Automatisierter Zusammendruck

Wie geht man korrekt mit den Risiken einer Composing-Strategie um?

Management Informationssystem von Dr. Lauterbach & Partner.
Vorkalkulationsergebnis (Ausschnitt) eines Produkts im Composingmodus. Die Rüstkosten werden nur anteilig gemäß Flächenäquivalenz berechnet, die proportionalen Kosten gemäß dem theoretischen Nutzen, der dem reziproken Wert der Flächenäquivalenz entspricht. (Bild: Dr. Lauterbach & Partner GmbH)


Jüngst hat
print.de an dieser Stelle über das Composing als Strategie des automatisierten Zusammendrucks am Beispiel des »Digital Composer« von Dr. Lauterbach & Partner berichtet. Zu den bekannten Risiken einer solchen Strategie zählen »Abfall«, »Mehrnutzen« oder »Verwurf«. Diese können kompensiert werden, wenn sie in der Webshop-Kalkulation bei den Verkaufspreisen korrekt berücksichtigt werden …

 

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Vorkalkulation im Management Informationssystem

Jedes Produkt im Webshop wird sowohl im Composingmodus als auch im Einzeldruck kalkuliert, um in der Preisfindung den auflagenabhängig günstigsten Fertigungsweg für umfangreiche Mengenstaffeln automatisch zu bestimmen. Grundsätzlich sind die Herstellkosten pro Produkt ohne Zusatzoption zu ermitteln, jede aufpreisrelevante Option wird separat über die gesamte Mengenstaffel kalkuliert.
  • Lösungskomponenten der Kalkulation
    Die Lösungskomponente »Layoutoptimizer« ist im Fall Dr. Lauterbach & Partner in das Kalkulationssystem integriert und vernutzt automatisch die Produkte abhängig von Maschinendaten, verfügbaren Papierformaten, technischen Rändern abhängig von der Druckart und sonstigen Verfahrensrichtlinien. Bei mehrteiligen Produkten erfolgt die automatische Zergliederung in Teilprodukte mit maximalen Falzbogenumfängen mit Zuordnung der optimalen Falzart und der entsprechenden Falzmaschine. Die berechneten Falzbogen werden nach maximalen Druckbogenumfängen vernutzt, technische Daten an das Kalkulationssystem zurückgegeben und ein PDF vom Layout generiert als Voraussetzung für den »Gesamt-PDF-Builder«, der den grafischen Content automatisch auf dem Layout platziert.
    Eine weitere Lösungskomponente zur Automatisierung der Vorkalkulation ist der »Falzartengenerator«. Alle Falzarten sind als Kombination von Blattobjekten mathematisch definiert, im »Klickmodul« zusammengestellt und auch als 3D-Animation zu betrachten. Neue Falzarten mit optimaler Falzmaschine können jederzeit hinzugefügt werden. Jedem Produkt und Teilprodukt werden alle technischen Daten automatisch zugeordnet.
  • Herstellkostenstruktur
    Die Bewertung der Composingrisiken bezieht sich auf unterschiedliche Kostenelemente. Hinzu kommt, dass Kalkulation und Preisfindung umfangreicher Mengenstaffeln einen automatischen Prozess erforderlich machen. Aus diesen Gründen sind die Herstellkosten in Kostenelemente zu gliedern:
    – Rüstkosten Bogenmaterial
    – Rüstkosten Bogenfertigung
    – Proportionale Kosten Bogenmaterial
    – Proportionale Kosten Bogenfertigung
    – Rüstkosten Einzelmaterial
    – Rüstkosten Einzelfertigung
    – Proportionale Kosten Einzelmaterial
    – Proportionale Kosten Einzelfertigung
  • Composingrisiko Abfall
    Die Produktkalkulation im Composingmodus ermittelt zunächst die Flächenäquivalenz als Verhältnis des offenen Bruttoformats des Einzelprodukts zur Nutzfläche des definierten Composingpapierformats. Damit gehen die Rüstkosten nur anteilig in die Herstellkosten ein, weil unterstellt werden kann, dass im Auftragsfall andere Aufträge gleichen Bedruck­stoffs mitlaufen und so ihren Beitrag zur vollen Kostendeckung des Bogens liefern. Der kalkulatorische Nutzen zur Bestimmung der mengenabhängigen Herstellkosten ergibt sich aus der Flächenäquivalenz des einzelnen Produkts. Die Nutzfläche des Papierformats als Basis für die Äquivalenzberechnung ergibt sich abzüglich technischer Ränder für Greifer, Druckkontrollleiste, Bremsbänder abhängig von der Druckart. Die Papierformate für den Composingmodus werden unter anderem festgelegt nach dem Prinzip der maximalen Nutzung der verfügbaren Druckformate. Das Risiko, die verfügbare Fläche des Bogens nicht in jedem Fall voll nutzen zu können, wird in der Kalkulation in Form eines Abfallprozentsatzes berücksichtigt. Die Flächenäquivalenz und der kalkulatorische Abfall wirken sich nur auf die bogenbezogenen Herstellkosten aus. Nach Auflösung des Zusammendrucks im Planschneider, trägt jedes Produkt seine eigenen, vollen Herstellkosten.
  • Composingrisiko Mehrnutzen
