Interview mit Dr. David Schmedding, ab 1. Juli Vorstandsmitglied für globalen Vertrieb und Service bei der Heidelberger Druckmaschinen AG GmbH

Heidelberg überrascht die Drupa-Besucher mit neuen Bogen-Inkjetdruckmaschinen

Dr. David Schmedding erläutert auf der Drupa die Kooperation mit Canon.(Bild: Heidelberger Druckmaschinen AG)

Kurz vor der Eröffnung der Drupa hat Heidelberg mit der Ankündigung personeller Veränderungen, vor allem aber mit einer Erweiterung im Digitaldruck-Portfolio überrascht. print.de hat Dr. David Schmedding, der ab 1. Juli neues Vorstandsmitglied bei Heidelberg für Vertrieb und Service sein wird, zu den ersten Messetagen befragt. 

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print.de: Herr Schmedding, der Heidelberg-Stand in Halle 1 ist jeden Tag sehr gut besucht. Lassen Sie uns deshalb mit einer rhetorischen Frage beginnen: Braucht die Druckindustrie noch solch eine große Messe?

Dr. Schmedding: Nach unseren Erfahrungen der ersten Tage definitiv. Wir sind schon davon ausgegangen, dass wir mit vielen Besuchern rechnen können, aber dass es gleich vom ersten Tag an so voll ist bei Heidelberg ist, das hat uns mehr als positiv überrascht. Und wenn ich sehe, was an Interesse da ist, was für Abschlüsse umgesetzt werden, dann war es offensichtlich richtig, auf unserem Stand zahlreiche Innovationen für unsere Kunden im Verpackungs-, Akzidenz- und Etikettendruck zu zeigen.

print.de: Heidelberg hat ja einen Tag vor der Drupa eine Kooperation mit Canon bekannt gegeben. Das Resultat: Ihr Unternehmen nimmt eine B3-Inkjetdruckmaschine (Jetfire 50) und eine B2-Inkjetdruckmaschine (Jetfire 75) ins Portfolio auf. Wie kommt die Kooperation mit Canon bei Ihren bestehenden Kunden oder bei potenziellen Kunden an?

Dr. Schmedding: Ich habe durchweg nur positives Feedback bekommen. Auch intern wurde diese Entscheidung, so etwa von unserem Vertrieb, mehr als begrüßt.

print.de: Was sagen die Kunden zu den neuen Inkjetmaschinen?

Dr. Schmedding: Das können wir an den Bestellungen ablesen: Die erste Jetfire 50 haben wir schon am ersten Tag verkauft. Die Schweizer Schellenberg Gruppe hat sie geordert. Bereits am dritten Messetag waren wir deutlich zweistellig bei den Bestellungen. Mit den neuen Inkjetdruckmaschinen hat es Heidelberg geschafft, ein positives Momentum im Markt zu erzeugen.

print.de: Ab wann genau ist die B3-Maschine erhältlich?

Dr. Schmedding: Unser Ziel ist es, dass wir im ersten Quartal 2025  bereits Maschinen im zweistelligen Bereich ausliefern können. Wichtig ist uns, dass wir nicht nur ein Produkt ausliefern, was ein OEM ist, sondern Heidelberg-gebrandet ist, mit einem eigenen Design, mit einem eigenen Service, mit eigenen Verbrauchsmaterialien und voll in den Prinect-Workflow integriert. Wir sind gut vorbereitet, denn wir arbeiten schon etwas länger an der Kooperation.

print.de: Ab wann wird die B2-Maschine Jetfire 75 erhältlich sein?

Dr. Schmedding: Diese Maschine befindet sich noch in der Entwicklungsphase und ist auf einem guten Weg. Auch hier gilt, dass die Maschine an unser Design angepasst und vor allem integriert wird. Schon jetzt sprechen wir mit potenziellen Kunden. Der eigentliche Verkauf der Jetfire 75 wird dann Mitte nächsten Jahres beginnen. Die Auslieferung ist für Anfang 2026 vorgesehen.

print.de: Heidelberg hat ja im Digitaldruck bereits eine bestehende Partnerschaft mit Ricoh und vertreibt die Versafire-Tonermaschinen. Da Ricoh mit der Pro Z75 eine B2-Bogen-Inkjetmaschine im Programm hat, die Frage: Warum wurde die bestehende Partnerschaft mit Ricoh nicht auch auf dieses System ausgedehnt?

