Menschen in der Druckindustrie: Andrea Wecke

Netzwerkerin für Papier

Druckindustrie: Andrea Wecke, „Markenbotschafterin“ für die Papierfabrik Gmund
Seit Februar 2023 als „Markenbotschafterin“ für die Papierfabrik Gmund unterwegs: Andrea Wecke. (Bild: Andrea Wecke (privat))


Ungewöhnliche Wege eines außergewöhnlichen Unternehmens: Die Papierfabrik Gmund hat ihr Verkaufs- und Marketing-Team um eine „Markenbotschafterin“ erweitert. Aufgabe von Andrea Wecke ist es, Netzwerke zu knüpfen und Neugier auf die Papiere und Kartons aus dem Tegernseer Tal zu wecken.

 

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Was wäre die Druckindustrie ohne Papier?

In Gmund entstehen neben „normalem“ Papier immer wieder auch erklärungsbedürftige Produkte. Auf der Papiermaschine des 1829 gegründeten Unternehmens werden dann Getreidebestandteile aus der Maische ebenso verarbeitet wie Rinde, Stroh, Federn und Torf. Selbst Textilreste aus der Jeans-Produktion können im Stoffauflauf landen, wenn es darum geht, eine Verpackung individuell an den Auftraggeber anzupassen.

Inhaber, Geschäftsführer und wichtigster Repräsentant des Familienunternehmens ist Florian Kohler. Seit 17 Jahren steht er an der Spitze des Unternehmens und rührt die Trommel für schöne Papierprodukte, wo er nur kann. Doch in einer Zeit, wo die Repräsentation nicht nur „in Person und vor Ort“ stattfindet, sondern auch auf unzähligen Kanälen im Internet, ist das immer herausfordernder. Kohler ging darum einen für die Papier- und Druckindustrie eher ungewöhnlichen Schritt und schuf Anfang 2023 – ergänzend zu Verkauf und Marketing − die Stelle einer „Markenbotschafterin“.

Menschen aus der Druckindustrie

 

Für die passenden Fans sorgen

Solche Markenbotschafter gibt es inzwischen viele. Meist sind es Prominente, die zum Beispiel ihre Luxus-Uhr werbewirksam in die Kameras halten. Sie „machen die Marke erlebbar, generieren Fans und prägen den Markencharakter“, heißt es in einem erklärenden Text zum Stichwort Markenbotschafter. Dieser Markencharakter ist bei Gmund sicher deutlich ausgeprägter als bei den meisten anderen Papierproduzenten. Und Andrea Wecke soll für die Fans sorgen. Die passenden. Sorgsam ausgewählte Personen, die wichtig sein könnten für ihren Arbeitgeber. Und so ist die 49-Jährige seit Februar 2023 unterwegs für schöne Papiere.

Dass sie die richtige für den Job ist, davon hat die Quereinsteigerin den Gmund-Firmenchef schnell überzeugt. Die Stelle als Markenbotschafterin wurde quasi für sie geschaffen, hatte sich Andrea Wecke doch eigentlich für eine andere Aufgabe beworben. „Es gab deshalb keine Mitbewerberinnen“, erzählt Wecke im Gespräch mit print.de. Und ums Überzeugen geht es letztlich auch bei ihrer neuen Tätigkeit. Nach 18 Jahren bei einem Telekommunikationsriesen und sechs Jahren in Diensten der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz in München ist sie in einer ganz anderen Welt angekommen.

Wie man es von einer Botschafterin erwarten kann, ist die Gmund-Repräsentantin dort zu finden, wo sich die Zielgruppe trifft, wo sich Entscheidungsträger versammeln − zum Beispiel bei den Münchner „Medientagen“, bei Konferenzen zum Thema Kommunikation, aber auch beim Bundespresseball oder bei Veranstaltungen im heimatlichen Landkreis Miesbach.

Druckindustrie: Florian Kohler und Andrea Wecke (Papierfabrik Gmund) auf dem Bundespresseball zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender
Begegnung beim Bundespresseball: Firmeninhaber Florian Kohler und seine Markenbotschafterin Andrea Wecke (im Vordergrund) beim Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender. Das Thema? Schöne Papiere natürlich! Die Ball-Einladung wurde beispielsweise auch auf Gmund-Papier gedruckt. (Bild: Andrea Wecke (privat))

 

„Ich mache die Anbahnung“

Die Work-Life-Balance ihres Jobs ist deshalb auch eher ungewöhnlich. Viele Veranstaltungen sind abends und am Wochenende. Aber mit ihrem Privatleben lässt sich das gut vereinbaren, versichert sie, zumal sie idealerweise zwischen Tegernsee und München wohnt. Die „Balance“ kommt dann vor allem aus ihrer Begeisterung für Gmund und ihre Aufgabe: „Da geht man gern die Extra-Meile.“

Aber wie sieht die Aufgabe ganz konkret aus? „Ich mache die Anbahnung“, sagt Andrea Wecke lachend. „In den Gesprächen am Rande dieser Veranstaltungen stelle ich Gmund vor.“ Für so ein analoges Thema wie edle Papiere erweist sich das persönliche Gespräch als sehr gute Basis. Aktuell kommt beim Einstieg natürlich gern noch die Frage auf, was denn eine Markenbotschafterin macht. „Wenn uns jemand schon kennt, ist das Gespräch natürlich einfach. Aber bei einer Veranstaltung wie dem Bundespresseball muss ich unser Geschäft oft von Grund auf erklären.“ Das sei ganz schon komplex und setze eine Menge Wissen voraus.

