Arbeitgeber mahnen "Tarifabschluss mit Augenmaß" an
Papier- und Pappeverarbeitung: Tarifverhandlungen gestartet
von Redaktion,
Für die rund 100.000 Beschäftigten in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (PPKV) ist die erste Verhandlungsrunde am Dienstag, 28. Januar 2025, in Berlin ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft Verdi fordert 7,5 Prozent mehr bei Löhnen, Gehältern und Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Diese Forderung lehnten die Arbeitgeber in dieser Höhe ab. Nach rund fünfstündigen Gesprächen wurden die Verhandlungen vertagt.
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Der HPV-Verhandlungsführer Jürgen Peschel spricht von einer “außerordentlich schwierigen” Situation der Branche: „Dies ist nach Corona und der zwischenzeitlich hohen Inflation die dritte Tarifverhandlung, die wir in einem Krisenmodus führen. Anders als bei den vorhergehenden Herausforderungen sehen wir uns aktuell mit einer verfestigten Rezession der Branche konfrontiert, die für viele Unternehmen existenzbedrohende Ausmaße angenommen hat.”
Vor diesem Hintergrund sei die Forderung Verdis aus Arbeitgebersicht viel zu hoch. “Wir wissen, dass es bei unseren Beschäftigten Bedarf für Entgeltsteigerungen gibt, deshalb verschließen wir uns nicht dem Wunsch nach einer Lohnerhöhung. Allerdings muss eine solche Erhöhung für die Unternehmen leistbar sein und vor allem die wirtschaftlichen Rahmendaten berücksichtigen.“
Die aktuellen wirtschaftlichen und branchenspezifischen Kennzahlen erforderten einen Tarifabschluss mit Augenmaß: Die Auftragslage der Unternehmen sei schlecht und sei ist auch keine Besserung in Sicht. Betriebsschließungen, Insolvenzen und Betriebsverlagerungen ins Ausland könnten künftig durch einen überzogenen Tarifabschluss weiter forciert werden, befürchtet die Arbeitgeberseite. Zudem ist die Hochinflationsphase vorbei, die Teuerungsrate hat sich auf einemüblichen Niveau eingependelt.
„Zügiger Abschluss das Gebot der Stunde“
„Deshalb sei ein zügiger Abschluss das Gebot der Stunde“, betonte Peschel. „Er gibt den Unternehmen Planungssicherheit in der Krise. Für die Belegschaften rückt aktuell stärker in den Fokus, die sicheren Arbeitsplätze nicht noch durch zusätzliche Faktoren zu gefährden.“
Der Verdi-Verhandlungsführer Frank Schreckenberg entgegnet dem: „Im Krisenzeitraum seit 2020 beträgt der Reallohnverlust für die Beschäftigten in der Papierverarbeitung über drei Prozent. Die Lohn- und Gehaltsentwicklung in der Papierverarbeitung darf nicht hinter der der anderen Branchen zurückbleiben.“
Die Verdi-Tarifforderungen der Verhandlungskommission seien auf Grundlage einer umfangreichen Befragung von Beschäftigten aus über 100 Betrieben in der Papierverarbeitung aufgestellt worden, schreibt die Gewerkschaft. Zugrunde gelegt habe man die Inflationsrate, die 2024 zwar zunächst zurückgegangen sei. Allerdings hätten die Preissteigerungen im vierten Quartal 2024 wieder deutlich angezogen.
„Eine sinkende Inflationsrate bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Preise sinken. Insbesondere die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen – Dinge, auf die die meisten von uns nicht verzichten können – verharren auf einem hohen Niveau deutlich über der Inflationsrate. Letztlich kann dem anhaltenden Fachkräftemangel in unserer Branche nur durch eine spürbare Entgeltsteigerung entgegengewirkt werden“, so Schreckenberg.
Die zweite Verhandlungsrunde findet am 18. Februar 2025 in Berlin statt.