Die bayerischen Druck- und Medienunternehmen blicken trotz zahlreicher Herausforderungen auf ein insgesamt ordentliches Geschäftsjahr 2022. Für 2023 schauen sie aber eher verhalten optimistisch in die Zukunft. Beim Bayerischen Druck- und Medientag in Grainau sahen die Unternehmer als größte Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin die Unsicherheiten auf den Papier- und Energiemärkten, die Verteuerung vieler Vorprodukte sowie die damit verbundene Zurückhaltung auf der Kundenseite. Aber auch die wachsenden staatlichen Auflagen und Reglementierungen für die Wirtschaft kritisieren die Unternehmerinnen und Unternehmer deutlich. Zudem verschärfe der zunehmende Fachkräftemangel die Lage der Druckereien zusehends.
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„Das ist schon eine toxische Mischung, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen verschlechtern, die Rohstoffmärkte von Unsicherheit und Kostenanstiegen geprägt sind, gleichzeitig unsere Kunden darauf mit Kaufzurückhaltung reagieren und wir obendrein Schwierigkeiten haben, gutes Personal zu finden“, brachte es Christoph Schleunung, Vorstandsvorsitzender des VDMB, in seiner Rede auf den Punkt. Dennoch zeigte er sich optimistisch: „Unsere Unternehmen sind es gewohnt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Da blicken wir auf eine langjährige Erfahrung zurück. Und zum Meistern von Krisen gehört es auch, sich auf die eigenen Stärken und auf die Chancen zu konzentrieren“, so Schleunung.
Als zentrale Stärke der Unternehmen sieht Schleunung deren Innovationsgeist, mit dem sie sich seit jeher immer wieder neu erfinden. Zudem sei die Faszination des Gedruckten ungebrochen. Je digitaler der Alltag werde, desto stärker wachse das Bedürfnis nach dem Authentischen, dem Analogen. Genau das verkörpere Print und so gebe es, trotz aller Herausforderungen, nach wie vor keinen Grund daran zu zweifeln, dass Print seine Stellung bei den Kunden und im Medienmix behaupten werde, ist sich Schleunung sicher.
Print ein nachhaltiger Medienkanal
Ein besonderes Augenmerk schenkte Schleunung dem Thema Nachhaltigkeit: „Printprodukte sind heute schon ein außerordentlich nachhaltiger Medienkanal. Wir verwenden einen nachwachsenden Rohstoff, der fast ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern Europas stammt. Die Wälder wachsen jeden Tag um 1.500 Fußballfelder. Mit einer Wiederverwertung grafischer Papiere von 84,3 Prozent haben wir eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, von der andere Branchen nur träumen können. Zeitungen beispielsweise werden heute zu 100 % aus Altpapier hergestellt und sind auch wieder zu 100 % recycelbar“, erläuterte Schleunung. Wer glaube, mit dem Wechsel von gedruckter Kommunikation auf Ressourcen verbrauchende digitale Kanäle der Umwelt zu helfen, sei vielfach auf dem Holzweg und betreibe Greenwashing, betonte Schleunung.
Eindringlicher Appell an die Politik
Eine eindringliche Forderung richtet der Vorsitzende des bayerischen Verbandes an die Politik: „Wir Unternehmerinnen und Unternehmer können bekanntlich nur gut wirtschaften, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Diese entwickeln sich allerdings gegenwärtig in die falsche Richtung.“ Unternehmenssteuern und Energiepreise stellen die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschlands zunehmend in Frage. „Bezahlbare Energie ist für unsere Unternehmen eine Grundvoraussetzung. Ein ermäßigter Industriestrom kann dabei eine wichtige Brückenfunktion übernehmen. Eine solche Lösung darf aber nicht am Mittelstand vorbeigehen,“ forderte Schleunung.
Zudem belaste die Politik die Unternehmen mit immer neuen Auflagen. Ob Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung oder das Hinweisgeberschutzgesetz – mit immer mehr Bürokratie lege die Bundesregierung den Unternehmen Fesseln an. Dabei sei eine Entfesselung der Wirtschaft gegenwärtig notwendiger denn je, so Schleunung. Sein Resümee: „Verlässliche und vertrauensbildende gesetzgeberische Arbeit sieht anders aus. Gerade in Krisenzeiten ist weitsichtiges, plausibles und nachvollziehbares Regierungshandeln vonnöten.“