"Bodenständig und innovativ zu sein, ist doch kein Widerspruch“

Krug+Priester – das aktuelle Interview

Angeregte Diskussion über die grafische Branche (von links): PR & Communication Managerin Silke Naeschke, Günther Braun, Daniel Priester und Matthias Siegel von der Grafischen Palette.

Die drupa wirft ihre Schatten voraus – Grund genug für einen Besuch bei Krug+Priester in Balingen, um aktuelle Entwicklungen bei dem Schneidemaschinenhersteller zu diskutieren. Wie positioniert sich Krug+Priester am Markt, welche Highlights sind zur drupa zu erwarten und wie geht man den digitalen und personellen Transformationsprozess an? Ein Gespräch mit Geschäftsführer Daniel Priester und Günther Braun, Vertriebsleiter Deutschland.

Grafische Palette: Herr Braun, Krug+Priester ist ein international agierender Hersteller von Bürotechnik, Aktenvernichtern, Luftreinigungssystemen und hochwertigen Schneidemaschinen der Marke Ideal. Wie nehmen Sie den deutschen Markt gerade wahr und wie positioniert sich Krug+Priester in diesem Umfeld?

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Günther Braun: Der deutsche Markt ist mit 20% am Gesamtgeschäft nach den USA der wichtigste und größte Einzelmarkt für K+P und hat daher eine große Bedeutung für uns. Wir gehen ihn mit einem eigenen sechsköpfigen Vertriebsteam und eigener Werbeabteilung an. Die Marktpenetration erfolgt jedoch größtenteils über ein flächendeckendes Fachhandelsnetzwerk. Für uns entscheidend ist, dass wir als Unternehmen auf diese Art und Weise einen starken Service mit hoher Expertise gewährleisten können. Deshalb sehen wir uns mit den Fachhändlern auch bestens am Markt positioniert. Da unsere hohe Fertigungstiefe bei rund 90% liegt, sind Kunden regional schnell und gut mit Ersatzteilen und Service versorgt. Zusätzlich zu dem Argument Produktsicherheit und -langlebigkeit sicherlich einer der wichtigsten Gründe zugunsten der Kaufentscheidung für eine Ideal-Schneidemaschine. Grundsätzlich, das muss man aber schon betonen, sind wir ein stark exportorientiertes Unternehmen.

Daniel Priester: International vertreiben wir unsere Produkte derzeit in ca. 120 Länder. Dort fahren wir ein klares Distributorenkonzept, das heißt: Es gibt einen Generalimporteur, der die Produkte & Services dann über den jeweiligen Fachhandel vertreibt. In Frankreich und den USA, seit vielen Jahren wichtigster, größter und sich derzeit sehr positiv entwickelnder Exportmarkt für Krug+Priester, haben wir seit Jahrzehnten zentrale Tochtergesellschaften. In Europa treffen wir im Moment, im Gegensatz zu den den Vereinigten Staaten, eher auf verunsicherte Märkte.

Doch insgesamt, und das ist kein Geheimnis, wird der grafische Markt weltweit immer kleiner. Diversifizierung der eigenen Produkte, gegebenenfalls auch auf andere Märkte, andere Sortimente, ist das Gebot der Stunde. Wir haben damit sehr früh begonnen und spielen unsere Kompetenz im Bereich Schneiden und Zerkleinern längst auch in anderen Produktbereichen abseits von Papier aus. Dieses Geschäftssegment heißt bei uns „Components“. So stammt beispielsweise in vielen PET-Pfandflaschen-Rücknahmeautomaten in Deutschland das Press- oder Quetschwerk von Krug+
Priester. In solchen Bereichen sehen wir für uns interessantes Entwicklungspotenzial für die Zukunft, gerade wenn es um Recycling, European Green Deal oder Kreislaufwirtschaft geht. Andere Produkte führen uns aber auch wieder zurück in die Druckerei, etwa das Zerkleinern von Karton, Pappe oder Umreifungsbändern, Stichwort: effizienter und nachhaltiger Umgang mit  wertstoffen.

Grafische Palette: Mit THE 56 haben Sie mitten in der Corona-Phase eine völlig neue Stapelschneider-Generation auf den Markt gebracht. Wie kam es dazu?

Daniel Priester: Krug+Priester ist bekannt dafür, sehr stabile, langlebige und somit auch nachhaltige Produktionssysteme anzubieten und Ersatzteil- und Serviceversorgung auf lange Zeiträume hin zu garantieren. Für uns als Unternehmen ist dies in Sachen Neumaschinenverkauf Fluch und Segen zugleich. Mit der Innovation THE 56 wollen wir zeigen, wie man eine Schneidemaschine im Mittelformat neu denken kann, die den Kunden in Sachen Produktivität, Effizienz und Bedienbarkeit (auch für Ungelernte) so viel Mehrwert bietet, dass eine Neuinvestition dann doch Sinn machen kann. Die Entwicklung der Maschine war ein zweijähriger Prozess, der in einem engen Dialog mit zahlreichen Kunden und den Distributoren erfolgte.

Grafische Palette: Und jetzt wird THE 56 auf der drupa erstmals im Mittelpunkt stehen?

Daniel Priester: Wir glauben an diese Branche – und die drupa ist die richtige Präsentationsplattform, um zu zeigen, dass in der Druckindustrie weiterhin Innovation mit hohem Kundennutzen möglich ist. Gerade in diesem Marktsegment, für das THE 56 entwickelt wurde, ist noch viel Automationspotenzial vorhanden.

So werden wir mit Speedcut eine optional zu THE 56 erhältliche Schnitt-Software vorstellen. Diese Weltneuheit verspricht zeitsparendes, kosteneffizientes und intuitives Schneiden. Als Automatisierungslösung ermöglicht Speedcut das einfache Erstellen von Schnittprogrammen durch automatische Schnittmarkenerkennung oder das Ausschießen von Druckbogen. Mehr soll an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden.

