Die Agfa-Gevaert-Gruppe übernimmt den in Cambridge (Großbritannien) ansässigen Hersteller von industriellen Flachbett-Inkjet-Digitaldruck-Systemen für den großformatigen Werbe- und Verpackungsdruck, Inca Digital Printers. Inca ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Screen Graphic Solutions. Der Anteilsübertragungsvertrag zwischen Agfa und Screen wurde am 19. April unterzeichnet und unterliegt noch den üblichen behördlichen Genehmigungen.
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Großformatiger Digitaldruck: Herstellermarkt konsolidiert sich
Durch die Übernahme will Agfa seine Position im Hochgeschwindigkeits-Digitaldruck stärken – mit deutlicherem Fokus auf den Verpackungsmarkt. Hierfür sei Inca der ideale Partner, der ein komplementäres Portfolio an Drucklösungen und eine starke technologische Plattform für die zukünftige Einführung robuster Single-Pass-Druckmaschinen für den Verpackungsmarkt mitbringe – so der belgische Hersteller. Konkret gemeint ist hier die Inca Speedset, ein Single-Pass-Drucksystem für Faltschachteln und Wellpappe, das 2024 in den Markt eingeführt werden und für Marge sorgen soll. Eine Beta-Maschine soll noch in diesem Jahr in den Testlauf gehen. Die Maschine (Investitionsgröße: rund 4 Mio. Euro) soll mit einer Leistung von rund 9.000 qm/h im industriellen Maßstab bei Kunden laufen und wird mehr als 30.000 Liter Farbe pro Jahr benötigen.
Konkret umfasst die Akquisition die Screen-Töchter Inca Digital Printers Ltd. (Großbritannien) mit dem Portfolio bestehender Multi-Pass-Drucker (einschließlich einer Service-Organisation in den USA und einer neu entwickelten Linie von Single-Pass-Druckern für verschiedene Verpackungsanwendungen) und Screen GP IJC Ltd. (Großbritannien), die die Print Engine für die zukünftige Inline-Wellpappenanlage der BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH partnerschaftlich entwickelt und herstellt.
Der Prozess der Anteilsübertragung soll final bis Ende des zweiten Quartals 2022 abgeschlossen sein. Über die genauen finanziellen Eckpunkte der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart (die Zahlen werden der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen von Agfa aber zu entnehmen sein). Ebensowenig wurde bisher darüber informiert, wie künftig mit der bestehenden weltweiten Regelung mit Fujifilm in Sachen Vertrieb und Druckfarbenversorgung der Inca-Maschinen umgegangen werden soll. Screen gab lediglich bekannt, dass das Unternehmen künftig vor allem weiter in den digitalen Druckbereichen Transaktionsdruck/Direct Mailing, Publikationsdruck, Akzidenzdruck, flexible Verpackungen und Etiketten wachsen wolle.
Hintergrundinformationen:
Inca Digital Printers beschäftigt 170 Mitarbeiter im Headquarter in Cambridge (Produktion/F&E) sowie 27 in der Service-Organisation in den USA. Das Unternehmen macht 36 Mio. Euro Umsatz im Jahr, 50% davon mit Technik, 50% mit Service und Ersatzteilen. Zentral verfügt das Unternehmen über drei Produktlinien: die Onset (Flachbett-UV-Multi-Pass-Drucker für Sign & Display-Anwendungen, 300 Installationen weltweit), die zukünftige Single-Pass-Maschine Speedset für den Verpackungssektor sowie die F&E-Kollaboration mit BHS Corrugated für eine Inline-Wellpappenanlage mit integrierter Print Engine, die ab 2024 laufen soll.
Im Sign & Display-Markt sieht Agfa in der Inca Onset (1.400 qm/h, Farbverbrauch: ca. 3.000 l/a) eine ideale Ergänzung seiner Tauro UHS (600 qm/h, Farbverbrauch: >6.000 l/a). Die Maschine wird derzeit von Fujifilm vertrieben und bei den 300 Bestandskunden mit verschiedensten Farb-Sets versorgt. Agfa denkt bei künftigen Neuverkäufen im Bereich Service und Tintenversorgung zwar über eine Kollaboration mit Fuji nach, im Sinne seiner eigentlichen Full-Service-Mentalität ist künftig aber eher mit einer direkten Versorgung der Kunden mit Tinte und Service durch Agfa zu rechnen.
Agfa fokussiert sich im Digitaldruck somit zukünftig auf die drei Kernmärkte „Sign & Display“, „Décor/Laminate“ und „Packaging“. In diesen Kernmärkten will das Unternehmen laut Geschäftsführung bis ins Jahr 2026 mindestens marktkonform wachsen, sprich: Im Marktsegment „Sign & Display“ um mindestens 5%, im Marktsegment „Décor/Laminate“ um mindestens 11% und im stark wachsenden Marktsegment „Verpackungen“ um mindestens 22%.
Zugleich gab Agfa bekannt, seinen internen Finanzplanungs- und -servicebereich auf der Basis eines globalen Dienstleistungsansatzes restrukturieren, standardisieren und effizienter machen zu wollen. Dies soll über alle Prozesse aller Geschäftsbereiche hinweg zu Kosteneinsparungen von bis zu 25% führen. 65 Mitarbeiter (52 davon in Europa) werden von den Maßnahmen betroffen sein und ihre Jobs verlieren. Dies soll laut Agfa möglichst „sozialverträglich“ geregelt werden.