Geldwerte Vorteile für die Druckweiterverarbeitung
Das aktuelle palamides-Portfolio lässt kaum Wünsche offen
von Redaktion,
Geht es um automatisierte Auslagesysteme für die Druckindustrie, führt kein Weg an dem im Großraum Stuttgart ansässigen Spezialisten palamides vorbei. Die palamides GmbH gehört sogar zu den weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung solcher Systeme.
Und das offenbart sich gleich, wenn Firmenchef Stefano Palamides auf die jüngsten technischen Entwicklungen des schwäbischen Mittelständlers zu sprechen kommt: „Wir sind gerade bei der Markteinführung der neuen Mitra (Einzelblatt-Auslage) und der neuen DSP (Dynamic Separation Platform), einem modularen System, mit dem wir alle unsere Maschinen ertüchtigen können, variable Daten zu verarbeiten. Und zwar extrem skalierbar zu verarbeiten, exakt auf die Kundenwünsche zugeschnitten. Das geht im Grunde von einer ganz einfachen Druckmarkenerkennung bis dahin, dass wir ‚Edge Computing‘ betreiben, also in der Maschine bereits Auswertungen vornehmen, die wir dann über einen FTP-Server dem Kunden zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung stellen.“ Wir haben immer mehr Projekte, bei denen die DSP genutzt wird, fährt Palamides fort. Das sei schon die Zukunft, ist er überzeugt. Das präzise Separieren von Chargen, von Sorten, von Jobs voneinander etc. werde immer mehr zum Thema.
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Bei der DSP handelt es sich also um eine Art Werkzeugkasten, mit dem alle palamides-Auslagen der neuen Generation Pro zur Verarbeitung variabel gedruckter Daten ausgestattet werden und somit Industrie-4.0-fähig sind (Details hierzu lesen Sie in Grafische Palette Nr. 4/2023, ab Seite 96).
Die DSP kann für die Weiterverarbeitung als die erste skalierbare Serienlösung für die Verarbeitung von Druckprodukten mit personalisierten Merkmalen apostrophiert werden. Die Kombinationsmöglichkeit mit fünf unterschiedlichen palamides-Auslagensystemen ermöglicht Lösungen für nahezu alle Anforderungen.
Die Produktlinie DSP wird sowohl im Direktvertrieb, als auch über das bestehende Händlernetz vermarktet. Es gibt schon einige interessante Installationen, wobei sich laut Stefano Palamides die Investition für den Anwender bei den aktuellen Anwendungen in einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten amortisieren soll. Der geldwerte Vorteil der DSP für den Anwender ergebe sich in der Regel „durch eine Kombination aus Prozessoptimierung, Leistungssteigerung und weiterer Generierung von Mehrwert“, so Palamides.
Flexible Einzelblattauslage Mitra
Ein weiteres Highlight ist die bereits erwähnte Mitra, eine hochflexible Einzelblattauslage, die an eine Vielzahl unterschiedlicher Produktionsmaschinen angestellt werden kann und das kantengenaue Stapeln der Produkte automatisiert. Die Liste der Produktionssysteme umfasst unter anderem Digital- und Flexodruckmaschinen, Rotativstanzen und viele Anwendungen hinter Rotativ-Querschneidern und Mailinglinien. Mögliche Produkte sind jegliche Arten von Einzelblättern, formgestanzte Produkte, Visitenkarten sowie Trägerkarten mit aufgespendeten Warenproben.
Der modulare Aufbau der Maschine erlaubt eine Konfiguration von einfachsten Anwendungen bis zu Highend-Anforderungen wie zum Beispiel Sammeln und Stapeln von gestanzten Produkten zu mehreren Nutzen bei höchsten Geschwindigkeiten.
Die CTB als „Game Changer“
Als „Game Changer“ bezeichnet Stefano Palamides die neue Collect-to-Box-Lösung (CTB). Er sieht diese als echte Innovation in der Weiterverarbeitung von Druckprodukten. Denn das skalierbare System sei darauf ausgelegt, Stapel verschiedener gedruckter Produkte wie gefaltete, geheftete und gebundene Materialien effizient in Wellpappcontainer, Standardkartons oder auf Paletten zu platzieren. Produkte werden eng aneinander in einem Karton oder auf einer Palette platziert, wodurch Kunden ein anpassbares, modulares Design für individuelle Bedürfnisse erhalten. Zu den Hauptmerkmalen zählen das Band-Gripper-System (Bandgreifer, patentiert), die Programmierung und Nutzung robotergestützter Lösungen sowie das Aufrichten und Verschließen vorkonfektionierter Kartons.
Als gemeinsame Entwicklung von palamides, Popp Maschinenbau und Unchained Robotics verwendet die CTB-Verpackungslösung Robotersysteme sowie Kartonaufrichter und ermöglicht das automatisierte Absetzen von vielerlei Druckerzeugnissen.
