Heidelberg stellt Weichen nach dem vergangenen Geschäftsjahr neu

Heidelberg sieht die Zukunft im Packaging und im Digitaldruck

Der Vorstandsvorsitzende von Heidelberg, Dr. Ludwin Monz, und Finanzvorständin Tania v. d. Goltz stellten Bilanz und Strategie des Unternehmens vor.
Der Vorstandsvorsitzende von Heidelberg, Dr. Ludwin Monz, und Finanzvorständin Tania v. d. Goltz stellten Bilanz und Strategie des Unternehmens vor.(Bild: Heidelberger Druckmaschinen)

Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2022/2023 ihre gesteckten Ziele übertroffen: Der Konzern erzielte einen Umsatz von 2,435 Mrd. € gegenüber 2,183 Mrd. € im Vorjahr. Das entspricht einem Plus von rund 12 Prozent. Investitionen plant Heidelberg vor allem in den Bereichen Packaging und Digitaldruck. Darüber hinaus soll ein Wertsteigerungsprogramm aufgelegt werden.

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Das bereinigte operative Ergebnis stieg von 5,1 Prozent auf 7,2 Prozent. Der Free Cashflow war mit 72 Mio. € positiv, profitierte jedoch von Einmaleffekten. „Wir haben das abgelaufene Geschäftsjahr in einem herausfordernden Umfeld gut abgeschlossen“, sagte Vorstandschef Dr. Ludwin Monz im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Vor dem Hintergrund weiter steigender Kosten und dem noch niedrigen Profitabilitätsniveau werde Heidelberg ein Wertsteigerungsprogramm starten mit dem Ziel, die Finanzkraft des Unternehmens zu steigern und Investitionen in Wachstumsbereiche zu erhöhen. Welche Maßnahmen dieses Wertsteigerungsprogramm beinhalten, konnte Dr. Monz zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausführen: “Wir stehen hier noch ganz am Anfang. Aber wir werden uns alle Optionen genau anschauen und auch unsere Prozesse genau prüfen.” Man werde darüber zum gegebenen Zeitpunkt informieren.

Diese Wachstumsbereiche sieht der Konzern demnach besonders im Verpackungs- sowie im Digitaldruck. Mit einer „Dual-track“-Strategie verfolge Heidelberg zwei wesentliche strategische Ansätze. Erstens wolle das Unternehmen den Druckmarkt über das Geschäft mit Bogenoffset-Maschinen hinaus prägen – in den genanten Bereichen Verpackungsmarkt und Digitaldruck. Im Bereich Packging habe man bereits mit der neuen Speedmaster-Generation sowie der Flexodruckmaschine Boardmaster Maßstäbe gesetzt. Im Bereich Digitaldruck hob Dr. Monz besonderts die Plattform der Gallus One für den digitalen Etikettendruck hervor. Zweitens sollen neben dem Kerngeschäft neue Märkte erschlossen werden. Ein Start in diese Richtung ist bereits mit dem Wallbox-Geschäft geschehen.

Steigerung des Free Cashflow geplant

Um dieses Wachstum zu generieren, braucht Heidelberg allerdings die nötigen Ressourcen: sei es für die weitere Stärkung des Produktangebotes im wachsenden Verpackungsbereich oder das Entwicklungsbudget für den weiteren Ausbau des Digitaldrucks. Mittelfristig will Heidelberg dazu den Free Cashflow signifikant steigern, was vor allem mit dem genannten Wertsteigerungsprogramm erreicht werden soll. „Wir werden die Wachstumsressourcen aus eigener Kraft so bereitstellen und umverteilen, dass wir unsere Wachstumsstrategie erfolgreich umsetzen können“, sagte Tania von der Goltz, Finanzvorständin von Heidelberg. Das gelte insbesondere in dem weiterhin herausfordernden Marktumfeld, das den Ausblick für 2024 prägt.

Der Free Cashflow lag mit 72 Mio. € unter dem Vorjahreswert (88 Mio. €). Der Cashflow profitierte hierbei, wie in den Vorjahren, von Einmaleffekten, wie beispielsweise Grundstücksverkäufen. Der operative Cashflow profitierte von der verbesserten Ergebnissituation, wurde jedoch durch den volumenbedingten Bestandsaufbau negativ beeinflusst. Die Nettofinanzposition, das heißt der Saldo aus liquiden Mittel und Finanzverbindlichkeiten, stieg zum Ende des Berichtszeitraums auf 51 Mio. € an (Vorjahr: 11 Mio. €). Fortschritte verzeichnet Heidelberg bei der Eigenkapitalquote, die neben dem Anstieg des Rechnungszinssatzes für Pensionen im Inland und der planmäßigen Neubewertung von Grundstücken vor allem aufgrund des positiven Nachsteuerergebnisses zum Geschäftsjahresende auf rund 23 Prozent zulegte (Vorjahr: 11 Prozent).

