In zwei Monaten startet die Drupa 2024. Deutscher Drucker befragte die Drupa-Direktorin Sabine Geldermann zum Stand der Vorbereitungen, zu ihrer Einschätzung der globalen Druckwirtschaft und was die Messebesucher von der diesjährigen Weltleitmesse der Druckindustrie erwarten können. Sabine Geldermann ist bei der Messe Düsseldorf auch für das gesamte Portfolio Print Technologies verantwortlich.
Frau Geldermann, welche Hauptthemen und welche Technologietrends können die Besucherinnen und Besucher der Drupa 2024 erwarten?
Sabine Geldermann: Das Motto der Drupa 2024 lautet „we create the future“, und es wird erneut darum gehen, sehr zukunftsorientierte Technologien zu zeigen – dies alles natürlich vor dem Hintergrund der großen globalen Megatrends, die unsere Branche ja nicht erst seit diesem Jahr und auch nicht erst seit der Pandemie beschäftigen. Auf der Metaebene ist hier sicherlich die Digitalisierung zu nennen. Damit kommt man unwillkürlich auch zur künstlichen Intelligenz, zur Automatisierung und zur Effizienzsteigerung. Ja, und es wird auch um die Weiterentwicklung von Digitaldrucktechnologien gehen. Da denke ich insbesondere an den Inkjetdruck. Ein bedeutender Themenkomplex der Messe ist die Nachhaltigkeit mit besonderem Fokus auf der Kreislaufwirtschaft, Ressourcen- und Energieeffizienz sowie Recycling.
Nach allem, was ich schon von den großen Playern gehört habe, werden wir beeindruckende Präsentationen sehen, und zwar im Commercial Print genauso wie in der Packmittelproduktion.
Sie haben in den vergangenen Monaten weltweit bei vielen Live-Konferenzen für die Drupa geworben. Welche globalen Trends haben Sie dort wahrgenommen?
Sabine Geldermann: Wenn man die Entwicklungen der Druckbranche in globaler Hinsicht betrachtet, so hängt vieles mit dem Wachstum der Weltbevölkerung zusammen. Was vielen nicht bewusst ist: Die internationale Druckindustrie hat eine enorme wirtschaftliche Relevanz. Weltweit sprechen wir von mehr als 4 Millionen Menschen, die in der Branche aktiv sind. Was den Umsatz be-trifft, sprechen wir von weltweit über 980 Milliarden US-Dollar. Wegen des Bevölkerungswachstums und der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Emerging Markets verzeichnet die Druckindustrie jährlich ein Umsatzplus von 4 Prozent. Manche Märkte wie z. B. in Deutschland sind gesättigt und verzeichnen derzeit sogar einen Rückgang im Druckvolumen. Länder wie Indien, China, Indonesien oder die Philippinen hingegen, aber auch viele andere Länder in Afrika, Lateinamerika und Asien legen derzeit unglaublich zu. Wo die Mittelschicht wächst, profitiert die Druckindustrie. Diese Dynamik haben wir bei unseren vielen Konferenzen im Ausland deutlich gespürt – und diese Dynamik wird die Drupa beeinflussen. Eines haben wir unabhängig von der jeweiligen konjunkturellen Lage festgestellt: Es besteht ein immenser Bedarf zu investieren. Infolge der Pandemie gibt es immer noch Investitionsstaus, die kompensiert werden müssen. Die Anschaffung moderner und innovativer Technologien ermöglicht es Druckereien und Weiterverarbeitungsbetrieben, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wird sich der Drive vor allem in Asien auch in der Internationalität der Drupa-Besucher widerspiegeln?
Sabine Geldermann: Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur Tendenzen benennen. Bei der Besucherregistrierung liegen China und Indien aktuell vorne in der Nationenwertung. Deutschland ist an dritter Stelle, dahinter folgen die Türkei, USA, Italien, Brasilien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Spanien, die Schweiz und Kanada. Das ist aber natürlich nur eine Momentaufnahme, denn China und Indien bestellen insbesondere jetzt schon ihre Tickets, weil die Besucher Visa benötigen.
