Schleppender Absatz von Graspapier führte nicht zum Erfolg
Papierfabrik Scheufelen erneut insolvent
von Petra Ebeling,
Die Papierfabrik Scheufelen GmbH mit Sitz in Lenningen hat erneut einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen müssen. Betroffen davon sind 100 Mitarbeiter am Standort Lenningen.
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Das fast ausschließlich auf die Produktion von Graspapier für den Einsatz im Verpackungssektor sowie im grafischen Bereich spezialisierte Unternehmen Scheufelen nennt als Grund für die Insolvenz, dass “der Absatz deutlich langsamer zunahm, als erwartet.” Aus diesem Grund sei die Papierfabrik nicht rechtzeitig aus der Verlustphase herausgekommen. Obwohl Investoren mehrmals Gelder nachgeschossen hätten, habe man die Insolvenz nicht vermeiden können.
Weiter heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens: Man rechne damit, “dass aufgrund der großen ökologischen Vorteile des Graspapiers und der bedeutenden Fortschritte im Rahmen der Forschung von Scheufelen auf diesem Gebiet, die Entwicklung und Papierherstellung am Standort Lenningen auch in Zukunft weitergehe”.
Hintergrund
Bereits im Frühjar 2017 ging die Lenninger Papierfabrik Scheufelen, neben der damaligen Produktion gestrichener Papiere und Kartonagen, mit der Neuentwicklung von Graspapier in verschiedenen Sorten an den Markt. Dass die Preise von Zellstoff zukünftig noch weiter steigen würden, war schon damals abzusehen und so wagte das Unternehmen den Schritt nach vorn und wollte auf diese Weise den teuren Rohstoff Holzzellstoff zur Hälfte durch Grasfasern ersetzen.
Vor etwas mehr als einem Jahr, am 30. Januar 2018, (print.de berichtete) hatte das Unternehmen mit damaligem Namen Papierfabrik Scheufelen GmbH + Co. KG bereits einen Insolvenzantrag stellen müssen. Die Papierfabrik mit damals 340 Beschäftigten, einer Produktion von 104.000 Tonnen Papier pro Jahr und rund 83 Mio. Euro Umsatz, musste sich dem Marktdruck durch massiv gestiegene Rohstoffpreise und gleichzeitigen Margenverfall bei gestrichenen Papieren beugen.
Trotzdem im April 2018 sämtliche Mitarbeiter des Unternehmens freigestellt werden mussten, waren Investoren, darunter Jochen Wermuth (Fondsgründer Wermuth Asset Management) bereit, in das Unternehmen zu investieren. So konnte Scheufelen Mitte 2018 mit fast 100 Beschäftigten die Produktion als „Scheufelen GmbH“ (siehe print.de) wieder aufnehmen. Nach überstandener Insolvenz im Jahr 2018 verabschiedet man sich nahezu komplett von der Produktion hochweißer Bilderdruckpapiere sowie Kartonagen. Zu hoch sei der Druck durch gestiegene Rohstoffpreise und den gleichzeitigen Margenverfall, hieß es aus dem Unternehmen.
Nicht zuletzt gewann der Papierhersteller im Dezember 2018 (siehe print.de) weitere Investoren für das Graspapier-Frischfaserkonzept, die dem Potenzial an Papieren und Kartonagen aus Grasfasern sowie anderen Einjahrespflanzen vertrauten und in die Papierfabrik investierten. Wie heute bekannt wurde, konnte auch diese Maßnahme das Unternehmen nicht retten.