Das 249 Jahre alte Maschinenbau-Unternehmen Kolbus aus Rahden (Kreis Minden-Lübbecke) hat Insolvenzantrag gestellt. Das zuständige Amtsgericht Bielefeld hat dem Antrag entsprechend ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren angeordnet und den Rechtsanwalt Stefan Meyer (Pluta Rechtsanwalts GmbH) zum vorläufigen Sachwalter bestellt. 450 Mitarbeiter sind am Standort Rahden beschäftigt, zusätzlich noch 100 bei der Kolbus-Ausbildungs-GmbH.
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Kolbus hatte Anfang 2018 sein Klebebinder- und Buchlinien-Geschäft an Müller Martini verkauft, das weiterhin in Rahden angesiedelt blieb, und sich auf das Geschäft mit Verpackungs- und Buchdeckenautomaten sowie die Teilefertigung und das Giessereigeschäft konzentriert. Das Unternehmen Kolbus hatte nach dem Verkauf 2018 noch 900 Mitarbeiter.
Kolbus sei “seit vielen Jahren ein Symbol für Beständigkeit und Innovationskraft in Ostwestfalen”, heißt es in einer Pressemitteilung. „Unser aktuelles Maschinenprogramm spiegelt genau das wider und zeigt das Know-how unserer jahrelangen Geschichte“, erklärt Geschäftsführer Wilfried Kröger. „Es umfasst Neuentwicklungen wie die Rotationstanze und die Boxmaker sowie unsere bewährten Deckenautomaten für die Buch- und Packmittelproduktion.“ Kröger betont: „Für diese Maschinen gibt es einen Markt, das Interesse der Kunden ist erheblich vorhanden, wie die Drupa im Mai gezeigt hat. Die dort und im Nachgang abgeschlossenen Projektverträge können ungehindert vom Eigenverwaltungsverfahren jetzt umgesetzt werden.“
Das Eigenverwaltungsverfahren dient laut Kröger dem Ziel, eine Sanierung des Unternehmens in Eigenregie in einem geordneten gerichtlichen Verfahren erfolgreich durchzuführen. Unter den gegebenen Bedingungen biete ein Eigenverwaltungsverfahren “die notwendige Flexibilität für eine nachhaltige Sanierung im Sinne der Mitarbeiter, Gläubiger, Lieferanten und Dienstleister sowie Kunden”. Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten würden unverändert fortgeführt.
Laut Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung erzielte die Kolbus GmbH & Co. KG 2021 einen Jahresumsatz in Höhe von 73,3 Mio. Euro (2020: 60,3 Mio. Euro). Der Konzernjahresfehlbetrag lag 2021 bei -1,4 Mio. Euro (2020: -10,7 Mio. Euro).
„Unsere oberste Priorität ist es, die Substanz des Unternehmens zu bewahren und eine tragfähige Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Durch eine gezielte Restrukturierung und eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wollen wir sicherstellen, dass das Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgeht und langfristig erfolgreich am Markt bestehen kann“, lässt sich der Generalhandlungsbevollmächtigte Maximilian Michelsen zitieren.
Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind über die Insolvenzgeldvorfinanzierung abgesichert. Über das Insolvenzgeld werden die Gehälter und Löhne für die Monate Juli, August und September 2024 über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die Belegschaft wurde trotz der aktuellen Betriebsferien bereits informiert. „Das Unternehmen hat eine lange Tradition und Stahlkraft in der Region und ist ein wichtiger Arbeitgeber. Das soll allen Beteiligten Antrieb genug sein, gute Sanierungslösungen zu finden. Ich werde gemeinsam mit meinem Team jedenfalls alles daransetzen, damit das Unternehmen und seine Arbeitsplätze erhalten werden können.“ äußert der vorläufige Sachwalter und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht Stefan Meyer in einer ersten Stellungnahme.