Traditionelle Gautschfeier bei Egger Druck+Medien in Landsberg/Lech
von Redaktion print.de,
„So lasst die Wasser laufen, lasst uns das Mädl' taufen, Gutenberg zu Mainz am Rhein, er mag im Geiste Zeuge sein!“ (Bild: Egger Druck+Medien GmbH)
Im Rahmen des Sommer- und Jubiläumsfests (150 Jahre) der Egger Druck+Medien GmbH in Landsberg am Lech wurde der alte Brauch der Druckindustrie, das „Gautschen“, wiederbelebt und die ehemalige Auszubildende und „Kornutin“ Annalena Kößler nach bestandener Abschlussprüfung von „all ihren Sünden der Lehrzeit“ reingewaschen.
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DER Traditionsbrauch der Druckindustrie
Beim Buchdruckerbrauch „Gautschen“ wird ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einem Wasserzuber untergetaucht.
Mit dem wiederkehrenden Buchdruckergruß „Gott grüß‘ die Kunst!“ leitete Abteilungsleiter Offsetdruck und Gautschmeister Werner Wagner routiniert durch die Gautschzeremonie der ehemaligen Auszubildenden Annalena Kößler. Bei schönstem Wetter und anlässlich der 150-Jahr-Feier von Egger Druck+Medien wurde die Landsbergerin damit von ihrem „Unfug, der Fehlerhaftigkeit, der Murkserei und der Hudelei“ aus der Lehrzeit symbolisch freigewaschen – zunächst nur mit einem nassen Schwamm, ging es kurz darauf direkt in den randvoll mit Wasser gefüllten Zuber. Zuvor musste sie noch die ehrwürdige Formel „Es sei künftig mein Bestreben, stets ein tugendhaftes Leben!“ geloben. Auf das Kommando „Packt an!“ des Gautschmeisters packten erster und zweiter Packer sowie weitere Helfer die Mediengestalterin an Armen und Beinen und stellten sicher, dass sie komplett untergetaucht und damit „reingewaschen“ wurde.
Mit dem als „Gautschen” bekannten Buchdruckerbrauch aus dem 17. Jahrhundert wurde aus der „Kornutin“ ein „gleichberechtigtes Mitglied der Zunft“ und eine „bierehrliche“ Bürgerin. Ab jetzt – so der fromme Wunsch – solle es keine Fehler und Makulatur mehr geben. Wie in vielen modernen Druckereien üblich, werden auch bei Egger Druck+Medien nicht nur die Auszubildenden Druck, sondern auch die Auszubildenden aus den angrenzenden Abteilungen (wie Buchbinderei und Druckvorstufe) gegautscht.
Dokumentiert wurde die Freisprechung durch die Überreichung einer Urkunde im Stile der 42-zeiligen Bibel von Altmeister Gutenberg – dem Gautschbrief –, der vom Gautschmeister persönlich sowie den Schwammhaltern, Packern und zahlreichen Zeugen unterschrieben wurde. Die Geschäftsführer Xaver und Josef Egger überreichten die Urkunde zusammen mit Worten des Lobes für den bisherigen Werdegang Annalena Kößlers bei Egger. Nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin wurde die Gesellin übernommen und arbeitet seitdem nicht nur im Bereich Plattenbelichtung, sondern unterstützt zusätzlich im Digitaldruck.
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
"Wir sind vereint, um unsere Kornutin nun einzureihen in den Kollegenkreis. Wie einst die Alten stolz zu tun geruhten, so tun auch wir zu altem Brauche Preis. Gott grüß' die Kunst sei das Panier und blank das Schild, blank das Visier.“
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
„So lasst die Wasser laufen, lasst uns das Mädl' taufen, Gutenberg zu Mainz am Rhein, er mag im Geiste Zeuge sein!“
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
„Zuvorderst lass' sie feierlich geloben, dass uns kein Fehl, kein Falsch, kein Hass bewegt, und wo ein Groll ist, sei er jetzt behoben, wo Freundschaft waltet, sei sie immer gehegt.“
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
„So lasst die Wasser laufen, lasst uns das Mädl' taufen, Gutenberg zu Mainz am Rhein, er mag im Geiste Zeuge sein!“
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
„Fehler und Makulatur soll es ab jetzt nicht mehr geben. Du weißt, dass Johannes Gutenberg das Vorbild ehrenhafter Setzer und Drucker ist. Er hat nur sauberste Arbeit gelten lassen und alle Regeln der Kunst streng und mit äußerster Gewissenhaftigkeit angewandt. Das soll auch dein Bestreben sein. Ist es so, so sag das Bekenntnis: Es ist künftig mein Bestreben, stets ein tugendhaftes Leben. Also sollst du unsere anerkannte und geschätzte Kollegin sein."
Bild: Egger Druck+Medien GmbH
Gautschbrief-Übergabe an Annalena Kößler durch die Geschäftsführer Josef und Xaver Egger (rechts).
