Geschäftsbetrieb steht still

J. Fink Druck GmbH: Mehrere Krankenkassen stellen Insolvenzanträge

Wegen nicht gezahlter Krankenkassenbeiträge ist die J. Fink GmbH im vorläufigen Insolvenzverfahren. (Bild: DD-Archiv)

Mehrere Krankenkassen haben Insolvenzanträge gegen die Druckerei J. Fink Druck GmbH in Ostfildern gestellt. Hintergrund sind nicht abgeführte Krankenkassenbeiträge. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Kanzlei Schultze & Braun vom 17. Juli hervor. Das Amtsgericht Esslingen eröffnete ein vorläufiges Insolvenzverfahren und bestellte Rechtsanwalt Dr. Dietmar Haffa zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Die J. Fink Druck GmbH gehört dem finnischen Private-Equity-Unternehmen Printers Group Oy.

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Dr. Haffa verschaffte sich, wie es heißt, einen ersten Überblick über die Lage des Unternehmens. „Die Mitarbeiter, mit denen ich sprechen konnte, haben mitunter seit April Teile Ihres Lohnes nicht mehr erhalten. Offenbar wurde Kurzarbeitergeld beantragt und auch genehmigt, aber vom Unternehmen nicht an die Mitarbeiter weitergereicht“, berichtet Dr. Haffa. Die Mitarbeiter sind deshalb größtenteils auch nicht mehr im Unternehmen.

Zwar haben die noch rund 50 Mitarbeiter aufgrund des Insolvenzverfahrens Anspruch auf Insolvenzgeld. Dies wird allerdings nur rückwirkend für drei Monate ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens, Abweisung des Verfahrens mangels Masse oder individueller Beendigung des Arbeitsverhältnisses, etwa bei fristloser Kündigung wegen Zahlungsverzugs, gewährt. Die Buchhaltungsunterlagen befinden sich laut Haffa in einem Schwesterunternehmen der Druckerei in Maichingen, sodass Haffa darauf noch keinen Zugriff habe.

Dieses Schwesterunternehmen ist die Körner Druck GmbH, deren 140 Mitarbeiter ebenfalls seit Mitte April kein Geld mehr bekommen haben. Laut einer Meldung im Böblinger Newsportal bbheute.de von Anfang Juli, wird bei Körner nicht mehr produziert.

„Der Geschäftsbetrieb in Ostfildern steht seit Anfang des Monats [Juli] still“, wird Dr. Haffa in der Pressemitteilung zitiert. Lieferanten hätten schon die Belieferung eingestellt, insbesondere wird kein Gas mehr geliefert. Die Wärmeversorgung mittels Gas ist für den Betrieb der Rollenoffset-Druckmaschinen allerdings eine unabdingbare Voraussetzung.

Wie die auf „Sale-and-Rent-Back“-Immobilientransaktionen spezialisierte Falkensteg Real Estate bereits im Januar berichtete, hat die J.Fink Druck GmbH damals ihr Betriebsgebäude in Ostfildern verkauft. “Im Rahmen der Transaktion hat die J.Fink Druck GmbH das Gebäude mit einem Triple Net Vertrag und einer 15-jährigen Laufzeit zzgl. zweimal 5 Jahre Option zurück gemietet. Das Objekt hat eine Nutzfläche von ca. 5.200 qm bei einer Grundstücksfläche von ca. 12.000 qm. (…) Bei dem Käufer handelt es sich um eine Schweizer Aktiengesellschaft.”

Die J. Fink Druck GmbH und die Körner Druck GmbH waren im Mai 2019 von der niederländischen Circle Media Group an das finnische Private-Equity-Unternehmen Printers Group Oy verkauft worden.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Warum überrascht das jetzt niemanden? War sozusagen mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Aber die Interessen lagen von Anfang an nicht im eigentlichen Druck. Nicht zu fassen, dass so etwas in Deutschland möglich ist.

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    1. 145 Jahre Firmengeschichte zählen leider in der heutigen globalisierten Welt nichts mehr, zum Schaden der Mitarbeiter.

      Die Corona-Krise in Verbindung mit dem deutschen Insolvenzrecht lädt solche Investoren eben auch dazu ein, nochmal ein Kuchenstück vom Staat (Kurzarbeitergeld) mitzunehmen und so die bereits längst fällige Schließung hinauszuzögern.

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      1. Und in der Zwischenzeit machen sie die Preise kaputt der Mitanbieter und die jetzt betroffenen Mitarbeiter schauen jetzt in die Röhre.

