Menschen in der Druckindustrie: die „Zabelschwestern“

Frühkindlich geprägt vom Geruch von Papier und Farbe

Julika Keller (links) und Lena Hügel, Geschäftsführerinnen der Druckerei Zabel in Radolfzell
Julika Keller (links) und Lena Hügel, Geschäftsführerinnen der ZabelDruck GmbH in Radolfzell. (Bild: ZabelDruck)


Das Herz der „Zabelschwestern“ Julika Keller und Lena Hügel schlägt für Print. Schon immer. Doch ihnen ist auch klar, dass ein kleiner Familienbetrieb wie ihre Druckerei Zabel heutzutage rege, transparent und kundennah sein muss, auch online. Zum Glück wissen die beiden ganz genau, wie das geht.

 

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Die etwas andere Familien-Druckerei

Radolfzell ist die drittgrößte Stadt am Bodensee. Weithin sichtbar thront das Wahrzeichen über dem Ort – das Radolfzeller Münster, mit dem höchsten Kirchturm am gesamten See. Seit fast 40 Jahren eine Instanz in der Region, wenn es um Werbedrucksachen geht, ist auch die Druckerei Zabel in der Walter- Schellenberg-Straße. Gegründet von Peter und Gabi Zabel Mitte der 1980er- Jahre, wird das Unternehmen inzwischen von den beiden Töchtern Julika Keller und Lena Hügel geführt. Aufgrund ihres großen Engagements in Sachen Selbstvermarktung auf den sozialen Medienkanälen sind die beiden Schwestern vielen in der Druckmedienbranche heute eher als die „Zabelschwestern“ bekannt.

 

Strukturiert und kreativ

„Die Energie und Leidenschaft für Print haben wir quasi in die Wiege gelegt bekommen“, berichtet Julika Keller, seit ihrem abgeschlossenen Druck- und Medientechnik-Studium bei ZabelDruck für alle technischen Belange zuständig. „Unser erster angestellter Drucker hat uns als Kindern im Betrieb das Pfeifen beigebracht.“ Lena Hügel erinnert sich, schmunzelt und ergänzt: „Und ich bin im Prinzip im Kindersitz auf der ratternden Druckmaschine groß geworden.“ Und beide Zabelschwestern fieberten als Kids wochenlang voller Vorfreude dem Moment entgegen, an dem sie endlich wieder die Etiketten des ortsansässigen Wäscheherstellers ausbrechen durften.

 

Menschen aus der Druckindustrie

 

Doch während Julika Keller seit jeher die Mischung aus Mensch, Technik, Maschinen und Zahlen spannend fand, am Ende des Tages „ein Ergebnis in den Händen halten wollte“ und es deshalb immer klar war, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten würde, war Lena Hügel eher die Kreative der beiden, wollte eigentlich „etwas Grafisches“ machen. Am Ende spezialisierte sie sich nach dem Abitur auf BWL und das Thema Marketing und arbeitete jahrelang als Marketing-Managerin/-Leiterin in einem großen Food-Konzern.

Bis 2020/2021. Denn in der Druckindustrie hatten sich die Zeiten inzwischen sehr verändert, selbst für Kleinbetriebe wurden Themen wie strategische Positionierung, neue Methoden zur Kundengewinnung und der Bereich Selbstvermarktung immer wichtiger. Zudem musste in Radolfzell mit Blick auf eine gelungene Nachfolgeregelung noch das Kaufmännische und das Personalwesen abgedeckt werden. Lena sollte also zurückkommen. Und Lena kam zurück. Mit ihrem gesammelten Marketing-Know-how, aber mitten in der Corona-Krise. „Wir waren zu der Zeit mit dem Neustart, der Betriebsübergabe und so vielen Ideen gleichzeitig beschäftigt, dass wir die Krise irgendwie gar nicht als solche wahrgenommen haben“, berichtet Julika Keller. „Und der Esprit, den wir da reingebracht haben, hält bis heute an.“

 

Papierduft und der Geruch von Druckfarbe
sind für mich wie ein Stück Heimat.“
Julika Keller

 

Mit dazu zählte, unter anderem, noch transparenter und offener zu werden (auch in der Kommunikation nach außen), Print für Kunden erlebbar zu machen (nicht nur in der Druckerei, sondern auch über die sozialen Medienkanäle) und sein Wissen besser zu nutzen, um dem Kunden auch als Berater und Partner bei der Ideenentwicklung jederzeit zur Seite stehen zu können. „Druckereien müssen heute auch so sein, so agieren“, ist sich Lena Hügel sicher. „Der Kunde erwartet doch von uns als dem Kommunikationsspezialisten seiner Wahl Infos über neue Produkte, neue Bedruckstoffe, nachhaltige Alternativen, Möglichkeiten der Werbeansprache – und natürlich auch mal etwas Persönliches.“