Dr. Schmedding: Eine berechtigte Frage. Aber wir wollten jetzt sofort eine B3-Maschine anbieten können, und zwar ein Produkt, das nachweislich im Markt etabliert ist. Und dazu haben wir mit der Canon-Maschine ein System, das bereits über 600 Installationen aufweisen kann. Das ist keine Entscheidung gegen Ricoh. Für uns ist und bleibt Ricoh der Partner für das Tonersystem. Und Canon ist jetzt unser Partner Im Inketbereich. Wir kommen vom Bogenoffset und machen jetzt mit Canon einen Schritt nach dem andern im Inkjetdruck – zuerst mit dem B3-System, dann im B2-Format.

print.de: Mit der Gallus One haben Sie ja auch eine eigene Inkjetkompetenz im Haus. Wäre das eine Basis für eine eigenständige Entwicklung für den Akzidenzbereich?

Dr. Schmedding: Dass wir hier umfangreiche Kompetenzen haben, ist richtig. Von der Gallus One haben wir bereits einige Installationen im Markt. Dieses Geschäft im Etikettenbereich entwickelt sich hervorragend. Die Entwicklung, der Service und die Tinten sind von Heidelberg. Wir haben weitere Marktoptionen auch intensiv geprüft, aber hier gibt es ein Hauptthema, und das ist die Farbe. Warum? Die Gallus One ist ein UV-System, im Akzidenzbereich wollen unsere Kunden aber ein konventionelles Inkjet-System. Dem entsprechen wir jetzt mit unserem neuen Angebot.

print.de: Welche Rolle spielt in Zukunft der Offsetdruck für Heidelberg?

Dr. Schmedding: Das Herz der Firma ist und bleibt der Offsetdruck. Diesen Bereich werden wir auch weiter entwickeln, wir werden hier weiter investieren. Wenn Sie sich an unserem Stand die neue Speedmaster XL 106 ansehen, dann erkennen Sie, wie wir diese Maschine weiterentwickelt haben. Mit der aktuellen XL 106 haben wir im Akzidenzdruck als Erster und Einziger eine Maschine im Angebot, die 21.000 Bogen pro Stunde mit Wendung produzieren kann – autonom, das heißt, ohne Eingriff eines Benutzers. Das steigert die Produktivität um bis zu 15 Prozent und damit die Wettbewerbsfähigkeit. Die auf der Drupa gezeigte Speedmaster XL 106 wird über den Prinect Workflow gesteuert. Automatisch wird festgelegt, wie man am kosteneffizientesten produzieren kann, digital im Inkjet- oder im Tonerdruck oder im Offsetdruck.

Wir liefern unseren Kunden diejenige Technologie, die sie für ihr Geschäft brauchen. Natürlich ist uns klar, dass nicht jeder eine hochperformante Speedmaster XL 106 mit 21.000 Bogen benötigt. Deshalb können Kunden die Maschine auch in der Standardausführung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 18.000 Bogen kaufen und eventuell später upgraden. Der Kunde kann ganz einfach per Klick eine Geschwindigkeitserhöhung bestellen.

print.de: Noch eine Frage zur Nachhaltigkeit und zu den Betriebskosten im Druckprozess: Wie wichtig ist für die Messebesucher der Energieverbrauch der Maschinen?

Dr. Schmedding: Nachhaltigkeit in der Druckproduktion ist einer der größten Trends weltweit und gleichzeitig eine große Herausforderung für die Branche. Moderne Druckereien haben das Ziel, den Energie- und Ressourcenverbrauch zu senken, um noch nachhaltiger zu werden. Wir unterstützen sie dabei, Energie und Rohstoffe zu sparen. Mit dem neuen Trockner DryStar Combination Eco lassen sich bis zu 30 Prozent Trocknerenergie einsparen. Das Interesse daran ist entsprechend hoch.