    Neben dem drohenden Abfall ist das Risiko zu berücksichtigen, dass gegenüber der auflagenbezogen unterstellten Nutzenanzahl im Auftragsfall Abweichungen unumgänglich sind. Mit einer höheren Nutzenzahl wächst der Flächen- und damit auch der Anteil an den Rüstkosten des Bogens und führt so zu einer Unterdeckung der kalkulierten Rüstkosten des Einzelauftrags. Dieses Risiko wird durch einen kalkulatorischen Nutzen beziehungsweise einen Zuschlag auf die Flächenäquivalenz kompensiert.
  • Composingrisiko Verwurf
    Unter Verwurf ist die Differenz zwischen den vordefinierten Bestellmengen des Produkts und den aus Gründen der besseren Kombinierbarkeit fixierten Bogenauflagen zu verstehen. Einer wählbaren Bestellmenge von 4.500 Stück steht beispielsweise eine Basisauflage von 5.000 Stück gegenüber. Der Verwurf von 500 Stück wird kalkulatorisch berücksichtigt durch entsprechende Erhöhung der proportionalen Kosten für Bogenmaterial und Bogenfertigung.
  • Automatische Staffelkalkulation
    Das Kalkulationssystem ermittelt die Herstellkosten pro Produkt und Basisauflage für den Composingmodus sowie den Einzeldruck und übergibt die Ergebnisse differenziert nach Kostenelementen an das Preisfindungstool. Je nach verfügbarem Maschinenpark stehen weitere konkurrierende Verfahren für die Fertigung eines Produkts zur Verfügung, die als Fertigungsversionen im System gespeichert und kalkuliert werden. Die auflagenabhängig günstigste Fertigungsversion wird, wie auch der Vergleich Composing versus Einzeldruck, automatisch ermittelt und bildet so die Grundlage für die ebenfalls automatisierte Preisfindung.
  • Staffelgruppen
    Die Staffelkalkulation wird durch Staffelgruppen in Verbindung mit der finanziellen Struktur der für die Basisauflage kalkulierten Herstellkosten automatisiert. Eine Staffelgruppe kann mehreren Produktgruppen zugeordnet werden und enthält die vordefinierten Bestellmengen, Basisauflagen, den resultierenden Verwurf sowie die geplanten Nutzen, angepasst an steigende Auflagen bzw. zur Kalkulation eines Auflagensplits bei schwer kombinierbaren Bestellmengen. Die Staffelkalkulation erfolgt im Rahmen des Preisfindungstools automatisch durch sekundenschnelle Interpolation unter Berücksichtigung der Staffelgruppentabelle. Bei Auflösung der Kostenstruktur werden die Kosten des Paketdiensts im Hintergrund automatisch hinzugerechnet.
  • Staffelkalkulation mehrteiliger Produkte
    Mehrteilige Produkte, wie beispielsweise Ma­gazine, werden durch das Kalkulationssystem regelbasiert in Haupt-, Rest- und Sonderbogen zergliedert. Restbogen können analog einteilige Produkte im Composingmodus kalkuliert werden. In der Staffelkalkulation wird durch den berechneten, nicht bogenfüllenden Restumfang sichergestellt, dass die Composingrisiken sich nur auf diesen Teil des mehrteiligen Produkts beziehen.
  • Staffelkalkulation für Aufpreise
    Im Bestellprozess via Webshop kann der Kunde bestimmte Zusatzoptionen zum Basisprodukt auswählen, die mit zusätzlichen Herstellkosten verbunden sind. Es ist also erforderlich, die Kosten für jede wählbare Zusatzoption separat zu ermitteln und als gestaffelte Aufpreise darzustellen. Je nach Auswahl ergibt sich der Gesamtpreis für eine Bestellung aus der Addition der Grund- und Aufpreise. Die Kalkulation der Mehrkosten pro Zusatzoption erfolgt im Kalkulationssystem in Form einer Variantenkalkulation. Zunächst wird ein Produkt ohne Zusatzoption kalkuliert, anschließend mit Zusatzoption. Im Preisfindungstool ergeben sich die Mehrkosten durch differenzierten Kostenvergleich und Ausgabe der Ergebnisse analog Grundkalkulation nach Kostenelementen. Mehrkostenstrukturen müssen sowohl für Composing als auch Einzelfertigung ermittelt werden. In einfachen Fällen kann die Mehrkostenstruktur auch in Listform ermittelt und dem Preisfindungstool durch Excel-Import zur Verfügung gestellt werden.
    Die Auflösung der Mehrkostenstruktur für Composing und Einzelfertigung erfolgt analog zur Staffelkalkulation der Grundprodukte. Mehrkosten und Aufpreise werden unter einem Variantenkonditions-Schlüssel gespeichert. Wenn in der Bestellung die Zusatzoption gewählt wird, zieht das System den unter dem Konditionsschlüssel abgelegten gestaffelten Aufpreis. [9562]

 

Alles über die Chancen und Risiken einer Composing-Strategie erfahren Sie in DD Nr.14-15/2019 – unter anderem auch alles Wissenswerte rund um die letztendliche Preisfindung:

PDF-Download: Deutscher Drucker 14-15/2019

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Die Basics über den automatisierten Zusammendruck als Kern einer End-to-End-Prozessautomation – mit Beteiligung der Kunden an den Benefits als Voraussetzung zur Steigerung des Auftragsvolumens – lesen Sie im DD Nr.11/2019.

 

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