Vorstufen-Workflowsystemen über JDF Level 2 mit detailliertem  Stripping, Verbindung zu weiteren Verarbeitungsanlagen, JMFLevel-3-Rückschnittstellen aus der Produktion, Anbindung bestehender Webshops, Anbindung von Asset-Management-Systemen, Datev, CO2-Kompensation und Einkaufsplattformen wie Zaikio.

Grafische Palette: Sehen Sie die Notwendigkeit zur Verbindung mit Workflow-Systemen?

Urs Vogel: Unbedingt: Die JDF-Integration sollte direkt ab Ausschießer aus der Kalkulation mit Stripping erfolgen, die JMF-Rückmeldungen sollten ausgewertet werden, wo sinnvoll. JDF-Anbindungen, die nur Level 1 und ungefähre Bogenbeschreibungen liefern, sind nicht sinnvoll.

Grafische Palette: Wo geht es Ihrer Ansicht nach hin? Wie sieht die Druckerei der Zukunft aus?

Urs Vogel: Die Druckindustrie muss sich noch stärker industrialisieren. Der Drucksaal wird sich zum reinen Industriebetrieb entwickeln, während parallel Räume für agenturartige, kreative  Dienstleitungen entstehen. Der Digitaldruck bietet neue Perspektiven für neue Produkte. Offsetdruck mit Sammelformen wird durch den Digitaldruck verdrängt werden. Der Kunde wird künftig  unterscheiden zwischen dem unpersönlichen Online-Drucker und dem gut aufgestellten Druckunternehmen mit persönlicher Beratung und einem umfassenden Betreuungsangebot.

Grafische Palette: Neu hat uTraxx auch eine Tochtergesellschaft in Deutschland. Was hat Sie dazu motiviert?

Urs Vogel: Deutschland erlaubt uns, in einem größeren Markt zu wachsen. Zudem finden wir in Deutschland viele Unternehmen, die von der Größe und Ausrichtung sehr gut zu unserer  Philosophie passen. Um unsere deutschen Kunden noch besser bedienen zu können, verlagern wir die Beratung in diesen Markt.

Kontakt:

uTraxx
www.utraxx.net