Ein Podcast „von Druckern für Drucker“. Ein Inhouse-Symposium, bei dem ebenfalls lauter Kollegen und Wettbewerber im Publikum sitzen. Regelmäßige Gautschfeiern, bei denen sich gerne auch Kunden anschließen. Das Eigenmarketing bei Rudolph Druck in Ebertshausen nahe Schweinfurt ist ungewöhnlich. So wie sein Geschäftsführer Veit Rudolph.
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„Frontrunner“ für die Druckindustrie
Authentisch sein ist ein „Buzzword“ dieser Zeit. Bei Veit Rudolph hat man nicht das Gefühl, dass er sich je verbogen hat. Nicht als Unternehmer, nicht als Mensch, nicht bei seinem Marketing, für das er im November in der Kategorie „Kreativste Selbstvermarktung des Jahres“ mit einem Druck & Medien Award ausgezeichnet wurde. Den Preis gab es für eine eher klassische mehrstufige Mailing-Kampagne in eigener Sache.
Einfach mal machen
Ist Rudolph also ein cleverer Marketingmann? Der 37-jährige Druckunternehmer setzt bei der Vermarktung auf pragmatische Ansätze und einen unkonventionellen Stil: Er probiert Dinge aus und lernt aus den Ergebnissen.
Im elterlichen Unternehmen hatte er 2005 angefangen, Drucker zu lernen und diese Lehre dann in der Klosterdruckerei der Abtei Münsterschwarzach fortgesetzt, wo auch manch anderes Unternehmerkind zur Ausbildung hingeht. Weil da offensichtlich das Thema „Konkurrenz“ nicht als hinderlich empfunden wird.
Zu Konkurrenten hat auch Rudolph ein äußerst unverkrampftes Verhältnis. Schnell hat er auf Befragen das Beispiel Reinhold Würth bei der Hand, der seinen Konkurrenten jederzeit alle Informationen zukommen lässt, wohlwissend dass sein Geschäftsmodell nicht kopierbar ist. Ähnliches scheint auf Rudolph Druck zuzutreffen. Im Gegensatz zur Vermarktung des Unternehmens geht man bei der Marktbearbeitung und der Akquise von Kunden sehr wohl durchdacht vor. In den vergangenen Jahren hat sich das unterfränkische Unternehmen auf Bücher in Kleinauflagen spezialisiert und offenbar eine Nische abseits der großen und bekannten Wettbewerber gefunden.
„Bei uns darf nicht nur jeder alles sagen,
die Mitarbeiter tun das auch.“
Gedruckt wird nur noch im Digitaldruck auf Maschinen von Canon und Ricoh. Die Spezialisierung ist das Ergebnis mehrerer Inhouse-Workshops, zu denen sich Veit Rudolph und sein Vater Günter dreimal jährlich mit allen Mitarbeitern zurückziehen. „Bei uns darf sich wirklich jeder sich zu allem äußern“, gibt Veit Rudolph Einblick in diese Veranstaltungen. Seit einigen Jahren geht es steil bergauf mit Rudolph Druck.
Glück hatte man zweifellos mit dem Zeitpunkt der Installation einer Canon Varioprint iX 3200, dem inzwischen wichtigsten Produktionsmittel der Digitaldruckerei. Ursprünglich sollte schon 2019 investiert werden, kurz vor der Pandemie. Das wäre fatal gewesen, räumt Veit Rudolph ein.
Nicht rumjammern
Wenn man mit Veit Rudolph über seine Branche redet, fällt immer wieder der Satz, man solle nicht „so viel rumjammern“. Die Druckbranche sei doch „geil“ und biete jede Menge Chancen für aktive Unternehmer.