Zudem setzen sich die beiden Schwestern stark für ein faires Wirtschaften zum Wohle aller Projektbeteiligten ein, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass ZabelDruck inzwischen kurz vor der GWÖ-Zertifizierung steht – die hierfür zu erstellende Gemeinwohl-Bilanz ist fast fertig. Lena Hügel: „In Sachen Gemeinwohl-Ökonomie ist unser ganzes Team total engagiert mit dabei. Das macht uns allen echt richtig Spaß. Um herauszufinden, ob wir das wirklich machen wollen und wie man da am besten vorgehen könnte, haben wir uns mit allen Mitarbeitern zwei Tage lang in ein Kloster ,eingesperrt‘. Durch die GWÖ, die wir jetzt im Betrieb mit einer Gemeinwohl-Beraterin realisieren, finden wir immer wieder neue Bereiche, in denen wir uns noch verbessern könnten. Zum Beispiel was unsere Lieferketten betrifft, Stichwort Papierherkunft.“

 

Wunsch an die Druckbranche: neue, gemeinsame Wege gehen

Ganz schön agil für so ein kleines Unternehmen, möchte man meinen. „Naja“, meint Julika Keller, „uns wird schon zurückgespiegelt, dass wir mit der Marke ,Zabelschwestern‘, mit unserer Freundlichkeit/Offenheit und den kreativen Ideen im Netz und in der Printwerbung durchaus auffallen. Unsere Kunden sind dafür völlig aufgeschlossen, profitieren von dem langjährigen Know-how unseres Vaters Peter Zabel und unseren ,neuen‘ Ideen gleichermaßen. Deshalb war es auch überhaupt kein Problem, als er Anfang des Jahres seinen Stammkunden vorsichtig von der Nachfolgeregelung berichtete: ,Meine Töchter übernehmen ab sofort und werden Euch künftig beraten‘. Das Feedback war äußerst erfreulich, relativ häufig bekamen wir zu hören: ,Klasse, wir freuen uns richtig darauf!‘

Die Druckerei Zabel in Radolfzell am Bodensee.
Die ZabelDruck GmbH in Radolfzell am Bodensee. (Bild: ZabelDruck)

Aber letztendlich sind das ja nicht nur wir: Ganz allgemein tut sich in unserem Berufszweig doch Einiges, allein schon, weil sich die Auftragsakquise so stark verändert hat. Die Unternehmensleiter werden offener, aktiver, gucken sich wie wir einiges aus der Agenturbranche ab. Und extrem innovativ war die Druckindustrie ja sowieso schon immer.“

Aus Sicht der beiden Unternehmerinnen hat Print eher ein Problem damit, sein wirkliches Standing, das bereits Erreichte kommunikativ noch erfolgreicher nach draußen zu vermitteln. Und das bestenfalls mit einer gemeinsamen Stimme. „Eigentlich sollten die Unternehmen der Branche fortlaufend gemeinsam aufklären und neue Ideen, etwa in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz, aufzeigen“, fordert Lena Hügel. „Da wird seit Jahren schon hervorragende Arbeit geleistet, im Bereich Druckfarben, Bedruckstoffe und in der Produktion. Aber es wird einfach nicht laut genug kommuniziert. Gerade auch im Vergleich mit der Digitalbranche. Wäre dies anders, wären ärgerliche Anti-Print-Kampagnen, über die man zuletzt ja leider immer mal wieder stolperte, gar nicht erst möglich gewesen.“

Lena Hügel (r.) und Julika Keller, Geschäftsführerinnen Druckerei Zabel (Radolfzell)
Lena Hügel (rechts) und Julika Keller. Vor der Rückkehr von Lena in den Familienbetrieb war für eine konsequente Selbstvermarktung immer zu wenig Zeit. Jetzt schaffen die beiden Zabelschwestern dafür ganz bewusst Freiräume. (Bild: ZabelDruck)

 

Papier- und Duft-Dates

Grundsätzlich halten die Zabelschwestern aber überhaupt nichts davon, Print und Online auseinanderzudividieren – weder was ihr Nachhaltigkeitspotenzial als Medienkanal betrifft noch in Sachen Sinnhaftigkeit. Im Gegenteil: ZabelDruck selbst sei doch das Paradebeispiel dafür, welche Synergien sich aus der Nutzung und Verbindung der beiden Medienwelten ergeben könnten. Sowohl kommunikativ als auch was eine erweiterte Produkt- und Service-Vielfalt betrifft. Am besten läuft‘s dann eben doch, wie meistens im Leben, gemeinsam.

