Die Schumacher Packaging Gruppe (Ebersdorf bei Coburg), nach eigenen Angaben einer der größten europaweit agierenden Hersteller für Verpackungen aus Well- und Vollpappe, hat ihren Wachstumskurs im Jahr 2022 fortgesetzt. Das Unternehmen konnte seinen Jahresumsatz im Vergleich zum Vorjahr durch Akquisitionen um fast 40 Prozent auf rund 1,2 Mrd. Euro steigern. Dennoch schaut das Familienunternehmen, wie es in einer Medienmitteilung heißt, “mit Sorge auf die Entwicklung des Industriestandorts Deutschland”.
Das Umsatzziel von 1 Milliarde Euro wurde über alle Bereiche der Unternehmensgruppe hinweg deutlich übertroffen. Vor dem Hintergrund gestiegener Energiepreise, starker Inflation und sinkendem Konsum, die das Marktgeschehen mit Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine prägten, blieb der Absatz des Verpackungsspezialisten im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. In den primären Geschäftsfeldern konnte kein Wachstum erzielt werden. Das Umsatzwachstum wurde maßgeblich durch die Akquisition weiterer Werke sowie die Entwicklung neuer Produktfelder, insbesondere für die Lebensmittelindustrie, aber auch den Online-Handel, erzielt. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg im abgelaufenen Kalenderjahr von 3.700 auf 4.111.
Priorität für Versorgungssicherheit
“Im vergangenen Jahr war unser wichtigstes Anliegen, die Versorgung unserer Kunden sicherzustellen”, erläutert Firmenchef Björn Schumacher, der das Unternehmen in dritter Generation mit seinem Bruder Hendrik leitet. “Das ist uns gelungen, da wir als familiengeführtes Unternehmen sehr flexibel und schnell agieren und mutige Investitionsentscheidungen getroffen haben – besonders in die eigene Papierproduktion und den Ausbau erneuerbarer Energien”, so Schumacher.
Durch die Übernahme der Kartonfabrik Kaierde, die Mehrheitsbeteiligung am italienischen Wellpappenrohpapierhersteller Cartiere Modesto Cardella SpA sowie den Erwerb des Kartonagewerks Leipzig Land GmbH hat die Unternehmensgruppe die eigenen Produktions- und Verarbeitungskapazitäten deutlich erhöht. Darüber hinaus wurde ein Teil des 700 Mio. Euro umfassenden Investitionsprogramms vorgezogen, um die energieintensive Produktion zunehmend von Erdgas unabhängig zu machen.
Dennoch bereiten den Geschäftsführern die hohen Energie- und Lohnkosten große Sorgen. “In Deutschland ansässige Industrieunternehmen sind immens belastet. Einige unserer Kunden haben uns bereits informiert, dass sie keine Investitionen mehr im Inland tätigen oder ihre Produktionsstätten ins Ausland verlagern werden, wo von Seiten der Politik andere Rahmenbedingungen bestehen. Das führt dazu, dass auch wir unsere geplanten Investitionen in Deutschland aktuell kritisch hinterfragen müssen”, so Schumacher.
Trend: Intelligente Lösungen und Kombinationsprodukte
“Das turbulente Jahr führte zu weniger Konsum und ließ die Nachfrage nach Verpackungen aus Well- und Vollpappe im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen. Nichtsdestotrotz hält der Trend zu papierbasierten Verpackungen und intelligenten Kombinationsprodukten bei Herstellern und im Handel weiter an”, sagt Geschäftsführer Hendrik Schumacher. “Gerade die Lebensmittelindustrie hat sich in Sachen Verpackung im vergangenen Jahr als krisenfest erwiesen. Unsere Produktinnovationen zur Kunststoffreduktion und -vermeidung mit biobasierten Schutzbarrieren, wie z.B. unsere Schalen für Obst, Gemüse und andere Lebensmittel, wurden stark nachgefragt”, führt er fort.
Auch für Styroporteile in Verpackungen entwickele das Unternehmen papierbasierte Lösungen, die auch für empfindliche und schwere Elektronikprodukte eingesetzt werden könnten. In Bereichen, in denen Kunststoffe aufgrund ihrer technischen Eigenschaften nach wie vor ihre Berechtigung haben, erarbeitet der Verpackungsspezialist gemeinsam mit seinem Joint-Venture-Partner Verpa Folie “intelligente Kombinationsprodukte”.
In diesem Kontext beschäftigt sich Schumacher Packaging auch mit dem Neuentwurf der Europäischen Verpackungsverordnung (PPWR), den die Europäische Kommission im November 2022 vorgelegt hat. Schumacher Packaging unterstütze die Ziele der Verordnung, durch die das Verpackungsaufkommen reduziert, Over-Packaging verboten und die Kreislaufwirtschaft in Europa weiterentwickelt werden sollen. Als kritikwürdig erachtet das Familienunternehmen jedoch, dass die Verordnung den Einsatz von Mehrwegverpackungen für Haushaltsgeräte und im Non-Food-Versandhandel vorsieht, obwohl diese laut einer aktuellen Studie von McKinsey im Online-Handel bis zu 200 Prozent mehr Emissionen hervorrufen können.
“Flexible Lösungen, die Luft in Verpackungen reduzieren, sind wichtig, um den CO2-Ausstoß weiter reduzieren”, betont Björn Schumacher. Darauf setzt das Unternehmen z.B. auch in der Zusammenarbeit mit dem Softwareanbieter Skrym. Auf Basis bestehender Daten und künstlicher Intelligenz können Verpackungsgrößen und damit Emissionen und Logistikkosten um bis zu 15 Prozent verringert werden. “Verpackungen aus Well- und Vollpappe bieten bereits viele Vorteile, was Volumenreduktion und Materialeffizienz betrifft – über alle Branchen hinweg. Wir hoffen, dass diese wichtigen Aspekte für die Ausarbeitung der PPWR berücksichtigt werden.”
Über Schumacher Packaging
Zur Schumacher Packaging Gruppe mit Sitz im bayerischen Ebersdorf bei Coburg gehören drei Papierfabriken für recycelte Wellpappenrohpapiere, zwei Kartonwerke, 15 Verarbeitungswerke sowie diverse Service Center. Das Unternehmen wird in dritter Generation von den Brüdern Björn und Hendrik Schumacher geführt und hat 29 Standorte in Deutschland, Polen, Tschechien, Großbritannien, Italien und den Niederlanden. In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen sein 75-jähriges Bestehen. Bis 2035 möchte das Unternehmen seine Produkte klimaneutral herstellen. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete Schumacher Packaging mit mehr als 4.100 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 1,2 Mrd. Euro.