Initiiert worden ist das System eigentlich von Jörn Kalbhenn (B&K, Ottersweier), der ein Auslagesystem benötigte, das hinter seinem Sammelhefter die Produktstapel platzsparend und effizient in Wellpappkartons ablegen sollte, wie Stefano Palamides ausführt. Doch niemand konnte das liefern. Da Kalbhenn zu allen drei Firmen Kontakt hatte, holte er diese kurzerhand an einen Tisch zusammen und die gemeinsame Entwicklung CTB war „geboren“.
„Noch on top kam“, so Palamides weiter, „dass die Gesamtanwendung extrem anspruchsvoll ist. Auf der Anlage sollte verarbeitet werden können: von DIN A6-Doppelnutzen bis Überformat A4. Das können sein: Achtseiter, geheftete dünne Doppelnutzen-Broschüren, es können aber auch Magazine sein, die dann 8 mm dick sind. Und da fängt’s dann an: Die einen Produkte sollte man auf alle Fälle banderolieren, damit sie eine gewisse Stabilität haben; und die anderen sollte man eigentlich kreuzlegen, um entsprechende Höhen zu erreichen und die Produkte weggepackt zu bekommen. Zusätzliche Anforderung war: Die Produkte müssen auch aus der Linie rausgebracht, durch einen Schrumpftunnel geführt und wieder in die Linie integriert werden können, um dann automatisiert palettiert zu werden – also ein extrem hohes Anforderungsprofil“, wie Palamides betont. Dem hat man sich gemeinsam gestellt und mit Popp zusammen die Konzeption Auslage, Transport-System etc. erarbeitet, während Unchained Robotics dann die Roboter-Programmierung und die Visualisierung der Palettierung übernahm.
Die erste Anlage (Pilotinstallation) dieser Art wurde kürzlich folgerichtig bei B&K in Ottersweier installiert. Hier kommt ein klassischer Roboter (von Yaskawa) im CTB-System zum Einsatz. Der Bandgreifer selber wiegt 7 kg und kann Lasten bis 10kg bewegen. Die Reichweite des neuen Roboters liegt bei 1,95 m. Komplett eingehaust (auch die mobile Lösung) handelt es sich nicht um einen Cobot, so Palamides. Kollaborieren könne man aber auch; dann reduziere sich jedoch die Leistung, alles andere werde aber genauso benötigt. Ergibt sich eine Anwendung, wo das Kollaborieren Sinn macht, sei palamides in der Lage, auch diese Variante technisch umzusetzen. Das kleinste verarbeitbare Format bei CTB beträgt 140 x 95 mm, das größte 330 x 240 mm. Die maximale Stapelhöhe beträgt 200 mm, die Roboter-Taktleistung liegt bei 300+ Zyklen/h. Das Interessante an dieser CTB-Anlage ist, dass darin viele unterschiedliche neue Module integriert sind, die in unterschiedlichen Kombinationen auch für eine mobile oder einfachere Anwendungen genutzt werden können.
Das Ziel: Die CTB ist bereits eine, soll aber noch weiter zu einer hochmodularen Lösung ausgebaut werden, die je nach Kundenanforderung konfiguriert werden kann. Angefangen damit, dass es keine palamides-Auslage sein muss. Es wird in Zukunft unterschiedliche Schnittstellen geben, die standardisiert angeboten werden können. Ebenso die Möglichkeit, Stapel in der Linie zu gruppieren. Das bedeutet, dass z.B. eine komplette Kartonladung vom Bandgreifer übernommen und auf einen Schlag in den Karton eingesetzt wird. Verarbeitet werden können Einzel- wie auch Doppelnutzen, Stapel können ausgesteuert und wieder zurück in die Linie bewegt werden, um sie zu palettieren.
Was kommt zur drupa 2024?
Der Lieferstart der CTB-Systeme ist für Frühjahr 2024 geplant. Zur drupa 2024 wird noch ein Zusatzmodul gezeigt, um seitennahtverklebte Standard-Kartons aufzurichten, automatisiert zu verkleben, zu befüllen, zu verschließen und automatisiert auf Palette abzusetzen. Und das alles wird in enger Kooperation mit Popp umgesetzt. Auf dem in Düsseldorf mit Popp installierten 180 m²-Gemeinschaftsstand in Halle 6 soll außerdem voraussichtlich eine CTB in mobiler Version gezeigt werden. Insgesamt werden auf der drupa drei bis vier verschiedene Linien mit den jüngsten technologischen Entwicklungen zu sehen sein. Angekündigt sind drei weitere Kooperationen, die aber erst auf der drupa selbst thematisiert werden sollen.