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      2. Eine Firma wie J.Fink wird durch ausländische Investoren an die Wand gefahren und Körner Druck gleich mitgezogen. Diese Investoren kaufen GmbH Firmen mit Schulden, haben dann ein Jahr Zeit um es „ in Ordnung „ zu bringen. Sie nutzen aber die Zeit um alle Wertsachen der Firmen zu veräußern (Grundstücke, Hallen, Maschinen), mieten diese dann wieder zurück ,damit sie irgendwie die Produktion am Laufen halten. Wahrscheinlich müssen sie noch Fristen nach dem Verkauf einhalten. Sozialversicherungen und Rentenversicherungen und vermögenswirksame Leistungen wurden auf den Lohnzettel angegeben und abgezogen aber schon längere Zeit nicht abgeführt. Lieferanten für Farbe, Papier, Energie wurden auch schon geprellt. Dadurch, dass jetzt bei Körner kein Strom und bei Fink kein Gas mehr vorhanden ist, weil die Zulieferer abgestellt haben, können beide Firmen nicht mehr produzieren. Somit sind fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Viele von Ihnen haben kein Geld mehr für Teile vom April, kompletten Mai und Juni gesehen.
        Aber der „Investor“ kassiert noch das Kurzarbeitergeld… Schade um die übrig geblieben Mitarbeiter mit bis zu 40 Jahren Betriebszugehörigkeit. Hoffentlich hat es für Sie noch ein gutes Ende.

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    2. Das was da abläuft ist für mich schlichtweg Betrug gegenüber dem Steuerzahler, Belegschaft und Lieferanten! Viel zu lange schon!
      Ich hoffe, der Verantwortliche muss hierfür geradestehen.

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      1. Da pflichte ich Ihnen natürlich bei. Allerdings wird der Verantwortliche, wie eigentlich immer, davonkommen und dieselbe Masche woanders abziehen.

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    3. Diese “Endlos-Abwärts-Teufelsspirale” im Grafischen Gewerbe scheint kein Ende zu haben! Wer ist schuld? Alle und keiner …!?
      a)
      Ich denke zum einen sind es unfähige Inhaber bzw. deren Geschäftsführer die den Wandel der Zeit hinsichtlich Digitalisierung und damit verbundener Flexibilität verschlafen haben!
      b)
      Schlichtweg Überkapazitäten-Aufbau die u.a. auch von dem schwäbischen Unternehmen mit den blauen Druck-Blechkisten vor über einem Jahrzehnt massivst initiiert wurde!
      c)
      Heuschrecken in Form von Beteiligungs-, Anlagefirmen und Fonds o.ä. die nichts anderes als Gewinnmaximierung auf Kosten der Angestellten, Lieferanten der öffentlichen Hand und des gesamten Gewerbes auf Ihre Fahnen geschrieben haben!

      Da ich als Angestellter bei sage und schreibe drei hintereinander folgenden sowie zwei “fast” Konkursen mit in den untergehenden Booten saß weiß ich wovon ich Spreche (Leider!).

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    4. Mir tut es für meine ehemaligen Kollegen, die jetzt noch bei Fink sind/waren, sehr leid. Der Insolvenzantrag war längst überfällig.
      Das ist wirklich eine ganz fiese Nummer…..

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  2. Unglaublich ist eigentlich nur, dass die Akteure, die anscheinend weder lesen noch rechnen können und scheinbar noch nie in Ihrer Buchhaltung waren,
    in Kürze als Geschäftsführer erneut auftauchen.
    Da gibt es Geschäftsführer die zweimal eine Firma an die Wand fahren um dann wieder an anderer oder gleicher Stelle wieder erscheinen.

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    1. Natürlich, das sind sogenannte GmbH-Bestatter. Das ist deren Geschäftsmodell

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  3. Der Niedergang der Druckindustrie geht weiter. Preise sind nach wie vor in einem Bereich wo Kosten nicht zu decken sind. Überkapazitäten drücken im Rollen- wie im Bogenbereich auf die Preise. Das selbe Bild zeichnet sich in der Druckverarbeitung fort. Und es ist kein Ende abzusehen!!

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    1. Herr Nething – Sie haben absolut Recht!

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      1. Das hat aber leider vor 8jahren schon angefangen nur da hat sich der insolvencverwalter noch schnell eine goldene Nase verdient da war doch schon abzusehen wo das hinführt leider sind die Angestellten immer die dummen

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    2. Hi Günther, du lebst ja noch. ?
      Das ganze ist schon seit 10 Jahren ein totgeborenes Kind. Aber das weisst du ja selbst. Gruss Andi

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  4. Geschäftsführer von Körner und Fink war wohl zuletzt ein estnischer Unternehmensberater mit Ernst & Young Hintergrund. (sind das nicht die, die gerade bei Wirecard im Fokus stehen?) Mehr Kommentar ist da wohl eher nicht nötig. Eine Riesensauerei das Ganze. Warum werden solche Übernahmen wie durch Oy nicht kritischer analysiert? Irgendjemand macht da doch garantiert richtig Geld. Und die Krankenkassen der Mitarbeiter müssen die Beiträge einklagen und die Mitarbeiter bekommen keinen Lohn.

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    1. Ja da wird richtig Kasse gemacht. Wie? Es wird alles aufgedröselt und verhökert:
      – Maschinen + Anlagen
      – Betriebsmittel + Papierlager
      – Einrichtung + Inventar
      – Fuhrpark vom Hubwagen bis zum SEL
      – Grundstücke + Gebäude
      – Bestandskunden

      Falls ich was vergessen haben sollte … Einfach mitauflisten

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    2. Was bei Fink-druck-gmbh und Körnerdruck abgelaufen ist, weiß nun so ziemlich jedermann den es betrifft. Es werden mit voller Absicht Existenzen Vieler Mitarbeiter an die Wand gefahren nur zum Zweck der Gewinnoptimierung.

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