Die Gütersloher Großdruckerei Mohn Media will sich mit einem „Strategie 3M“ genannten Maßnahmenpaket neu aufstellen. Unter anderem soll die „zunehmende Komplexität im Unternehmen reduziert, die Stärkung marktgerechter Strukturen realisiert und die notwendige Fokussierung auf die profitablen Geschäftsbereiche sichergestellt werden“. Man will die Kostenstruktur in allen Bereichen verbessern, Abläufe und Prozesse verschlanken. Dazu werden „innerhalb der nächsten Jahre“ 470 der rund 2.000 Stellen in Gütersloh und bei Probind in Marienfelde gestrichen.
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In einer Pressemitteilung schreibt das Unternehmen: „In einem weltweit angespannten Druckmarkt, der zudem von den Folgen der Corona-Pandemie massiv betroffen ist, stellt Mohn Media die Weichen für die Zeit der Großdruckerei nach der Krise“. Im Rahmen der Strategie „3M“ („Modernisierung Mohn Media“) sollen Investitionen in IT, neue Technologien und die Erweiterung des Maschinenparks sowie eine umfassende Prozess-Standardisierung als erste konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Damit sollen die Wachstumsgeschäfte gestärkt, Komplexitäten in den Prozessen reduziert und gleichzeitig die Kosten in den strukturell rückläufigen Marktbereichen gesenkt werden.
Ziel aller Maßnahmen sei die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Mohn Media in allen für das Unternehmen relevanten Geschäftsfeldern und die langfristige Absicherung der Zukunft der Großdruckerei, heißt es. Im Zuge des „Rückbaus von Produktionskapazitäten“ sowie der schrittweisen Anpassung der Belegschaft an die veränderte Nachfragesituation“ werden 470 Stellen von insgesamt fast 2.000 „sozialverträglich abgebaut“.
Situation “weiter zugespitzt”
Für Mohn Media habe sich in den relevanten Druckmärkten, die Situation 2019 weiter zugespitzt. Vor allem aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung seien Auflagen und Umfänge in fast allen Produktgruppen, von Katalogen über Zeitschriften bis hin zu Telefon- und Verlagsbüchern, seit geraumer Zeit stark rückläufig. Flankiert würde diese negative Entwicklung von einem zunehmenden Preisverfall in der gesamten Branche. Im Zuge der Corona-Pandemie habe sich die Gesamtsituation nochmals deutlich beschleunigt. In den Monaten April bis Juni sei die Produktionsleistung von Mohn Media nochmals deutlich zurückgegangen.
Dirk Kemmerer, CEO der Bertelsmann Printing Group und Vorsitzender der Geschäftsführung von Mohn Media lässt sich so zitieren: „Die Druckbranche insgesamt und Mohn Media als einer ihrer führenden Protagonisten sehen sich jedoch derzeit großen unternehmerischen Herausforderungen gegenüber. Die Maßnahmen, die wir bislang erfolgreich ergriffen haben, haben es uns ermöglicht, die negativen Folgen der Marktentwicklung einzudämmen und dem zusätzlichen Schock der weltweiten Pandemie zu trotzen. Jetzt geht es darum sicherzustellen, dass wir alle gemeinsam die notwendigen Schritte in die Wege leiten, um das Unternehmen so aufzustellen, dass es gesund aus der Krise hervorgehen und langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig am Markt bestehen kann.“ Die Umstrukturierung soll laut Kemmerer bis 2025 abgeschlossen sein.
Wie der CEO der Bertelsmann Printing Group gegenüber der Lokalpresse erläuterte, seien seit Anfang des Jahres bereits 60 Mitarbeiter ausgeschieden. 70 der abzubauenden Stellen seien mit Leiharbeitern besetzt, rund 100 Beschäftigte würden in den Jahren 2023, 2024 und 2025 in den Ruhestand gehen. Von den verbleibenden 240 Mitarbeitern verließen das Unternehmen vermutlich 100 im Rahmen der Fluktuation. Von den restlichen 150 seien 80 Prozent altersteilzeit- oder vorruhestandsfähig, wird Kemmerer in der Tageszeitung „Die Glocke“ zitiert. Mit dem Betriebsrat sollen jetzt weitere Gespräche geführt werden, um zu beraten, wie die Umstrukturierung umgesetzt werden könnte.