Bei unseren drei Konferenzen in Indien hat man sich über die schleppende Bearbeitung von Visumanträgen deutlich beklagt. Zumindest sei es für die indischen Messebesucher schwierig, überhaupt entsprechende Termine bei den deutschen Behörden zu bekommen. Manchmal zieht sich das über Wochen und Monate hin – das ist wirklich dramatisch.
Gibt es auf der Drupa auch Start-up-Unternehmen?
Sabine Geldermann: Ja selbstverständlich! Das Sonderforum dna – drupa next age in Halle 7 öffnet die Türen zu innovativen Ideen, wegweisenden Technologien und aufstrebenden Talenten. Zehn Unternehmen haben hier bereits gebucht. Es gibt Networking-Möglichkeiten und faszinierende Einblicke in die Zukunft des Drucks. Junge Unternehmen können sich hier zu einem sehr attraktiven Teilnahmepaket präsentieren, aktuell gibt es noch die Möglichkeit, sich kurzfristig für diesen Bereich zu bewerben.
Welche Sonderflächen oder Specials gibt es noch auf der Drupa?
Sabine Geldermann: Weitere Sonderflächen sind der Touchpoint Packaging, der Touchpoint Textile, und der Touchpoint Sustainability. Natürlich ist auch die Print & Digital Convention an Bord. Dort gibt es übrigens auch Highlightstouren, die man im Online-Ticketshop buchen kann.
Eine feste Größe ist dann natürlich der Drupa Cube. Dort gibt es Präsentationen, Panels und hochkarätige Business Insights. Führungskräfte der ausstellenden Unternehmen, Manager und Geschäftsführer, Vertriebs- und Marketingleiter aus der Druck- und Verpackungsindustrie und natürlich die Brand Owner und Agenturvertreter können hier erlebt werden.
Thematisch sind wir hier sehr breit aufgestellt. In mehreren Sessions geht es um die Zukunft der Druck- und Verpackungstechnologien. Unsere Schwerpunkte sind Innovation, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung. Die sogenannten Business Boosters haben einen kommerziellen Schwerpunkt und behandeln Themen wie Vertrieb, Marketing, Wertschöpfung und den Aufbau einer Innovationskultur mit dem Ziel, Führungskräften in der Printbranche einen konkreten geschäftlichen Nutzen zu bieten.
Das Thema Circular Economy and Sustainability wird in fast jeder Sitzung des Cubes behandelt, aber einige Sitzungen sind speziell der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gewidmet. Diese sollen den Teilnehmern aus aller Welt dabei helfen zu verstehen, wie sie die gesetzlichen Regulierungen am besten einhalten, eine nachhaltige Lieferkette aufbauen und Einblicke in Themen wie die Materialumstellung gewinnen können.
Wir haben – ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen – ein sehr spannendes Spektrum an hochkarätigen Speakern auf internationaler Ebene, die eben auch die globalen Megatrends und deren Einfluss auf die Druckbranche beleuchten werden.
Wie viele Aussteller haben sich bereits angemeldet?
Sabine Geldermann: Aktuell sind es über 1.500 Aussteller. Davon kommen rund 1.200 aus dem Ausland. Und 490 Unternehmen sind zum ersten Mal auf der Drupa. Es gibt also viele neue Lieferanten zu entdecken. Wie dynamisch manche Länder sind, zeigt das Beispiel Ägypten: 2016 kamen aus diesem Land sechs Aussteller, dieses Jahr sind es bereits 12. Und die Fläche hat sich von 100 auf 300 Quadratmeter verdreifacht. Noch ein Beispiel: aus Indien haben wir dieses Jahr 39 Aussteller mehr als 2016. Ähnliche Trends sehen wir in vielen Ländern. Und selbst jetzt, zwei Monate vor der Messe, gehen die Anmeldungen laufend weiter. Sogar aus Asien melden sich noch täglich Firmen an.
Eine letzte Frage noch für Kurzentschlossene: Gibt es überhaupt noch Übernachtungskapazitäten in Düsseldorf?
Sabine Geldermann: Im Moment schon noch. Aber Angebot und Nachfrage bestimmen natürlich den Preis. Jedoch ist das Hotelangebot in den letzten Jahren in Düsseldorf extrem erweitert worden. In allen Kategorien sind Hotels dazugekommen. Es empfiehlt sich aber auch, in den umliegenden Städten zu suchen, da Düsseldorf aus allen Richtungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist.