SMP special multi packaging investiert in Heidelberg Speedmaster XL-106-6-LX
von Redaktion,
Farbsicherheit ist ein heißes Eisen“, weiß Roland Schneider, Geschäftsführer der SMP special multi packaging aus Essen. Es wird keinen Drucker geben, der ihm diesbezüglich widerspräche. Schneider aber bedruckt Faltschachteln für die pharmazeutische Industrie. „Da gibt es nur zwei Qualitätsstufen: 100 Prozent oder Makulatur.“
Dabei liegt Schneider die Arbeit mit Farben wahrlich im Blut. 2006 ging die SMP als Dienstleister für die Home-Entertainment-Industrie an den Start – mit DVD/BluRay- und CD-Einlegern. Es war die Phase der wachsenden Filmsammlungen und SMP bewies nicht nur mit diesem Einstieg ein gutes Näschen.
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2012 stieg das Druckhaus in die Herstellung von Plattencovern ein. Die Schallplatte, für die längst die Nachrufe verfasst worden waren, kehrte zurück und SMP war zur Stelle. Da der Verkauf digitaler Bildtonträger jedoch seit Jahren rückläufig ist, hat SMP 2020 Thomas Walz ins Haus geholt. Der Betriebswirt arbeitet seit Jahrzehnten im Bereich Pharmaverpackung, und der Enthusiasmus der Essener, deren Gestaltungsideen und die Aussicht, etwas aufbauen zu können, reizten ihn. „Wir haben in diesem Bereich bei Null, aber mit Herzblut angefangen.“ SMP hat Produktionsprozesse entwickelt, mit denen sie in sehr kurzer Zeit Faltschachtelaufträge von Auftragseingang bis Lieferung erledigen können. Wie das genau funktioniert, bleibt ein Betriebsgeheimnis; kein Geheimnis sind jedoch die hohen Anforderungen an den Druck, die seit Februar eine neue Heidelberg Speedmaster XL-106-6-LX erfüllt.
Farbmanagement in Perfektion
Perfektes Farbmanagement sollte ein Standard sein. Warum aber ist man in der Pharmabranche noch einen Tick pingeliger?
Jede Dosierung eines Medikaments kann durch eine spezifische Farbe auf der Verpackung oder der Faltschachtel gekennzeichnet sein. Manchmal werden auch verschiedene Medikamente oder Darreichungsformen innerhalb einer Produktreihe farblich gekennzeichnet. Die Farbpaletten sind derweil riesig, „wir nehmen beim Druck 50 bis 60 Farbwechsel pro Woche vor“, so Roland Schneider. Diese Anforderungen waren es schließlich, die den Ausschlag für die Investition in die neue Heidelberger-Maschine gegeben haben. „Die Kunden erwarten LAB-Kontrollsysteme. Sie erwarten Protokolle. Sie erwarten, dass diese digital vorliegen.“
„Heidelberg konnte hier“, freut sich Sales Manager Wilfried Munkelt, „besonders mit dem Inline-Farbmesssystem Inpress Control 3 punkten.“ Das Alleinstellungsmerkmal der spektralen Messung von Heidelberg kann besonders bei Sonderfarben eine minimale Makulatur und Reprodroduzierbarkeit garantieren. Alle Farbdaten sind über die zentrale Farbdatenbank erfasst. Diese werden selbstverständlich auftragsbezogen in einem Report erfasst. Mit der Maschine ist der Leitstand, das Prinect Press Center XL für Daten- und Farbmanagement, in die Essener Druckerei eingezogen. Sechs Druckwerke und ein ausgetüfteltes Farbmesssystem sind aber noch nicht genug, um den Anforderungen der Kunden zu genügen. So ist Puder im Druckeinsatz verpönt. „Puderpartikel können leicht in die Umgebung gelangen und die Schachteln kontaminieren“, führt Thomas Walz aus. Durch LED-UV- oder Infrarot- und Heißlufttrocknung könnte der Pudereinsatz kompensiert werden. Die Essener haben jedoch eine Lösung über das Feuchtwerk gefunden, um den Einsatz von Puder zu vermeiden. Man hat mit dem Chemiebaukasten gespielt, doch auch hier gilt: Man hält sich bedeckt.
Bedarfsgerechte Finanzierung
Im Februar wurde das System installiert, seit Mai sind die Mitarbeiter auch fit in der Bedienung. Das Heidelberg-System ersetzt eine Vorgängermaschine eines Marktbegleiters. „Wir sind mit dem Tempo der neuen Maschine erst nicht mitgekommen“, erzählt Roland Schneider. „Wenn man zwölf Jahre an einem anderen System gearbeitet hat, dann ist die Arbeit mit der Heidelberg zunächst eine Umstellung.“
Inzwischen sind sie aber bestens in der Maschine „drin“, mit der die Essener pro Monat etwa 3.500 Euro an Energiekosten gegenüber dem Vorgänger einsparen. Das ist eine ordentliche Summe. Es ist aber auch kein Geheimnis zu erwähnen, dass solch ein Drucksystem nicht beim Discounter im Regal der Freitagsangebote steht. Das Problem: „Mit der Hausbank lässt sich solch ein System kaum finanzieren. Es fehlt an Verständnis für die Notwendigkeiten und beim derzeitigen Zinsniveau ist eine Finanzierung kaum machbar.“ Es sei denn, man geht zu einer Spezialistin wie Bettina Grohmann von der Elbe-Leasing GmbH, die nicht nur die grafische Industrie kennt, sondern als Fördermittelexpertin auch genau weiß, welche Mittel für welche Projekte zur Verfügung stehen beziehungsweise „an welchem Punkt Unternehmen ihrerseits ansetzen müssen, um Fördermittel beantragen zu können.“
Das ist aber nicht alles: „Die Planung eines Systems“, ergänzt Elbe-Leasing Geschäftsführer Thomas Grübner, „ist ein Prozess, also muss auch die Finanzierung Teil dieses Prozesses sein.“ Und im Fall des Drucksystems in Essen dauerten die Planungen insgesamt ein Jahr von der Auftragsvergabe bis hin zur Aufstellung – nicht zuletzt aufgrund der Anpassung der Maschine an die spezifischen Anforderungen des Verpackungsdrucks für die Pharmazie. Hier braucht es einen Partner, der die individuellen Belange der Druckerei, des Herstellers und der Förderer kennt, sie miteinander in Einklang bringt und auch mal als Vermittler auftritt, so Roland Schneider. Die SMP hat sich inzwischen übrigens bestens im Pharma-Packaging-Geschäft etabliert. Im Februar 2021 bezog Thomas Walz sein Büro, im März wurde bereits der erste Pharmakunde bedient. Inzwischen sind es 60 Firmen (Pharma und Healthcare), für die der Produktionsstandort Essen umgebaut wurde – um Pharma und Home Entertainment räumlich gänzlich voneinander zu trennen.