Günther Braun: Die Schnitt-Software wird für Kunden ab der drupa verfüg- und bestellbar sein. Wir denken, dass wir den Anwendern mit der Kombination aus THE 56 und Speedcut genügend Effizienzgewinn und Attraktivität bieten, um auf die neue Maschinengeneration umzusteigen. Außerdem werden wir in Düsseldorf auch erstmals den großen Bruder von THE 56 zeigen. THE 68 wird ab dem letzten Quartal 2024 verfügbar sein. Am Rande wird dann auch noch das Thema Luftreinigung eine Rolle spielen. Hier haben wir auch Produkte für industrielle Anwendungen im Portfolio, die für Druckereien und Copyshops angesichts der Belastung durch Papierstaub, Feinstäube oder Gerüche im Unternehmen eine ernstzunehmende Option für die Mitarbeitergesundheit sein können.

Grafische Palette: Im Produktangebot zeigt sich Krug+Priester also hoch-innovativ. Wie aber meistern Sie innerbetrieblich die mannigfaltigen Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit, Herr Priester?

Daniel Priester: Trotz sehr hoher Eigenfertigungsquote hat auch uns die zwischenzeitliche globale Lieferkettenproblematik getroffen. Zudem beobachten wir ein gewisses Lieferantensterben, Bauteile werden aufgekündigt etc. Die Suche nach Alternativen, einer „second source“, hat meist Preissteigerungen und einen erhöhten Prüfaufwand zur Folge. Zudem werden Produktzulassungen/-zertifizierungen grundsätzlich immer aufwändiger, national wie international. Damit einhergehend ist in einigen Ländern auch ein gewisser Markt-Protektionismus zu beobachten. Dies bindet bei uns intern immer mehr Ressourcen, die anderswo sinnvoller einzusetzen wären.

Trotz all dieser wirtschaftlichen „Bremsen“ hat Krug +Priester in den vergangenen Jahren massiv in neue Technologien investiert, um qualitativ Vorreiter zu bleiben. Vor allem in den Bereichen Drehen, Fräsen und Schleifen. Zugleich versuchen wir, den digitalen Transformationsprozess intern zu gestalten. Wir haben eine Firmenvision erarbeitet, erhöhen ständig die Transparenz im Unternehmen, entwickeln unsere Firmenkultur weiter. Der Faktor Mensch ist in Balingen enorm wichtig, denn nur damit können wir unseren hohen Qualitätsstandard erreichen und halten. Wir beschäftigen keine Leiharbeiter, sind tarifgebunden und bilden weiterhin in mindestens sechs Ausbildungsberufen aus. Außerdem bieten wir engagierten Mitarbeitern ein internes, zweijähriges Personalentwicklungsprogramm. Sicherheit, Verlässlichkeit und Perspektive – das sind unsere Antworten auf New Work und die Nachwuchsproblematik in der Branche.

THE 56 – DER EFFIZIENTE SCHNELLSCHNEIDER

Gut im Schnitt: THE 56 ist die neueste Schneidemaschinengeneration aus dem Hause Krug+Priester. Das Konstruktionsprinzip des programmierbaren Stapelschneiders mit hydraulischer Pressung und Sicherheits-Lichtschranke wurde in Balingen über zwei Jahre hinweg völlig neu konzipiert, die Maschine ist seit Juni 2021 auf dem Markt. Mehrere technische Innovationen von THE 56 sind patentiert, darunter der elektromechanische Präzisions-Messerantrieb mit hydraulischem Pressbalkenantrieb, die unabhängige mechanische Fußpressung, die ergonomisch zugängliche Messertiefgangverstellung an der Maschinenfront oder der regelbare Maschinenantrieb mit integrierter Sicherheitssteuerung.

Die konsequent auf Effizienz getrimmte Maschine verfügt über einen 100% schnelleren Rückanschlag, 40% schnelleren Press-/Schneidevorgang und 50% höheren maximalen Pressdruck als die bisherige Serie. Der Messerwechsel wurde vereinfacht und noch sicherer gestaltet, der Pressdruck ist pro Schnitt veränderbar, Restschnitte sind bis hinunter auf 15 mm möglich. Die Wartung gestaltet sich deutlich bedienerfreundlicher, wobei das gesamte System deutlich weniger wartungsintensiv ist.

THE 56 verfügt über einen großen Programmspeicher und eine passwortgesicherte Zugangssperre. Zugriffsrechte sind individuell zuweisbar, eine interaktive Assistenz (mit FAQs und Videos) hilft bei Anwenderfragen.

Wirklich intuitiv bedienbar, der Stapelschneider THE 56. Schon nach kurzer Einführung durch Marc Hofmann, Head of Technical Support, hat auch
Matthias Siegel von der Grafischen Palette die Maschine „voll im Griff“.

Der Markenname Ideal

Krug+Priester wurde 1951 gegründet, ursprünglicher Geschäftszweck war der „Vertrieb und die Reparatur von Büromaschinen“. Repariert wurde unter anderem auch die „Ideal“, eine erstmals im Jahr 1900 ausgelieferte Standard-Schreibmaschine der Firma Seidel+Naumann, später VEB Schreibmaschinenwerk Dresden.

Der Markenname gefiel in Balingen, war nicht geschützt – und die Schreibmaschinenserie wurde nach dem 2. Weltkrieg eingestellt. So übernahm Krug+Priester den bis heute geläufigen Namen. Erstmals genutzt wurde er im Unternehmen für die Hebelschneider im Produktprogramm.

Kontakt:

Ideal Krug+Priester
www.ideal.de