Koenig & Bauer und die Ausrichtung auf den Verpackungsdruck
von Redaktion,
Während der Corona-Zeit hat Koenig & Bauer in Radebeul fast geräuschlos ein Customer Experience Center aufgebaut, in dem das Unternehmen auch große und sehr große Maschinen prominent präsentieren kann: So wie beispielsweise die Faltschachtelklebemaschine Omega Allpro 110, die in der Version, wie sie in Radebeul steht, fast 17 Meter lang ist.
„Die Omega Allpro 110 ist hier in Radebeul ein sichtbarer Beleg für unsere Ausrichtung in Richtung Packaging“, erklärt Reinhard Marschall, Geschäftsführer von Koenig & Bauer Deutschland in der sächsischen Kreisstadt. Während der letzten Jahre hat der Unternehmensstandort massiv in Menschen und Maschinen investiert, mit seinen 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Koenig & Bauer zu den größten Maschinenbauern in Ostdeutschland: Ein Maschinenbauer, der in Sachen Druck übrigens auf eine erstaunliche Geschichte zurückblicken kann! Vor 91 Jahren wurde in Radebeul nicht nur die erste Vierfarben-Bogenoffsetmaschine weltweit produziert, 1965 nahm an diesem Ort auch die heute übliche Aggregatbauweise von Offsetmaschinen ihren Anfang und wurde im gleichen Jahr auf der Leipziger Messe präsentiert. Doch das ist Geschichte. Auf die ist man, das ist gar keine Frage, stolz, insgesamt werden seit 125 Jahren Druckmaschinen in der Stadt, in der auch Karl May einst wirkte, hergestellt.
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Die Zukunft im Offset: die Rapida-Serie
Der Blick richtet sich jedoch in die Zukunft. Im Customer Experience Center wird diese Zukunft von der Rapida 106 X repräsentiert, der leistungsfähigsten und ausgereiftesten Bogenoffsetmaschine im Format 780 x 1.060 mm aus dem Hause Koenig & Bauer. „Auf Wunsch kann sie mit bis zu 19 Druck- und Veredelungswerken am Stück ausgestattet werden“, erzählt Peter Kolle (Vertriebsdirektor D-A-CH) beim Gang um die Maschine. „Das entspräche dann einer Gesamtlänge von 35 Metern.“ Diese Rapida produziert nicht nur bis zu 20.000 Bogen/h – als erste Bogenoffsetmaschine der Welt kann sie dies (auf Wunsch) auch im Schön- und Widerdruck. Natürlich wird der gesamte Druckvorgang mit einem Kamerasystem (bei Schön- und Widerdruckmaschinen zwei Kameras) ständig kontrolliert. Kleinste Fehler und Abweichungen bis zu ca. 90 μm lassen sich ermitteln, visualisieren und protokollieren. Optimierte Waschprozesse verkürzen die Einrichtezeiten, umfangreiche Preset-Funktionen reduzieren signifikant die Makulatur und bieten die Möglichkeit zum Ausschleusen von fehlerhaften Bogen in der Doppelstapelauslage.
Koenig & Bauer Sheetfed mag einen Fokus auf den Verpackungsdruck legen, aber auch Akzidenz- und Labeldruck finden in der Rapida-Reihe ihre Berücksichtigung. „Alle Systeme der Rapida-Serie“, so Reinhard Marschall, „basieren auf einer Plattform.“ Das Grundgerüst ist also gleich. Was zum sogenannten Performancemanagement führt, das sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben hat. „Wir stellen die Maschine nicht nur beim Kunden auf. Wir erarbeiten mit dem Kunden das System, das am besten auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.“ – „Wir sind heute nicht mehr nur ein Hardware-Lieferant“, ergänzt Peter Kolle und erläutert dies am Beispiel des Services, den das Unternehmen darüber hinaus bietet: „Auf Basis von übermittelten Maschinendaten können Fehlfunktionen frühzeitig erkannt, oft sogar vermieden werden. So ist es möglich, dank digitaler Tools aus dem Hause Koenig & Bauer, ungeplante Stillstandszeiten zu vermeiden und eine optimale Performance zu erzielen.“ Überhaupt wird die Thematik der Ferndiagnose großgeschrieben, zu deren Pionieren das Haus zählt. Seit 1995 gehören Ferndiagnose-Tools serienmäßig zur Leitstandtechnik der Rapida-Bogenoffsetmaschinen. Und nicht nur Fehlerdiagnose ist auf diesem Weg möglich. Auf Wunsch können auch Updates ins System übertragen werden, denn natürlich wird in Radebeul stets auch an der Optimierung des Maschinenlaufs gearbeitet. Das Zusammenführen von Maschinen- und digitaler Welt und damit die Wandlung vom traditionellen Druckmaschinenhersteller zum Technologiekonzern, wird hausintern „Exceeding Print“ genannt.
Innovativ für Verpackungen
Zurück zum Thema Verpackungen. Auf dem Rundgang durch das Customer Experience Center führt der Weg zur CutPro X 106, einer Rotations-Stanze, die auf 15.000 Bogen pro Stunde für Materialien bis 0,6 mm ausgelegt ist. Rüstzeiten von weniger als 10 Minuten, Abspeicherung von allen jobrelevanten Daten in der Cloud, eine hohe Variabilität bei der Maschinenkonfiguration- und Ausstattung durch die Aggregatbauweise und eine Registriergenauigkeit von 15 μm sowie individuell einstellbarer Stanzdruck in 1 μm-Schritten sind einige Merkmale der Stanze. Natürlich ist sie auch im Akzidenz- oder Etikettendruck einsetzbar. Beim letztgenannten reduzieren sich die Rüstzeiten auf unter fünf Minuten.
Die Rotationsstanzen werden bei Koenig & Bauer in Radebeul gefertigt. Die Flachbettstanzen im Schwesternwerk in Barcelona. Von Koenig & Bauer-Durst stammt derweil ein neues System für den digitalen Bogendruck für den Faltschachtelmarkt – die VariJet 106. Sie verbindet die Möglichkeiten des Inkjetdrucks mit den Druck- und Veredelungslösungen des Offsetverfahrens.