Der Umsatz der Heidelberger Druckmaschinen AG liegt nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 mit 1,289 Mrd. Euro rund 24 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum (1,69 Mrd. Euro) zurück. Der Auftragseingang liegt bislang mit 1,421 Mrd. Euro um 25 % unter Vorjahr. Der Konzern sieht aber Licht am Horizont, weil das Minus sich im 3. Quartal auf nur noch 12 % reduziert hat. Im Monat Dezember lag der Auftragseingang sogar erstmals wieder in diesem Geschäftsjahr über dem Vorjahreswert. Der Auftragsbestand stieg um 55 Mio. Euro gegenüber dem Vorquartal auf 682 Mio. Euro an.
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„Auch wenn das Marktumfeld nach wie vor herausfordernd bleibt“ – so eine Pressemitteilung –, würden sich im dritten Geschäftsquartal bei Heidelberg weitere Erholungstendenzen zeigen. Nachdem bereits zuvor der chinesische Markt annähernd das Vorkrisenniveau erreicht habe, nähere sich auch Europa „wieder dem gewohnten Niveau an“.
Das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis legte im Jahresvergleich trotz geringerer Umsätze von 117 Mio. Euro auf 147 Mio. Euro zu. Kostenseitig halfen einerseits die Nutzung von Kurzarbeit sowie die Kosteneinsparungen aus den eingeleiteten Transformationsmaßnahmen, die sich nach drei Quartalen auf rund 60 Mio. Euro summierten. Zudem wirkten sich Erträge von 73 Mio. Euro aus der Neuordnung der betrieblichen Altersversorgung für die Beschäftigten in Deutschland sowie aus den Verkäufen der belgischen Tochter CERM (rund 8 Mio. Euro) und des belgischen Standorts für Druckchemikalien (rund 11 Mio. Euro) positiv aus. Im 3. Quartal lag das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis bei 50 Mio. Euro und die EBITDA-Marge ohne Restrukturierungsergebnis bei 10,4 Prozent. Das EBIT ohne Restrukturierungsergebnis lag nach neun Monaten mit 88 Mio. Euro ebenfalls über den Vorjahr (46 Mio. Euro).
Im Wesentlichen führten Aufwendungen für Transformationsmaßnahmen zu einem Restrukturierungergebnis von minus 38 Mio. Euro (Vorjahr: minus 8 Mio. Euro). Inklusive leicht höherer Finanzaufwendungen erzielte Heidelberg nach drei Quartalen einen „kleinen Gewinn“ (so CEO Rainer Hundsdörfer) von 3 Mio. Euro – nach einem Verlust von zehn Mio. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Zu den erwähnten „Transformationsmaßnahmen“ gehören die Einstellung von „unprofitablen Produktlinien“ (Bogenoffset-Großformat sowie die Digitaldruckmaschine Primefire), die das Ergebnis bislang mit rund 50 Mio. Euro pro Jahr belasteten, sowie der Abbau von weltweit rund 1.600 Stellen bis 2023 (davon knapp 1.000 in diesem Geschäftsjahr), was gemeinsam mit weiteren Einsparungen bei Sach- und Personalkosten zu Einsparungen von mehr als 170 Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2022/23 führen soll. Heidelberg hatte zum Ende des Jahres 2020 noch 10.663 Mitarbeiter. Am Standort Wiesloch-Walldorf wurden Grundstücke sowie in Heidelberg das Gebäude der Print Media Academy verkauft, wofür die Erwerber laut Unternehmen insgesamt mehr als 60 Mio. Euro bezahlt haben.
Gallus bleibt, Wallboxen in eine eigene Firma
Gallus, der Hersteller von Etikettendruckmaschinen, soll nach dem gescheiterten Verkauf an die Schweizer Benpac Holding bis auf weiteres im Heidelberg-Konzern verbleiben – als eigenständiges Unternehmen. Zwar fehlt Heidelberg nun der geplante Verkaufserlös von 120 Mio. Euro Man werde sich aber – so CEO Rainer Hundsdörfer – an dem „sehr guten Ergebnisbeitrag“ von Gallus „erfreuen“.
Die Hoffnung darauf, dass die Fertigung von Wallboxen zum Aufladen von E-Autos die Abhängigkeit Heidelbergs von der Druckindustrie reduziert, hat in den vergangenen Wochen den Aktienkurs des Unternehmens beflügelt. Die Produktionskapazitäten der Heidelberg-Wallboxen soll bis April 2021 verdoppelt werden. Im laufenden Geschäftsjahr bringt dieser Geschäftszweig dem Konzern rund 15 Mio. Umsatz. Das Wallbox-Geschäft soll laut CEO Rainer Hundsdörfer in eine eigene „legale Einheit überführt werden“. Man sei auch offen für Partnerschaften.