„Print ist für mich authentisch, dazu habe ich Vertrauen“, berichtet Julika Keller. „Selbst wenn ich mir ein Printprodukt nur vorstelle, habe ich gleich eine haptische Empfindung in den Händen. Und dann kommen die Emotionen hoch: Ist das Produkt schön? Hat sich jemand damit Mühe gegeben, fühlt es sich hochwertig an? Print ist für mich multisensorisch erlebbar, kann eigene Erlebniswelten schaffen.“ Und Lena Hügel ergänzt: „Druck ist inzwischen auch wieder ein Stück ,wahrer‘, mit ihm kann man sich besser abheben und seine Individualität zeigen. Wie man wirken will. Wir veranstalten mit unseren Kunden sogar Papier- und Duft-Dates, um herauszufinden, welcher Papiertyp sie sind und wie man ihrer Werbeaussage einen entsprechenden individuellen, authentischen Touch geben kann.“

 

Emotionen sterben niemals aus − also auch nicht Print.“
Lena Hügel

 

Lena Hügel weiter: „Dafür können wir unseren Zielgruppen online, zum Beispiel über die Social-Media-Kanäle, viel von uns zeigen und spontan in den Dialog kommen. Das ist in dieser Schnelligkeit und Einfachheit anders kaum möglich. Hierfür betreiben wir seit drei Jahren einen großen Zeit- und persönlichen Aufwand, haben Zielgruppen definiert, eine Community aufgebaut, die uns folgt, kreieren Content, inklusive Videos. Der Interaktionsfaktor mit für ZabelDruck interessanten Kunden liegt bei stolzen 80%. Kunden sind jederzeit herzlich eingeladen in unsere ,gläserne Manufaktur‘, offline oder online; wir filmen aber auch Printproduktionen und machen Fotos, damit Kunden diese später für deren Kommunikationskanäle nutzen können. Gerne kombinieren wir aber online und offline auch auf Produktebene, versenden Printmailings mit Gewinnspielen, die dann auf den sozialen Medienkanälen laufen. Mit der Kampagne ,regional gedruckt‘ wollen wir die Kaufkraft in der Region stärken, suchen auch Lieferanten diesbezüglich ganz gezielt aus, was dann wiederum auch irgendwie auf unser GWÖ-Konto ,einzahlt‘.“

 

Im Kopf der Kunden bleiben

Dass Print auch in 50 Jahren noch quicklebendig sein wird, steht für die Zabelschwestern aufgrund des hohen Emotionsfaktors außer Frage. „Wir wollen mit unseren Produkten und unserer Unternehmens-DNA bei den Kunden im Kopf bleiben. Also suchen wir das Medium aus, mit dem wir das am besten erreichen können. Und das geht eigentlich immer über Emotionen – und Print kann definitiv am meisten Emotionen auslösen, auch noch im Jahr 2070. Die Kombination mit Online kann dies dann auf ein noch höheres Niveau bringen. Das erkennen wir ja schon an uns selbst, was es bei uns auslöst, wenn Kunden begeistert sind von der gemeinsamen Zusammenarbeit, von neuen Papierideen oder dem Erfolg einer interaktivevn Imagebroschüre. Oder wenn Kunden mit einem pfiffigen Printmailing ihren Umsatz um x% erhöhen konnten. Dann wird einem immer wieder klar: Print wirkt einfach!“

 

JULIKA KELLER und LENA HÜGEL

heißen die beiden Geschäftsführerinnen der ZabelDruck GmbH in Radolfzell am Bodensee. Die 14 Mitarbeiter starke Familiendruckerei ist gleichermaßen im Offset- wie auch im (großformatigen) Digitaldruck unterwegs, vor allem in Sachen Werbedrucksachen, Veredelung und Printfinishing. Als „Zabelschwestern“ begeistern die beiden Unternehmerinnen Kunden und Follower regelmäßig auf den sozialen Medienkanälen mit emotionalen Bildern und Berichten von kraftvollen Printprodukten und aus der Produktion. Eine ausgiebige Beratung rund um neuartige Bedruckstoffe, die sich für pfiffige Designideen eignen, darf dabei nicht fehlen.

 


Das Porträt über die „Zabelschwestern“ gehört zu einer Reihe von Interviews und Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“.
Ihr Porträt sowie Reportagen über weitere Menschen, deren Herz heftig für Print schlägt, finden Sie in Ausgabe 16/2023 von Deutscher Drucker. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.

 

 

PDF-Download: Deutscher Drucker 16/2023

Schwerpunkt: Menschen in der Druckindustrie +++ Inkjetdruck+++ Digitaldruck

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