Sechs Gäutschlinge landen im Wasserbottich

Ökodruckerei Gugler: Gautschen mit Bio-Cocktail

Sechs Gugler-Lehrlinge wurden beim Gautschen "von ihren Lehrsünden freigewaschen", um in den Gesellenstand aufgenommen zu werden.
Sechs Gugler-Lehrlinge wurden beim Gautschen "von ihren Lehrsünden freigewaschen", um in den Gesellenstand aufgenommen zu werden.(Bild: www.gugler.at)

„Packt ihn!“ – und heutzutage natürlich auch „Packt sie!“. So tönte der Startschuss des Gautschmeisters bei der Gautschfeier der Ökodruckerei Gugler DruckSinn im niederösterreichischen Melk. Für die „Kornuten“ hieß es nun laufen und zwar schnell und sich wehren, was das Zeug hält. Doch es half alles nichts, am Ende landete jeder der Gäutschlinge auf einem saftig-triefendnassen Schwamm und ward schließlich im großen Wasserbottich heftig untergetaucht, bis äußerlich nichts mehr ungewaschen blieb.

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Historische Kostüme sind beim Gautschen Pflicht – sie erinnern an den Stolz der Zunft auf ihre jahrhundertealte bedeutungsvolle Kunst.
Historische Kostüme sind beim Gautschen Pflicht – sie erinnern an den Stolz der Zunft auf ihre jahrhundertealte bedeutungsvolle Kunst. (Bild: WWW.GUGLER.AT)

Es war ein feuchtes, aber vor allem fröhliches Fest, als die Lehrlinge des grafischen Gewerbes („Kornuten“) rituell in den Stand des Gesellen aufgenommen wurden. Die farbenfrohen prächtigen Originalkostüme erinnerten an das Erbe Gutenbergs und den besonderen Stolz, den Setzer und Drucker auf ihre Jahrhunderte alte bedeutungsvolle Kunst ihres Schaffens bis heute haben. Der Dudelsackspieler Arnulf Zeilner sorgte für historisch-musikalische Begleitung.

Der Dudelsackspieler Arnulf Zeilner sorgte für historisch-musikalische Begleitung.
Der Dudelsackspieler Arnulf Zeilner sorgte für historisch-musikalische Begleitung. (Bild: WWW.GUGLER.AT)

Das Gautschen ist ein 500 Jahre alter Brauch der „schwarzen Zunft“. Eigentlich beschreibt es das Auspressen des Wassers beim Papierschöpfen, aber auch die zeremonielle Wassertaufe zum Lehrabschluss: Durch das Eintauchen ins kalte Nass sollen die Kornuten vom Unfug, Murkserei und sonstigen „Lehrsünden“ äußerlich reingewaschen werden – und sind damit dem Gesellenstand würdig.

Dann gehts zur innerlichen Reinigung, dem „Gautschmenü“: ein halber Liter Bier, ein viertel Liter Wein und ein achtel Liter Schnaps plus eine Zigarre galt seinerzeit als Maß für Männlichkeit, schreibt die österreichische Druckerei in ihrer Pressemitteilung. Gugler habe “diese leicht überkommenen Werte in die Neuzeit überführt” und so wurde “alternativ ein alkoholfreier Bio-Cocktail aus drei farbgleichen Getränken angeboten und die Fertigkeit des Wutzelns einer selbst gedrehten Bio-Kräuterzigarette auf die Probe gestellt”.

“Das Männlichkeitsbild hat sich gewandelt”

Ernst Gugler, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens: „Heute gilt ein Mann nicht mehr als Mann, nur weil er möglichst viel Alkohol verträgt. Das Männlichkeitsbild hat sich gewandelt. Dem wollten wir mit dieser Ritus-Änderung Rechnung tragen“.

Neben den Kornuten gab es auch Ehrengäutschlinge und Freiwillige: Ernst Gugler mit Gautschteam genossen das kalte Nass als Abkühlung.
Neben den Kornuten gab es auch Ehrengäutschlinge und Freiwillige: Ernst Gugler mit Gautschteam genossen das kalte Nass als Abkühlung. (Bild: WWW.GUGLER.AT)

Insgesamt sechs Lehrlinge aus den Bereichen Druck, Druckvorstufe, Mediendesign wurden dieses Jahr bei Gugler gegautscht: Philipp Brandstätter, Phillip Fasching, Maximilian Heinreichsberger, Daniel Lebesmühlbacher, Viktoria Röska und Raphael Till. Auch einem „Ehrengäutschling“ wurde dies überraschend zuteil – dem Finanzchef Arno Ettenauer, „weil er doch so manches Projekt abdrehte“, wetterte der Gautschmeister.

Alle Gugler-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen waren Zeugen der Zeremonie – und freuten sich im Anschluss über Sommerfest und Grillerei im großen Gugler-Garten.

Kommentar zu diesem Artikel

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  1. Ein toller Brauch!
    Das erinnert mich an meine Gautschfeier vor 55 Jahren.
    Herzlichen Dank für den schönen Beitrag!

    Mit freundlichen Gruß
    Walter Bauer