Mit einem Podcast namens „Seitenweise Erfolg“, den er im April 2024 gestartet hat, will Rudolph die Druckbranche nach außen als so positiv darstellen, wie er sie wahrnimmt. Gesprächspartner in den bisher acht Folgen sind andere Unternehmer, die zum Teil gerade ebenfalls im medialen Rampenlicht stehen – wie Stefan Mail oder Martina Brakemeier. Veit Rudolph erklärt schon in der „Folge 0“, dass in seinem Podcast einfach drauflos geredet wird. Das kann dann schon mal zu einem 1,5 Stunden langen Werk führen, wie etwa der Dialog mit Etikettendrucker Stefan Mail.
Mit dem bayrischen Verbandsgeschäftsführer Holger Busch hat sich Rudolph ebenfalls unterhalten. Auf die Frage nach Rezepten für erfolgreiches Unternehmertum äußert Busch die Vermutung, dass es gilt, „Antworten auf die Schlüsselfragen unserer Zeit“ finden. Als solch ein Schlüssel darf inzwischen die Fähigkeit gelten, die richtigen Mitarbeiter bzw. Auszubildenden zu gewinnen. Oder wenigstens seine offenen Stellen besetzen zu können. Veit Rudolph hat damit keinerlei Probleme. Nach dem Neustart am Ende der Corona-Pandemie hatte sein Unternehmen zwölf Mitarbeiter, inzwischen sind es 28. Gefunden hat er seine Neuzugänge fast ausnahmslos über Social-Media-Kanäle, von denen er Instagram und Facebook konsequent bedient. Und dort, so seine Erfahrung, müsse man „gnadenlos ehrlich sein“ und mit Problemen der Branche oder des Unternehmens offen umgehen.
Regelmäßige Gautschfeiern
Doch Veit Rudolph lässt sich nicht auf diese vermeintlich zeitgeistigen Kanäle einengen. Schon früh hat er die Einzigartigkeit und Außenwirkung von Gautschfeiern erkannt – auch wenn er das heute herunterspielt und sagt, er feiere eben gerne. Gegautscht wird bei Rudolphs schon lange und regelmäßig. Und nicht selten hängen sich Kollegenbetriebe oder gar Kunden an, die von diesem Ritual ebenso fasziniert sind.
Um den Kundenkontakt zu intensivieren und das eine oder andere Hindernis in der täglichen Zusammenarbeit zu beseitigen, hatte Rudolph dann vor einigen Jahren sein erstes „Rudolph Druck Print Symposium“ gestartet, damals noch als Fortbildungsmaßnahme auch für Kunden gedacht und konzipiert. Nachdem sich schon immer andere Druckereien mit eingemogelt hatten, mutierte die Veranstaltung zu einem Symposium „von Druckern für Drucker“. Was unter dem Gesichtspunkt Kundengewinnung wenig hilfreich ist, aber inzwischen gehört auch das RDPS irgendwie zum Selbstvermarktungspaket des Unternehmens.
„Tue Gutes und rede darüber“ ist noch immer das Leitmotto jeglicher PR. Veit Rudolph jedenfalls schafft es, im Gespräch zu bleiben und dabei viel Positives über die Druckbranche zu verbreiten. Das sollte sogar dem Wettbewerb gefallen.
VEIT RUDOLPH
ist zusammen mit seinem Vater Günter Geschäftsführer der Rudolph Druck GmbH & Co KG im unterfränkischen Ebertshausen. 2005 stieg er als Druckerlehrling in den elterlichen Betrieb ein, 2013 startete er das Digitaldruckzentrum in der Schweinfurter Innenstadt. Der 37-jährige ist überzeugtes Verbandsmitglied und bestrebt, die beruflichen Aufgaben von Montag bis Freitag zu bewältigen, damit das Wochenende der Familie gehört.
Das Porträt von Veit Rudolph gehört zu einer Reihe von Interviews und Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“.
Sein Porträt sowie Reportagen über weitere Menschen, deren Herz heftig für Print schlägt, finden Sie in Ausgabe 16/2024 von Deutscher Drucker. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.