Positive Umsatzentwicklung

Dank eines starken Schlussquartals lag der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 mit rund 2,435 Mrd. € leicht über dem prognostizierten Wert von rund 2,3 Mrd. € (Vorjahr: 2,183 Mrd. €). Insbesondere ein starkes Wachstum im Segment Packaging Solutions trug zum Ergebnis bei. Der Auftragsbestand lag zum 31. März 2023 mit rund 848 Mio. € auf einem weiter hohen Niveau (Vorjahr: 901 Mio. €).

Beim EBITDA machten sich insbesondere Preisanpassungen und die positive Umsatzentwicklung bemerkbar. Die EBITDA-Marge übertraf mit 8,6 Prozent den angestrebten Wert von mindestens 8 Prozent. Bereinigt um die darin enthaltenen Erträge aus dem Verkauf von Anlagevermögen lag die EBITDA-Marge bei 7,2 Prozent (Vorjahr: 5,1 Prozent). Das Ergebnis nach Steuern lag bedingt durch das höhere absolute EBITDA sowie einmalige Entlastungen im Finanz- und Steuerergebnis bei 91 Mio. €. Dementsprechend überstieg es die Prognose einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (33 Mio. €) deutlich und lag auch oberhalb der Markterwartung, die die Prognose im Geschäftsjahresverlauf bereits übertroffen hatte.

Verpackungsbereich macht rund 50 % des Umsatzes aus

Insbesondere der Verpackungs- und Etikettendruck verzeichnet dank einer global steigenden Nachfrage nach verpackten Waren ein Wachstum und ist für Heidelberg ein wichtiges Kernsegment. Rund die Hälfte des Umsatzes erzielt das Unternehmen bereits heute im Segment Packaging Solutions. In den letzten Jahren konnte dieser Anteil sukzessive ausgebaut werden, auch getragen durch Innovationen. Mit der neuen Bogenoffsetgeneration der Speedmaster XL 106 können insbesondere Faltschachtelhersteller ihre Nettoleistung um bis 10 Prozent steigern. Das komplett neu entwickelte Flexorollendrucksystem Boardmaster verdoppelt die Produktivität im preissensitiven Faltschachteldruck im Vergleich zum Vorgängermodell und ist für Heidelberg eine Technologie, die Strategie und Wachstum stützen soll.

Gemäß seiner Strategie setzt Heidelberg auch auf Wachstum im Digitaldruck: Mit rund 6 Prozent legt hier das Segment im Etikettenmarkt am stärksten zu. Hier will das Unternehmen mit der Gallus One, dem ersten volldigitalen und stark automatisierten Etikettendrucksystem, seine Position ausbauen.

Mit seinen Ladelösungen für Elektroautos hat sich Heidelberg mit seiner Tochtergesellschaft Amperfied GmbH im Bereich der Privathaushalte in Deutschland erfolgreich im Wachstumsmarkt der E-Mobilität positioniert. Um künftig eine größere Kundenbasis anzusprechen, wird die Expansion ins europäische Ausland weiter vorangetrieben. Zudem wird das Produktportfolio um eine Wallbox mit Solarfunktion erweitert, um vom Trend der zunehmenden privaten Photovoltaik-Installationen zu profitieren.

Aussicht 2023/2024: Preissteigerungen beabsichtigt

In Abwägung der Chancen und Risiken sowie unter der Annahme, dass die Weltwirtschaft nicht schwächer als von den Instituten vorhergesagt wächst – oder gar in eine Rezession läuft –, erwartet das Unternehmen einen Umsatz für das Geschäftsjahr 2023/2024, der dem Wert des Vorjahres entspricht (Vorjahr: 2,435 Mrd. €). Gleichzeitig wird unterstellt, dass sich die für die Geschäftstätigkeit wesentlichen Wechselkurse nicht substanziell verändern.

In der Ergebnisentwicklung dürften sich insbesondere die steigenden Produktionskosten negativ auswirken. Dabei ist zu erwarten, dass auch die Energiekosten gegenüber dem Vorjahr, das von günstigen Sicherungsgeschäften profitierte, steigen werden. Zur Kompensation dieser Effekte beabsichtigt Heidelberg auch weiterhin die Preise seiner Produkte zu steigern. Die bereinigte EBITDA-Marge wird daher auf dem Wert des Vorjahres erwartet (Vorjahr: 7,2 Prozent). Die Ergebnisentwicklung in den Segmenten Print und Packaging Solutions dürfte dem jeweiligen Markttrend folgen. Der Ergebnisbeitrag des Segment Technology Solutions wird leicht besser als im Vorjahr erwartet.