ANDREA WECKE,

geboren in Niederbayern, verheiratet mit einem Hochschullehrer und Mutter von zwei Kindern im Alter von 8 und 14 Jahren, freut sich, bei ihrer aktuellen Aufgabe auch immer wieder Dialekt reden zu dürfen. Als Markenbotschafterin besucht sie neben Veranstaltungen in Berlin, München oder Stuttgart viele Events in der Region Tegernsee. Die Papierfabrik Gmund ist schließlich dort ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber.

 

Ohne Fachwissen geht es nicht

Anfangs dachte die frisch gekürte Markenbotschafterin noch, viel Fachkenntnis muss für ihre spezielle Aufgabe nicht sein. Doch dann kam es anders: „Ich habe mich tief ins Thema Papier eingearbeitet. Es kommen durchaus Fragen etwa nach den passenden Papieren für Ausstellungskataloge.“ Wenn es allerdings noch konkreter wird, steigt natürlich der Vertrieb ein und oft sind die Druckereien mit im Boot.

Denn auch wenn die Aufgabe ihr viele Freiheiten lässt, ist Andrea Wecke regelmäßig am Schreibtisch in Gmund anzutreffen. Sie pflegt intensiv ihre Social-Media-Kanäle, ist stets in enger Abstimmung mit Marketing, Vertrieb und PR und hinterlegt die wichtigsten Informationen aus ihren „Anbahnungsgesprächen“ natürlich im CRM-System der Papierfabrik. Schließlich münden die Kontakte idealerweise irgendwann in einem Besuch der „Zielperson“ in Gmund. Wer dort einmal gewesen ist, erliegt nicht selten dem Charme dieser ganz speziellen Papierfabrik und deren Erzeugnissen.

Und wenn ganz am Ende ein neuer Kunde gewonnen oder eine neue Partnerschaft begründet werden kann, dann ist Andrea Weckes „Botschaft“ optimal angekommen.

 

PAPIER AUS GMUND

Seit 1829 fertigt die Papierfabrik Gmund in der Nähe des Tegernsees in Oberbayern Papiere und Papierprodukte, die in der ganzen Welt nachgefragt sind. Rund 75 Prozent der Papiere aus Gmund werden exportiert. Geliefert wird in 70 Länder auf allen Kontinenten. Das Portfolio umfasst mehr als 100.000 Papiervarianten, aus denen Verpackungen, Kataloge, Lifestyle-Produkte und mehr entstehen.

Gmund Papier nimmt die nachhaltige Produktion seit Generationen ernst. Das Brauchwasser wird zum Beispiel mit Hilfe von Ozon chemikalienfrei aufbereitet und kann bis zu sieben Mal dem Prozess wieder zugeführt werden. Der Wasserverbrauch konnte so in den letzten 30 Jahren um 70 Prozent gesenkt werden. Ebenso wird bis zu 75 Prozent der Energie selbst durch Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Seit 2023 stammt die zugekaufte Elektroenergie zu 100 Prozent aus nachhaltigen Wasserkraftanlagen. Das verliehene Ökostromzertifikat belegt den Bezug von Ökostrom ausschließlich aus Anlagen erneuerbarer Energien mit den gesetzlich vorgesehenen Umweltstandards.

Zur Produktion der Papiere werden nur garantiert nachhaltige Rohstoffe verwendet. Gmund Papier ist FSC-zertifiziert (FSC-C006462). Zudem forscht das Unternehmen mit dem eigenen Entwicklungslabor „Greenfibra Labs“ weiter an alternativen Pflanzenfasern für die Papierherstellung, wie etwa Hanf, Baumwolle oder Stroh.

Durch die ständige Erweiterung des Maschinenparks mit energieeffizienten Komponenten wird er für die Zukunft aufgerüstet. Neubauten, die nach ökologischen Gesichtspunkten errichtet und landschaftsschonend dem Standort an der Mangfall angepasst werden, bieten inzwischen auf insgesamt über 3.280 m² Fläche auch für vergrößerte Service- und Logistikabteilungen. Dies macht zudem ein Lager mit ca. 2.000 Tonnen Papier direkt am Werk möglich − die Basis für eine schnelle Auftragsabwicklung. Wo es möglich ist, werden einheimische Lieferanten beauftragt, um die Transportwege zu verkürzen.

 


Das Porträt von Andrea Wecke gehört zu einer Reihe von Interviews und Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“.
Ihr Porträt sowie Reportagen über weitere Menschen, deren Herz heftig für Print schlägt, finden Sie in Ausgabe 16/2023 von Deutscher Drucker. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.

 

 

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