Kama-Geschäftsführer Bernd Sauter steht der Grafischen Palette Rede und Antwort
„Flexibilität ist für uns Standard“ – Interview mit Bernd Sauter, Geschäftsführer der Kama GmbH in Dresden
von Redaktion,
Die beiden Geschäftsführer Steffen Pieper (Technik und Produktion seit 2004, Gesellschafter) und Bernd Sauter (Vertrieb und Finanzen) leiten gemeinsam die innovationsfreudige Kama GmbH in Dresden – Herstellerin von Stanz-, Präge- und Veredelungs- sowie Falt- und Klebemaschinen. Bernd Sauter übernahm das Steuer im Juni 2020 von Marcus Tralau, der 1994 die hundertjährige Kama als GmbH wiedergegründet hatte, und als Gesellschafter und Beirat weiter begleitet.
Kama beschäftigt 115 Mitarbeiter, davon zehn Prozent im Entwicklungsbereich, und verfügt neben dem Direktvertrieb in der DACH-Region, Polen und Skandinavien über ein weltweites Netz an Distributoren.
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Grafische Palette: Herr Sauter, wie schätzen Sie das Investitionsverhalten von Druckereien derzeit ein?
Bernd Sauter: Pandemiebedingt wird jetzt nur investiert, wo es unbedingt nötig ist. In Aussicht gestellte Coronahilfen verzögern häufig die Entscheidungen. Das ist ein weltweites Thema. Andererseits gibt es nach wie vor einen immensen Investitionsstau im Commercial-Segment. Wir haben aktuell trotz Pandemie eine hohe Projektaktivität.
Grafische Palette: Wie verändert sich der Stellenwert der Weiterverarbeitung bei den kleineren und mittleren Druckereien?
Bernd Sauter: Wir spüren, dass sich Drucker immer mehr für die Weiterverarbeitung interessieren. Drei wichtige Gründe spreche dafür: die höhere Wertschöpfung im Haus, kürzere und kontrollierbare Lieferzeiten sowie das Sicherstellen der Qualität. Durch die hohen Kapazitäten im Druck besteht wenig Spielraum beim Preis. In der Weiterverarbeitung und Veredelung dagegen, wo es um einzigartige, unvergleichliche Effekte und Produkte geht, werden gute Margen realisiert.
Grafische Palette: Im Finishing verlagern sich die Anforderungen mehr und mehr auf flexible Lösungen für kleine Auflagen mit variablen Einsatzmöglichkeiten. Wie reagieren Sie darauf?
Bernd Sauter: In dieser Nische sind wir schon immer zu Hause. Flexibel einsetzbare Lösungen, kurze Rüstzeiten und viele kleine bis mittlere Aufträge bedeuten: „Heimvorteil für Kama“. Wir entwickeln in beide Richtungen: neue Optionen für weitere Einsatzfelder wie die „Big Bite“-Greiferzange für dicke Materialien; und wir verkürzen die Rüstzeiten durch digitale Einrichtesysteme, einfache Bedienung und elektronischen Datenaustausch. Der digitale Workflow ist da.
Grafische Palette: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Automatisierung und deren Potenzial?
Bernd Sauter: Automatisierung ist für kurze Rüstvorgänge immens wichtig, geht aber oft zu Lasten der Flexibilität in der Produktion. Als Spezialist für Kleinauflagen verbinden wir beides: Automatisierung für minimale Rüstzeiten in der Einzelmaschine und eine hohe Flexibilität durch unsere vielseitigen Lösungen und das Nearline-Prinzip.
Grafische Palette: Bieten die Entwicklungen im Digitaldruck und bei der Veredelung für Sie interessante Perspektiven?
Bernd Sauter: Digitaldruck bedeutet kleine bis mittelgroße Auflagen, das ist unser Brot- und Buttergeschäft. Daher bieten sich natürlich für uns interessante Perspektiven, zum Beispiel der Trend zur Faltschachtelherstellung im Digitaldruck. Es gibt mehr und mehr Digitaldrucklösungen und Kama bietet für alle Hersteller die passende Weiterverarbeitung.
Grafische Palette: Welche Ansprüche sind heute typisch für Ihre Kunden – Sonderlösungen oder Standard?
Bernd Sauter: Die Flexibilität ist für uns ein Standard. Wir können fast alle Veredelungsverfahren mit unserer ProCut 76 abbilden, wobei die Optionen kundenspezifisch gewählt werden. Für den Einstieg in die Verpackung mit ihren hohen Anforderungen an Qualität haben Flachbettstanzen wie die ProCut 76 und die neue ComCut 76 mit bewegtem Obertisch und der linearen, wartungsarmen Kama-Greiferzange viele Vorteile. Jetzt bringen wir mit dem AutoRegister3 eine Highend-Lösung für höchste Passergenauigkeit.
Grafische Palette: Welche technologischen Anforderungen wollen Sie gemeinsam mit bzw. für Ihre Kunden lösen – oder haben es vielleicht schon getan?
Bernd Sauter: Ein Ergebnis ist die Weiterentwicklung der ProCut 76 zur Verarbeitung von Buchdecken mit dem neuen Big Bite Gripper. Damit kann ein Buchhersteller inhouse veredeln und sein Portfolio gleichzeitig für den Einstieg in den Verpackungsbereich aufstellen. Ein anderes Beispiel ist die Integration unserer Maschinen mit der JobManager Software in den Workflow und das ERP-System des Kunden.
Grafische Palette: Wie gefestigt sehen Sie die Kama GmbH derzeit am grafischen Markt?
Bernd Sauter: Durch die Positionierung sowohl im Akzidenz- als auch im Verpackungsmarkt sehen wir für unsere Produkte und Entwicklungen gute Potenziale. Wir planen mit mittel- und langfristigem Wachstum.