Es ist Urlaubszeit und Sie wissen noch nicht, wohin es gehen soll? Oder Sie haben schon ein Reiseziel, suchen aber noch nach ein paar Ausflugstipps vor Ort? Sie lieben Bücher? Dann auf ins Bücherdorf.
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Als Bücherdorf gilt ein Ort, der gemessen an den sonstigen Läden über eine eine überproprtional hohe Anzahl an Antiquariaten verfügt. Meist handelt es sich dabei um Ortschaften mit geringen wirtschaftlichen Perspektiven, die im Buch eine besondere Initiative zur Wirtschaftsförderung entdeckt haben. Mit dem breiten Angebot mehrerer Antiquariate sollen Touristen und potenzielle Käufer ins Dorf gelockt werden. Neben dem stationären Buchhandel profitieren davon meist auch weitere Geschäfte sowie Kunsthandwerker und die lokale Gastronomie. Bücherdorfer gibt es weltweit. Ein paar stellen wir Ihnen kurz vor.
Das erste und bis heute größte Bücherdorf liegt in Wales, direkt an der Grenze zu England. Hay-on-Wye beherbergt neben ca. 2000 Einwohnern insgesamt 25 Buchhandlungen. Und auch sonst lässt es sich hier bummeln, schauen und kaufen: in Galerien, Boutiquen, Kunstmanufakturen etc.
Auch das ist was für Liebhaber: am 13. August findet die Vintage Steam Ralley statt, bei der jede Menge historische Dampflokomotiven, Nutzfahrzeuge, Oldtimer und Klassiker, Traktoren, Motor- und Tretfahrräder, Stationärmotoren oder historische zu sehen sein werden.
Auf ca. 300 Einwohner kommen hier etwa 15 Buchhandlungen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden hier zahlreiche Bauernhöfe aufgekauft, liebevoll restauriert – und zu Antiquariaten und Buchhandlungen umgestaltet. Als Logo hat sich das im Département Meurthe-et-Moselle in der Region Grand Est gelegene Dörfchen ein als Haus stilisiertes aufgeschlagenes Buch gegeben. Wer zufällig am kommenden Wochenende 29./30. Juli in der Gegend ist, kann zudem das Comic-Festival besuchen, zu dem Autoren aus Frankreich und Italien kommen werden.
Ganz im Süden im Département Aude in der Region Okzitanien ist Montolieu gelegen, eine Gemeinde mit etwa 830 Einwohnern und 15 Buchläden. In kleinen Ateliers wird zudem die Buchherstellung betrieben – als Kunsthandwerk oder Restaurationswerkstatt versteht sich, nicht im industriellen Maßstab. Kleine Manufakturen für Töpferei oder Schmuck ergänzen das schmucke Dorf.
Randnotiz: Bestseller-Autor Patrick Süßkind hier mal eine Zeit verbracht.
In der in der Gemeinde Libin in der Provinz Luxemburg in Wallonien liegt Redu mit seinen 400 Einwohnern und etwa 20 Buchläden. Am 5. August lädt das Dörfchen zur Nacht der Bücher ein. Und wer noch etwas anderes als Bücher sehen möchte, findet in der Nähe in einem Talkessel die Satelliten-Bodenstation Redu. Sie gehört zu ESTRACK, dem Netzwerk der Bodenstationen der Europäischen Weltraumorganisation. An der Autobahnausfahrt liegt zudem das als Museum und Konferenzzentrum genutzte Euro Space Center.
Die nordspanische Gemeinde Uruena in der Provinz Valladolid in der Autonomen Region Kastilien-León war schon Gegenstand eines fünfminütigen ARD-Beitrags und eines SZ-Artikels. Auf die gerade mal 100 Einwohner kommen zehn Buchläden. Offenbar haben die Buchläden die Abwanderung der Einwohner in die Städte gebremst, denn nun ist das Dörfchen ein Anlaufpunkt für Besucher. Neben den vielen Buchhandlungen sehenswert: ein Büchermuseum mit 50.000 Büchern – alte Schriften und überlieferte Erzählungen aus ganz Spanien.
Auch Norwegen hat ein Bücherdorf- oder genauer gesagt eine Bücherstadt. Das an der norwegischen Südküste gelegene Örtchen Tvedestrand besitzt seit 1997 Stadtrechte. Und außerdem ca. 20 Antiquariate. Laut Wikipedia werden auf mehr als 7,5 Kilometern Buchregallänge werden mehr als 300.000 Bücher angeboten. Außerdem kann, wer dort für einen Stopp plant, das angeblich schmalste Haus Norwegens anschauen, das aufgrund seiner Architektur “Strykejernet – das Bügeleisen“ genannt wird.
Noch viel mehr Bücherdörfer und -städtchen und damit mögliche Ausflugsziele finden sich übrigens auf Wikipedia. Schöne Ferien.